Gelsenkirchen. Das „Gelbe Haus“ an der Schalker Meile sollte alsbald königsblau werden. Nun die dramatische Wende. Welche Zahlungen ausblieben, was nun droht.

Ob aus dem Gelben Haus an der Schalker Meile alsbald ein königsblaues wird, erscheint zum jetzigen Zeitpunkt mehr als fraglich. Die Immobilienunternehmen BBS 1 und 2 hatten die „Engelsburg“ und ein weiteres Eckhaus an der Kurt-Schumacher-Straße bei Zwangsversteigerungen meistbietend erworben, die beiden Erkrather Unternehmergesellschaften ließen nach WAZ-Informationen jetzt aber zwei von drei Fristen zur Zahlung der Restschuld verstreichen.

Die Vermietungsgesellschaft BBS 1 UG hatte Anfang Februar in einem spektakulären Bieterwettstreit mit der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft den Zuschlag für das Gelbe Haus in Höhe der Kurt-Schumacher-Straße 124 und 126 für insgesamt rund 750.000 Euro zugesprochen bekommen. Ende Februar dann hatte die BBS 2 UG die erneut mitbietende GGW abermals ausgebootet und das Eckhaus an der Kurt-Schumacher-Straße 118 – ehemals Sitz der blau-weißen Fahrschule – für rund 631.000 Euro ersteigert.

Engelsburg und Ex-Fahrschulhaus: Restzahlungen von 664.000 Euro ausgeblieben

Das federführende Amtsgericht Gelsenkirchen hat daraufhin die Fristen für die Zahlung der Restschulden entsprechend festgesetzt: Für die marode Hälfte des gelben Hauses, das ist die Hausnummer 124, wurde der sogenannte Verteilungstermin auf den 27. März festgesetzt, für die grau-fliederfarbene Hausnummer 118 war es der 4. Mai und für die wertvollere zweite Hälfte der Engelsburg (Hausnummer 126) ist es der 11. Mai. Nach WAZ-Informationen haben die Unternehmergesellschaften die fälligen Restzahlen der Steigpreise in Höhe von insgesamt rund 664.000 Euro nicht bzw. noch nicht geleistet.

Bei Zwangsversteigerungen sind zunächst nur zehn Prozent des Verkehrswertes als Sicherheitsleistung sofort zu bezahlen, die restliche Kaufsumme ist nach einer zweimonatigen Frist fällig. Fristverlängerungen sind laut Gericht nicht möglich.

Auf Nachfrage dieser Zeitung nach den Gründen für das Ausbleiben der Restzahlungen und zu weiteren Fragen bezüglich der beiden erworbenen Immobilien an der Schalker Meile, antwortete der Geschäftsführer beider Gesellschaften, Sajad Soleymanmanesh, zunächst nicht. Kurz vor Veröffentlichung des Artikels teilte er mit, dass das Verstreichen der Frist „so nicht stimme“, zugleich stellte er ein Gespräch in den kommenden Tagen in Aussicht.

Zuletzt hatte Soleymanmanesh noch bekanntgegeben, dass nach umfangreicheren Aufräumarbeiten im Frühjahr in der Engelsburg mit den Planungen für den Einsatz der verschiedenen Gewerbe begonnen werde. Als Zielzeitraum für die renovierte Engelsburg nannte der Geschäftsführer Ende 2023.

Kursios: Gelbes Haus an Schalker Meile und Eckhaus fallen nicht altem Eigentümer als Gläubiger zu

Das zwangsversteigerte Haus Nr. 118 auf der Schalker Meile an der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen. Stichtag für die Restzahlung des Steigpreises war der 4. Mai. Die Zahlung ist ausgeblieben.
Das zwangsversteigerte Haus Nr. 118 auf der Schalker Meile an der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen. Stichtag für die Restzahlung des Steigpreises war der 4. Mai. Die Zahlung ist ausgeblieben. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Die Zwangsversteigerungen der Immobilien hatte die Stadt Gelsenkirchen aufgrund ausgebliebener Grundbesitzabgaben maßgeblich vorangetrieben. Die sind mittlerweile beglichen. Trotz Ablauf der Zahlungsfristen bleiben die Immobilien im Besitz der Erkrather Immobiliengesellschaften. Vormals gehörten sie zu einem der in den Niederlanden ansässigen Global Foundation BV und zum anderen der Duisburger Immobilien Holding GmbH NRW – Kopf beider Unternehmungen ist David Thomas Willis. Auch er und seine Firmen waren nicht erreichbar. Seit März dieses Jahres läuft bei der Holding ein Insolvenzverfahren (64 IN 196/22).

Dem gebürtigen Briten mit holländischer Staatsbürgerschaft gehören nach WAZ-Informationen auch die Häuser an der Devenstraße 99 und 101 – sie waren in der Vergangenheit öfter schon Thema in den politischen Gremien und Einsatzort behördenübergreifender Kontrollen.

Es ist aber nicht so, dass die Stadt mit Engelsburg und Ex-Fahrschulgebäude nichts mehr zu tun hätte. Beide Häuser sind der Verwaltung zufolge weiterhin Gegenstand wohnungs- und baurechtlicher Verfahren aufgrund einer langen Mängelliste und weiteren Beanstandungen. Beispielsweise gibt es in der maroden gelben Haushälfte keinen Strom und kein Wasser mehr.

Für die Engelsburg gibt es nach Informationen daher eine „Nutzungsuntersagung“, die Bewohner von drei belegten Wohnungen sind zum Auszug aufgefordert worden. Ähnlich, aber nicht ganz so arg sieht es an Hausnummer 118 aus. Heißt: Die Stadt wird auf jeden Fall als Kontrolleur wieder auf den Plan treten.

Die Frage ist, wer nun und ob überhaupt jemand als eine Art „Verwalter“ von Eigentümerseite aktiv wird, um die Beanstandungen zu beseitigen. Blieben erneut Zahlungen wie Grundbesitzabgaben oder Ähnliches offen, so landeten die Häuser erneut unter dem Hammer – das allerdings kann Wochen und Monate dauern, der Verwaltungsaufwand der beteiligten Behörden und Ämter ist groß und dauert.