Gelsenkirchen. In die Offensive geht Gelsenkirchens Ex-Polizeichefin mit einem neuen Sicherheitskonzept in Düsseldorf. Die Idee löst aber nur Abwehrreflexe aus.

  • Britta Zur, Ex-Polizeichefin in Gelsenkirchen und neue Düsseldorfer Ordnungsdezernentin, will die Arbeitszeiten des Ordnungsdienstes bis drei Uhr nachts ausweiten
  • Der Düsseldorfer Ordnungsdienst soll so die dortige Polizei mehr unterstützen helfen
  • In Gelsenkirchen findet der Vorschlag wenig Interesse zur Nachahmung - begründet wird das unter anderem mit einer fehlenden Partymeile, dabei hat man in Düsseldorf nicht nur die Altstadt im Blick mit diesem Konzept

Kaum, dass Gelsenkirchens ehemalige Polizeipräsidentin Britta Zur in der Landeshauptstadt zur Ordnungsdezernentin ernannt wurde, geht die frühere Staatsanwältin auch schon wieder in die Offensive. Mit einem neuen Einsatzkonzept für den Düsseldorfer Ordnungsdienst will 42-Jährige für mehr Sicherheit sorgen. Eine Idee, die bei der hiesigen Verwaltung allerdings auf Skepsis und Ablehnung stößt.

Vorstoß der Gelsenkirchener Ex-Polizeichefin: Ordnungsdienst bis um drei Uhr im Einsatz

Düsseldorf, insbesondere die Ausgehmeile rund um die Altstadt, ist zuletzt immer wieder durch Gewalttaten, Messer-Attacken, Angriffe auf Kneipengäste und Einsatzkräfte in die Schlagzeilen geraten. Erst in diesem Frühjahr musste sich ein 18-Jähriger aus Castrop-Rauxel vor Gericht wegen versuchten Totschlags verantworten – er hatte laut Staatsanwaltschaft zugestoßen, das 25-jährige Opfer wäre fast verblutet. Anfang des Jahres ist ein 47-Jähriger nach einer blutigen Schlägerei sogar verstorben.

Wie die Zeitung Bild berichtete, hat Zur von ihrem Büro am Burgplatz eine wichtige Neuerung bereits auf den Weg gebracht: Der Düsseldorfer Ordnungsdienst soll jetzt nachts bis drei Uhr aktiv sein und mit der Polizei zusammen arbeiten. So sollen die Beamtinnen und Beamten mehr Unterstützung bekommen.

Zur, die schon als Staatsanwältin und später als Gelsenkirchener Polizeipräsidentin ebenso hart wie konsequent gegen Gewalt gegen Einsatzkräfte vorging, sieht in der engeren Verzahnung von Polizei und Ordnungsdienst einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Sicherheitslage in Düsseldorf. Ihr Ziel: „Alle sollen wieder gesund nach Hause kommen.“

Dazu begrüßt die Spitzenbeamtin ausdrücklich jede Art von Neuerung, um Kriminellen es so schwer wie möglich zu machen: Mit einem Knopfdruck kann die Düsseldorfer Polizei beispielsweise die Altstadt und das Rheinufer taghell erleuchten, wenn es dort Probleme oder Ansammlungen gibt. Zur hat mit ihrem neuen Vorstoß aber nicht nur die Partymeile am Rhein im Blick, sondern grundsätzlich die Sicherheit im öffentlichen Raum.

Etwas Ähnliches gibt es auch in Gelsenkirchen mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz. An Hotspots wie dem Spielplatz Robert-Koch-Straße können Unbefugte mit grellem Licht abgeschreckt werden.

Düsseldorfer Idee stößt in Gelsenkirchen auf Ablehnung - Polizei zurückhaltend

Die ehemalige Polizeipräsidentin Britta Zur bei ihrem Abschiedsinterview.
Die ehemalige Polizeipräsidentin Britta Zur bei ihrem Abschiedsinterview. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Stadt Gelsenkirchen hält nicht viel davon, die Düsseldorfer Idee zu kopieren, die hiesige Polizei äußert sich zurückhaltend. Beiden Behörden gemein ist die Ansicht, dass sich „die Situation in Düsseldorf nicht mit Gelsenkirchen vergleichen“ lasse. Vor allem die Stadt spielt darauf an, dass Gelsenkirchen nicht so eine ausgeprägte Partyszene habe wie Düsseldorf.

Interessant: Warum Polizeipräsidentin Britta Zur Gelsenkirchen verlässt

Polizeisprecher Thomas Nowaczyk: „Fakt ist, dass Sicherheit und Ordnung in Gelsenkirchen zu jeder Zeit gewährleistet sind, egal, wer zu welcher Zeit zuständig ist.“ In Sachen Ausdehnung der Bereitschaftszeiten des KOD sei die Stadt verantwortlich. Ob die Polizei die Unterstützung begrüßen würde, wenn sie denn käme, dazu machte sie keine Aussage.

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Stadtsprecher Martin Schulmann verwies auf die Ergebnisse der neunmonatigen Testphase für einen 24-Stunden-Betrieb des KOD an sieben Tagen pro Woche im vergangenen Jahr. Demnach sind bis 22 Uhr viele Anrufe eingegangen, im Sommer und Spätsommer auch bis 23 Uhr, dagegen habe die Leitstelle des KOD (0209 169 3000) von 22 bzw. 23 Uhr bis 7 Uhr kaum bis keine Meldungen erhalten. In der Summe waren es 2022 Anrufe, die ausgewertet wurden.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse sind dann folgende Erreichbarkeiten der KOD-Leitstelle festgelegt worden: in der Sommersaison (April bis September) montags bis sonntags von 7 bis 23 Uhr und in der Wintersaison (Oktober bis März) montags bis sonntags von 7 bis 22 Uhr.