Gelsenkirchen. Für die NRW-Polizei ist ein Plus von 420 Stellen bei den Beamten vorgesehen. Wie viel Verstärkung Gelsenkirchen erhält.
- 420 zusätzliche Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte soll 47 Kreispolizeibehörden in NRW nach dem Willen von Innenminister Herbert Reul in diesem Jahr bekommen
- Das Planstellenplus fällt sehr unterschiedlich aus, große Behörden wie Bochum, Dortmund und Essen erhalten bis zu 30 Kräfte zur Verstärkung
- Eher schlecht im Ranking schneidet Gelsenkirchen ab – rechnerisch sind es nur fünfeinhalb Stellen
Das Innenministerium hat die Kräfteverteilung für die Polizei in NRW in 2023 bekannt- gegeben. Aber erst in einem Monat wird sich zeigen, ob der rechnerisch avisierte Zuwachs an Stellen auf dem Papier des Ministeriums sich auch als reales Plus in der Gelsenkirchener Behörde niederschlägt. Was man jetzt schon sagen kann: Im landesweiten Vergleich der 47 Kreispolizeibehörden gehört das Präsidium am Buerschen Rathausplatz nicht zu den Abräumern, Schlusslicht ist es zwar auch nicht, der Platz im unteren Mittelfeld dürfte angesichts drängender Probleme aber auch kaum Jubelstürme auslösen.
So viele neue Kräfte soll die Polizeibehörde Gelsenkirchen bekommen
Konkret sieht die „Belastungsbezogene Kräfteverteilung“ (BKV) für 2023 bei den Beamtinnen und Beamten einen Gesamtzuwachs von 420 vor (2022: 250), bei den Tarifbeschäftigten liegt das Plus bei vergleichsweise mageren 60 (2022: 460). Einflussgrößen bei der BKV sind unter anderem die Polizeiliche Kriminalstatistik und die Aufklärungsquoten.
Ein Planstellen-Plus von 5,5 bei den Beamten und 1,27 bei den Regierungsbeschäftigten wirft die neue BKV für Gelsenkirchen aus. Deutlich besser schneiden die größeren Nachbarbehörden Bochum (+25,62 bei den Vollzugsbeamten), Essen (+23,24) oder Dortmund (+29,99) ab. BKV-Spitzenreiter ist Wuppertal mit einem rein rechnerischen Zuwachs von 42,25 Kräften. Schlusslicht ist Heinsberg (+0,78). Lesetipp:Gelsenkirchen bleibt eine Hochburg krimineller Clans
Kurze Erklärung zu Regierungsbeschäftigten: Bei der Polizei arbeiten auch Verwaltungsbeamte als „Wirtschaftsverwaltung“ und Tarifangestellte (Controlling, Werkstätten, Verwaltungsfachangestellte oder Kfz-Mechaniker).
GdP: Zuwächse werden die Belastung der Polizeibehörden nicht signifikant abfedern
Michael Mertens, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, die das aktuelle Ranking veröffentlicht hat, ordnet die BKV so ein: „Die Zuwächse in diesem Jahr werden die Belastungen in den Kreispolizeibehörden nicht signifikant abfedern. Für große Behörden wie Köln (+39,39) bleiben die Zuwächse in der Relation überschaubar. In nur sieben der 47 Kreispolizeibehörden fällt der Zuwachs in absoluten Zahlen zweistellig aus.“ Und im ländlichen Raum sei das Plus oft nur marginal: „Neben Heinsberg reicht es in Wesel und Neuss für nicht mal eine volle zusätzliche Stelle.“ Interessant: Teenager als Räuber Fall Nummer 225 in Gelsenkirchen
Im Tarifbereich falle die von Innenminister Herbert Reul (CDU) versprochene „spürbare Entlastung“ vor Ort reihenweise ganz aus. 26 Polizeibehörden müssen sogar ein Minus hinnehmen – bei einigen werde es wohl nur ein rechnerisches sein, bei anderen wiederum ein ganz reales, so die GdP. Insgesamt sehe die BKV eine Spanne von minus 1,84 Stellen für Bochum und plus 11,8 Stellen in Münster vor. Und Gelsenkirchen soll sich auf etwas mehr als einen zusätzlichen Regierungsangestellten freuen können. Das Plus von 1,27 lässt sich allerdings nur schwerlich in realer Arbeitskraft abbilden.
Solch kritische Töne sind in dieser Deutlichkeit aus der Emscherstadt nicht zu hören. Für den Vorsitzenden der GdP-Kreisgruppe Gelsenkirchen, Jörg Klink, ist „jede zusätzliche Kraft eine willkommene Hilfe“, auch wenn man sich mehr Zugänge gewünscht habe.
Konkurrenzkampf mit Wirtschaft, Abbrüche und Prüfungs-Aus senken Zugangszahlen
Ob die Tarifangestellten am Ende tatsächlich kommen, ist im Übrigen nicht gesichert: Denn im Ringen um Fachkräfte konkurriert die Polizei NRW mit ihren Gehältern und Arbeitszeiten mit der freien Wirtschaft. Dort gibt es in der Regel mehr Geld zu verdienen. Ein Problem, das auch die Gelsenkirchener Verwaltung und viele ihrer Referate kennen. Ergänzend:Polizei in Gelsenkirchener Bädern vor allem aus diesem Grund
Deshalb bleibt auch hier abzuwarten, wie viele zusätzliche Tarifbeschäftigte tatsächlich in den Polizeibehörden ankommen. Die GdP hält die Reduzierung der Neueinstellungen für falsch, drängt wieder auf eine Erhöhung. „Polizeiarbeit ist Teamwork. Die Tarifkolleginnen und -kollegen leisten hier ihren unverzichtbaren Beitrag“, betont Michael Mertens.
Ähnlich ist es bei den Beamten. Auch bei der Polizei gibt es Studienabbrecher oder Kommissaranwärterinnen und -anwärter, die die bald bevorstehende finale Prüfung nicht bestehen. Gewissheit, wie viele Beamtinnen und Beamte am Ende das Polizeipräsidium Gelsenkirchen verstärken, gibt es daher erst Anfang September.