Gelsenkirchen. Es brodelt gewaltig im Gelsenkirchener Süden: Politiker drohen beim Thema Schulbau sogar mit einer Blockade. Die Konsequenzen wären drastisch.

In Schulen und Elternschaft sowie in der Politik im Stadtsüden brodelt es in der schulfreien Zeit gewaltig. Anlass ist die unbefriedigende Situation an den Grundschulen, genauer gesagt an der Turmschule und der Grundschule am Mechtenberg. Weil die Schülerzahlen in Rotthausen und im gesamten Stadtsüden so extrem explodieren, wird dringend zusätzlicher Schulraum benötigt. Auf dem Schulhof aufgestellte Modulbauten sollen nach einem Vorschlag der Verwaltung ab dem Schuljahr 2024/25 für Abhilfe sorgen. Bis dahin sollen nach den Sommerferien voraussichtlich zwei Eingangsklassen per Bus zur Ebersteinstraße gefahren werden.

Zustimmung nur in Verbindung mit gesicherter Neubaulösung

Schulen, Eltern und Politik fürchten, dass die Modulbauten zur Dauerlösung werden. Bezirksvertreter drohen, der Aufstellung auf dem Schulhof nicht zuzustimmen. Zumindest nicht, ohne eine feste Zusage für einen geeigneten Neubau-Standort plus Baubeschluss oder zumindest einen alternativen Standort für die Container, der die Schulhöfe und damit den Platz zum Austoben nicht verkleinert.

Politik, aber auch Eltern und Schulvertreter fürchten zunehmende Konflikte aufgrund der Enge. Wobei man in der Bezirksvertretung weiß, wovon man spricht. Isabell Scharfenstein, für die FDP in der Bezirksvertretung, ist kommissarische Leiterin der Grundschule Mechtenberg, CDU-Bezirksfraktionsvorsitzender Henning Voß Elternvertreter dort und Mabel-Mara Platz, für die Grünen in der BV, Elternsprecherin an der Turmschule.

Im schlimmsten Fall drohen Wartelisten für die Einschulung

Sollten die Bezirksvertreter tatsächlich ihre Zustimmung verweigern, könnte das im Extremfall erstmals zu Wartelisten für Schülerinnen und Schüler in Gelsenkirchen führen, weil schlichtweg der Schulraum fehlt. Denn das Ausweichquartier Ebersteinschule stünde 2024 nur noch eingeschränkt zur Verfügung, da die Schule dann bereits Raum für zwei eigene Jahrgänge benötigt.

Wie bereits in der von der CDU beantragten Sondersitzung der Bezirksvertretung zum Thema Anfang Juni klar erkennbar, sind sich die Bezirksvertreter wohl weitestgehend fraktionsübergreifend einig, wenn auch mit unterschiedlich starker Vehemenz. In informellen Gesprächen, zu denen auch Verwaltungsvertreter geladen waren, sollen die Bezirksvertreter klar gemacht haben: Unsere Zustimmung zur Aufstellung von Modulbauten ist an klare Zusagen gebunden, mit Bedingungen gekoppelt.

Altlastenanalyse lässt seit zwei Jahren auf sich warten

Vor allem will man wohl sicherstellen, dass endlich ein Standort für den dringend benötigten Grundschulneubau in Rotthausen benannt wird. 2021 stimmte die Bezirksvertretung Süd dem Neubau auf dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Gelände an der Achternbergstraße mehrheitlich zu, der Bildungsausschuss kurz darauf sogar einstimmig.

Allerdings gab es damals schon – anfangs besonders vehement von AUF-Vertretern geäußert – Bedenken, ob die Altlasten auf dem ehemaligen Kokerei-Gelände ausreichend sicher und mit vertretbarem Aufwand beseitigt werden können. Im Bildungsausschuss wurde auf Antrag von Grünen, CDU und SPD eine Zustimmung unter den Vorbehalt gestellt, dass eine nachhaltige und risikofreie Altlastensanierung machbar ist und durchgeführt wird. Die AfD forderte regelmäßige Raumluftmessungen zusätzlich zur Sanierung.

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Eingehende Bodenuntersuchungen auf Tauglichkeit wurden zugesagt, Ergebnisse gab es aber auch in der Sondersitzung im Juni 2023, also zwei Jahre später, noch nicht. Die Zweifel an der Eignung des Geländes, auf dem die Altlasten aufgrund eines Bombeneinschlags im Zweiten Weltkrieg auch noch verstreut wurden, sind mittlerweile extrem hoch. Die Politiker fordern, endlich alternative Standorte zu suchen und zu finden. Dabei kommt offenbar verstärkt erneut das denkmalgeschützte Volkshaus ins Spiel. Ein kompletter, schulgerechter Umbau erscheint zwar wenig realistisch, eine Rettung der Fassade bei einem Neubau dahinter könnte eine denkbare Option sein.

Ende August tagt die Bezirksvertretung Süd, deren Zustimmung für die Aufstellung der Modulbauten notwendig ist, das nächste Mal. Zu der Sitzung erwartet man nun eine Verwaltungsvorlage, die die formulierten Bedingungen erfüllt.