Gelsenkirchen. Wie viele Flüchtlinge werden der Stadt eigentlich zugewiesen? Und wo in Gelsenkirchen wohnen sie? Das sind die wichtigsten Daten und Fakten.

Weil die bisherigen Flüchtlingsunterkünfte aus allen Nähten platzten, musste die Stadt Gelsenkirchen Mitte Juni die Emscher-Lippe-Halle als Notunterkunft reaktivieren. Damit hat die Stadt nun insgesamt Platz für 1177 Asylbewerber in ihren insgesamt acht Unterkünften, die jeweils für unterschiedliche Menschengruppen gedacht sind. Wie die Unterkünfte ausgelastet sind und welche Schwerpunkte dort verfolgt werden – der Überblick.

Die Unterkunft mit den meisten Plätzen ist jetzt die kürzlich wieder eröffnete Emscher-Lippe-Halle (ELH) in Erle. In der ehemaligen Veranstaltungshalle sind Mitte Juni die ersten Menschen eingezogen, mittlerweile sind von 242 Plätzen 14 belegt. Gedacht ist sie ausschließlich für nichtukrainische Menschen, also zum Beispiel für Geflüchtete aus Syrien oder Afghanistan.

Noch Platz in den Unterkünften für Ukrainer in Gelsenkirchen

Weitere Notunterkünfte sind die ehemalige Hauptschule an der Mehringstraße 16 in Scholven und das ehemalige Klostergebäude an der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Buer. Beide Unterkünfte sind ukrainischen Flüchtlingen vorbehalten. Die Stadt begründet die Trennung damit, dass unter den Ukrainern besonders viele Frauen mit Kindern sind, während andere Geflüchtete häufiger männlich sind und alleine kommen. Im Kloster gibt es aktuell 23 Plätze, die alle belegt sind. In der Mehringschule gibt es 342 Plätze, davon sind 129 belegt.

So sind Flüchtlinge in Gelsenkirchen untergebracht - der Überblick.
So sind Flüchtlinge in Gelsenkirchen untergebracht - der Überblick. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Zu den regulären Gemeinschaftsunterkünften (GU) der Stadt zählen die Katernberger Straße, die Adenauerallee sowie Wohnhäuser an der Katernberger Siedlung, am Nordring und am Hördeweg. Insgesamt kann die Stadt hier derzeit 570 Menschen einen Schlafplatz bieten.

Die größte GU liegt an der Katernberger Straße 37-42, im größten sozialen Brennpunkt der Stadt, mit insgesamt 204 Plätzen. Die Vollbelegung in der umzäunten Unterkunft ist quasi erreicht: 198 Plätze sind vergeben. Eine wirklich 100-prozentige Belegung gilt aufgrund verschiedener Faktoren, etwa weil anreisende Familien nicht getrennt werden sollen, als unrealistisch.

Die zweite zentrale Gemeinschaftsunterkunft der Stadt liegt an der Adenauerallee 102 in Erle. In den dortigen Fertigbauhäusern können 144 Menschen Platz finden, 140 Plätze sind besetzt.

Flüchtlingskapazitäten in Gelsenkirchen: Auslastung insgesamt bei etwa 60 Prozent

Hinzukommen mehrere „städtische Objekte mit Wohnhauscharakter“, wie es Ina Geldermann, Leiterin des Sozialreferates, formuliert. Derartige Unterbringungen befinden sich in Nähe der Gemeinschaftsunterkunft Katernberger Straße sowie am Nordring (Buer) und am Hördeweg (Feldmark). Letztere Einrichtung hebt sich von den anderen ab, weil hier ein besonderer Schwerpunkt auf „Männer mit besonderen sozialen Problemen“ gesetzt wird, so Geldermann. Insgesamt ist in den kleineren Unterkünften derzeit Platz für 222 Menschen, 194 sind dort aktuell auch untergebracht.

Insgesamt heißt das: Mit den neu geschaffenen Plätzen durch die ELH liegen die Flüchtlingsunterkünfte der Stadt nun bei einer Auslastung von 59,3 Prozent. Von den 1177 Plätzen sind also 698 belegt.

Das sind aber bei weitem nicht alle Flüchtlinge, die in der Stadt leben. Wie Ina Geldermann betont, verfolgt die Stadt „den Grundsatz, die Menschen dezentral in Wohnungen verteilt im Stadtgebiet unterzubringen.“ Das heißt: 70 Prozent der Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, sind in Privatwohnungen untergebracht. Dabei werden laut Dietmar Klobuschinski, Leiter der städtischen Abteilung „Flüchtlinge und Wohnungslose“ im Sozialreferat, Menschen priorisiert, „die eine gute Bleibeperspektive haben“. Während also beispielsweise ein Syrer relativ schnell aus einer Unterkunft ausziehen kann, bleiben Nigerianer oder Armenier in der Regel wesentlich länger dort.

Wie viele Flüchtlinge der Stadt Gelsenkirchen zugewiesen werden, ist schwer abzuschätzen

Alleine im Jahr 2022 wurden in Gelsenkirchen 2875 Geflüchtete aufgenommen, darunter 2500 Kriegsvertriebene aus der Ukraine und 375 Personen aus anderen Herkunftsländern. Im Jahr 2023 sind es bislang 305 Geflüchtete (Stichtag 14. Juni), darunter 157 aus der Ukraine und 148 aus weiteren Ländern. Der Großteil sind Syrer (33 Prozent) und Türken (17 Prozent), je rund 10 Prozent entfallen auf Afghanistan, Kosovo und den Irak, die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf Armenien, Mazedonien, Iran, Libanon, Ägypten, Eritrea, Somalia, Albanien, Bosnien-Herzigowina, Ghana, Serbien und Sri Lanka.

Auch wenn man es in der Stadtverwaltung aufgrund der „doppelten Integrationsherausforderungen“ in Gelsenkirchen durch den zusätzlichen Zuzug vieler Südosteuropäer deutlich kritisiert: Mit den derzeit aufgenommenen Menschen erfüllt die ihre Quoten noch nicht komplett, sie könnte in der nächsten Zeit also noch weitere Geflüchtete von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen bekommen. Nach der sogenannten FlüAG-Quote (Quote nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz) hat Gelsenkirchen eine verbleibende Aufnahmeverpflichtung von noch 209 Personen.

Eine Herausforderung der Stadt bei der Zuweisung: Sie kann sich schlecht darauf vorbereiten, wie viele Menschen in welchem Monat kommen. Wie die Zuweisungszahlen seit Januar 2022 zeigen, variiert es je nach Monat sehr stark, wie viele Menschen in der Emscherstadt versorgt werden müssen: Während der Stadt im September beispielsweise noch 149 Menschen zugewiesen wurden, waren es einige Monate später, im Februar 2023, lediglich 14 Menschen.