Gelsenkirchen. Was in Mülheim startet, ist in Gelsenkirchen schon geschehen. Und wird ausgebaut. Geldautomaten bekommen einen Schutzpanzer aus Stahlbeton.
In Mülheim an der Ruhr schützt seit neustem ein tonnenschweres Korsett aus Stahlbeton einen freistehenden Geldautomaten der Sparkasse. Hintergrund dafür sind die vielen Automaten-Sprengungen im Ruhrgebiet, von denen auch Gelsenkirchen nicht verschont geblieben ist. Von Dezember 2022 bis März 2023 hinterließen die Täter in Erle und Resse sowie in Horst und in Scholven nach ihren zum Teil spektakulären Raubzügen jeweils ein Trümmerfeld.
An diesen drei Orten in Gelsenkirchen schützt bereits ein Stahlbetonmantel einen Geldautomaten – vierter Standort bereits in Planung
Drüben an der Ruhr rüstet man jetzt mit betongesicherten Automaten auf, hier an der Emscher ist man schon länger dabei, potenzielle Ziele solcher Räuberbanden (oft aus den Niederlanden) gegen solche heftigen Sprengungen entsprechend zu schützen. Der Startschuss fiel in Gelsenkirchen bereits im Jahr 2021, wie Udo Kramer, Sprecher der Sparkasse Gelsenkirchen erklärt. „Wir setzen bereits drei Geldautomaten mit einer solchen Schutzhülle aus Stahlbeton ein – und zwar an Standorten in Buer-Nord an der Feldhauser Straße 91, in der Resser Mark, Im Emscherbruch 72-74, sowie und in der Zoom-Erlebniswelt.“
Die beiden letzteren Automaten sind im Juni 2021 installiert worden, im Februar 2022 folgte der dritte. Die Sparkasse Gelsenkirchen prüft nach eigenen Angaben, weitere Standorte umzurüsten. Einer davon ist beispielsweise der Automat am Marktkauf an der Willy-Brandt-Allee in Erle. Auch dort hatten sich Automaten-Knacker zu schaffen gemacht.
Das kostet ein Geldautomat im Stahlbeton-Korsett
Die Aufrüstung ist teuer: Stahlbeton plus Automat und plus Datenleitungen schlagen gut und gerne mit rund 100.000 Euro zu Buche.
Eine Investition, auf die die Geldinstitute im Zeitalter der Digitalisierung, des Online-Bankings und des bargeldlosen Zahlungsverkehrs gerne verzichten würden – aber bislang scheitert es an der großen Vorliebe hiesiger Kunden für echtes Geld. Motto: Nur Bares ist Wahres.
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Der Einsatz der neuen Automaten mit Schutzhülle ist aber nicht immer umsetzbar. Für die Aufstellung solcher Automaten mit Stahlbetonmantel braucht es Platz. Beispielsweise ist der gesprengte Automat an der Filiale Resser Mark (Ewaldtstraße) in der Gebäudeaußenwand eingelassen gewesen. Das Umfeld dort auf dem Gehweg bietet nicht unbedingt viel Raum für die Aufstellung eines solchen ausladenden Betonklotzes.
Sparkasse Gelsenkirchen: Risiko-Analyse mit den Experten der Polizei
Welche Vorkehrungen in welcher Kombination getroffen werden, hängt von der aktuellen Risiko- und Gefährdungssituation des jeweiligen Standortes ab. Bei der Beurteilung dieser Risiken setzt die Sparkasse zum einen auf die Expertise der Polizei als auch zum anderen auf die Erfahrungswerte des eigenen Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Die Sparkasse hat beispielsweise in Absprache mit eben solchen Experten „die Geldautomaten im Hans-Sachs-Haus und im Rewe-Supermarkt in Buer sowie einige Außenwandautomaten bereits stillgelegt“. Interessant:Banken in Not: Lassen sich Automaten besser sichern?
Zu den Schutzmaßnahmen zählen unter anderem Einbruchmeldetechnik (Alarmanlagen), der Einsatz von Verbnebelungssystemen, Einfärbe- und Verklebungssysteme, damit die Geldscheine im Automaten unbrauchbar werden und Täter verraten, Wachdienste, Video-Überwachung oder mechanische Systeme wie Gitter, Zusatzrollläden oder -riegel und Co.
„Auch andere Maßnahmen wurden bereits getroffen“, sagt Udo Kramer abschließend. „Schon seit längerer Zeit sind unsere SB-Foyers während der Nachtstunden verschlossen und die Automaten auch zur Sicherheit abgeschaltet.“