Gelsenkirchen. Wegen Platzmangels werden Erstklässler im neuen Schuljahr mit Bussen transportiert. Warum die Politik im Süden wegen der Pläne verärgert ist.
Der Schulstart nach den Sommerferien bereitet der Politik im Süden große Sorgen: Die CDU-Bezirksfraktion hatte für Montag (5. Juni) eine Sondersitzung der Bezirksvertretung (BV) Süd beantragt. Es ging ihr um Klärung der Pläne zum Bustransport einiger Grundschüler der Turmschule zur Ebersteinstraße und um Protest gegen Pläne der Verwaltung für Schulerweiterungsbauten, bei denen die zuständige Bezirksvertretung außen vor blieb.
Bereits im März hatte die Verwaltung im Bildungsausschuss die gestiegenen Schülerzahlen an Grundschulen vor allem im Stadtsüden und den geplanten Transport von Erstklässlern vorgestellt. Entstehen sollen Container an der Turm- und Mechtenbergschule. Bis diese fertig sind, müssen die Schüler der Turmschule allerdings vorübergehend per Bus zu Räumlichkeiten der Schule an der Ebersteinstraße gebracht werden. Dort ist mehr Platz.
Nach der Mai-Sitzung des Fachausschusses für Bildung, in der es auch einen mündlichen Bericht der Verwaltung zu geplanten Modulbauten gab, beantragte die CDU die Sondersitzung. Kritik äußerte aber nicht nur die CDU.
Zu wenig Platz auf dem Schulhof steigert Konfliktpotenzial
Vertreter aller BV-Fraktionen bemängelten dabei nicht nur das Verfahren, sondern auch die geplanten Lösungen selbst. Modulbauten auf dem ohnehin schon jetzt zu engen Schulhof der Turmschule zu errichten, berge angesichts von Personalproblemen, drängender Enge und einer noch größeren Schülerzahl großes Konfliktpotenzial, befürchtete FDP-Bezirksverordnete Isabell Scharfenstein.
Mabel-Mara Platz von den Grünen beklagte zudem, dass die Schulgremien zu den Plänen – auch zur Auswahl der Kinder, die vom Busverkehr betroffen sind – noch gar nicht gehört wurden, Eltern sehr besorgt seien. Was etwa geschehe, wenn einem Kind in der entfernten Schule schlecht werde, es abgeholt werden müsse, aber die Eltern kein Auto hätten?
CDU-Bezirksfraktionsvorsitzender Henning Voß fragte in der Sitzung nach geprüften Alternativen für die Container. Eine Aufstellung der Modulbauten, die den Platzmangel bis Ende August auffangen sollen, als eigenständige Schuleinheit ist aus seiner Sicht erfolgversprechender, weil weniger konfliktträchtig.
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Für die Schulverwaltung beantwortete Detlef Kirchhoff die Fragen der erzürnten Bezirksverordneten. Das Auswahlverfahren für den Transport liege in Verantwortung der Schule, klar sei aber, dass es aus organisatorischen Gründen keine OGS-Kinder betreffen werde. Für die Modulbauten ist für den Unterricht jedoch aus Sicht der Verwaltung eine Anbindung an ein bestehendes System sinnvoller als ein singulärer, zudem noch nicht gefundener Standort, so Kirchhoff.
Noch keine Ergebnisse zum möglichen Neubau-Standort Achternbergstraße
Der SPD-Bezirksverordnete Hasan Kani Yilmaz wollte wissen, ob auch Nachbargebäude etwa in kirchlicher Trägerschaft als ortsnahe Ausweichquartiere für Mehrklassen in Betracht gezogen wurden. Die sei erfragt worden, versicherte Kirchhoff, aber ohne befriedigendes Ergebnis. Zumal Unterrichtsräume mit ihrer zur Verfügung stehenden Struktur besser geeignet seien.
Keine Antwort konnte Kirchhoff auf Fragen zum Stand der Dinge beim Schulbau an der Achternbergstraße geben, die als Standort seit 2021 in der Prüfung ist. Seiner Kenntnis nach seien Bodenproben wegen der bekannten Altlasten auf dem Gelände bereits genommen worden, aktuell stünden seines Wissens Analysen zur sicheren Bebaubarkeit an. Sicher sei er sich dabei jedoch nicht.
Kurzfristig keine Alternativen in der Neustadt
Auch über mögliche andere Standorte etwa in der Neustadt wollten die Bezirksvertreter sprechen. Dort gebe es jedoch aktuell keine Möglichkeiten, versicherte Kirchhoff. An der Hohenfriedberger Straße stehe der Denkmalschutz im Wege, am Wiehagen sei kein Platz.
An der Stephanstraße in Ückendorf allerdings sei mittelfristig Entlastung denkbar, so Kirchhoff. Aktuell aber gelte es, zunächst die Beschulung der 2950 Erstklässler ab August sicherzustellen. Im nächsten Jahr sei erneut mit steigenden Schülerzahlen zu rechnen, der Handlungsbedarf sei groß.
In der Luft hänge die Stadt zudem weiterhin bei den Förderbedingungen für den dringend nötigen Ausbau der OGS-Plätze. Lothar Jacksteit (CDU) brachte erneut das Volkshaus Rotthausen ins Spiel, das laut Jacksteit längst auf dessen Tauglichkeit als Grundschulsitz untersucht werden sollte. Auch dabei musste Kirchhoff die Antwort schuldig bleiben.
Nach einer langen interfraktionellen Beratungspause kamen die Bezirksvertreter zum Schluss, ihre Forderungen als Empfehlungen zu formulieren. Ursprünglich geplant war es, die Gesamtplanung abzulehnen.
„Das Konzept zulasten bestehender Schulsysteme überzeugt niemanden, es birgt eine viel zu große Belastung für die Lehrer, die wir noch haben“, urteilte Voß von der CDU. Für die nächste Sitzung der BV nach der Sommerpause fordere man einen ordentlichen Tagesordnungspunkt, bei dem Verwaltungsmitarbeiter alle offengebliebenen Fragen, auch zu möglichen alternativen Standorten für Modulbauten sowie zum Schulneubau im Süden jenseits der Container, beantworten. Vor allem aber dürfe „keine Baumaßnahme begonnen werden, bevor die BV darüber beraten“ habe, stellte Voß klar.