Gelsenkirchen. Die XL-Unterkunft an der Katernberger Straße ist nicht unumstritten. Warum die Grünen das Flüchtlingsmanagement der Stadt dennoch loben.
Gelsenkirchen ist für die Grünen in der Stadt ein „Positivbeispiel in NRW“, wenn es darum geht, Flüchtlinge dezentral in eigenen Wohnungen unterzubringen. Das teilte Fraktionschefin Adrianna Gorczyk als Reaktion auf eine WAZ-Recherche zur Flüchtlingssiedlung an der Katernberger Straße mit.
In dem abgeschiedenen Feldmarker Viertel sind stadtweit die meisten Geflüchteten untergebracht – in einem Umfeld, in dem viele Anwohner ohne Arbeit und mit ausländischer Staatsbürgerschaft leben. Trotz der Integrationsherausforderungen, die in der gesamten Siedlung bestehen, hält die Verwaltung es aber auch rückblickend für eine richtige Entscheidung, die stadtweit größte Flüchtlingsunterkunft dort errichtet zu haben.
Stadt Gelsenkirchen bringt Großteil der Flüchtlinge in Wohnungen unter
Die Grünen finden, dass die „Lage der Unterkunft an der Katernberger Straße sicher nicht ideal ist“, da sie relativ abgeschieden sei. Zudem sei sie „mit einer Gesamtkapazität von rund 200 Menschen größer als es der Landesintegrationsrat NRW zusammen mit dem Flüchtlingsrat NRW vorsehen würde“ – dort empfiehlt man kleinere Unterkünfte mit nicht mehr als 80 Plätzen. Bei der Bewertung des Flüchtlingsmanagements der Stadt sei jedoch zu berücksichtigen, dass die meisten Menschen ohnehin schnell in eigenen vier Wänden leben würden.
„Ziel der Stadt muss es sein und bleiben, allen geflüchteten Menschen möglichst schnell eine dezentrale Unterkunft zur Verfügung zu stellen und so die Integration in die Stadtgesellschaft zu erleichtern“, so Gorczyk. Gelsenkirchen gelinge das bisher deutlich besser als anderen Kommunen. In der Tat sind die meisten Geflüchteten in der Stadt außerhalb von Sammelunterkünften untergebracht. Aktuell leben etwa 70 Prozent der Menschen in eigenen Wohnungen.
FDP Gelsenkirchen ist verwundert über Schrotthäuser an der Katernberger
„In Zukunft werden eher mehr als weniger Flüchtende bei uns Schutz suchen, daher sind funktionierende und feste Strukturen wie die Unterkunft an der Katernberger Straße wesentlicher Bestandteil des kommunalen Aufnahmekonzeptes und werden dies auch bleiben, um Ad-hoc-Lösungen wie etwa eine Unterbringung in Turnhallen möglichst zu vermeiden“, so Gorczyk. Die Lage der Katernberger Unterkunft ermögliche zudem Sozialarbeit direkt vor Ort, „die die Awo dort seit Jahrzehnten durchgängig und offenbar erfolgreich leistet“, hebt die Co-Fraktionsvorsitzende lobend hervor.
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Die Siedlung beschäftigt jetzt auch die FDP. Die Gelsenkirchener Fraktion will im Stadtplanungsausschuss den Zustand einiger heruntergekommener Immobilien in der Katernberger Siedlung thematisieren. Im Blick hat die Fraktion dabei Schrotthäuser im Bereich zwischen Flüchtlingsunterkunft und Aldenhofstraße sowie an der Zollvereinstraße, die nach WAZ-Informationen teils im Besitz der GGW, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, sind. Für die Fraktion wirft das Fragen auf:
„Wir wollen wissen, welche Menschen dort untergebracht sind und wie die Verwaltung zu diesen Unterkünften steht?“, fragt sich Ralf Robert Hundt, für die Liberalen Mitglied im Fachausschuss. „Wir wollen außerdem wissen, ob es nach Einschätzung der Verwaltung ähnliche Spekulationsobjekte wie zum Beispiel das gelbe Haus an der Kurt-Schumacher-Straße sind.“ Von außen wirkten die Häuser heruntergekommen und nicht so, als ob sie bewohnbar wären. „Könnten sie also in das Zukunftsprojekt Schrottimmobilien aufgenommen werden?“