Gelsenkirchen. Die Emscher-Lippe-Halle war Eisparadies, Impfzentrum, Flüchtlingsunterkunft – aber wie sieht die Zukunft hier in Gelsenkirchen-Erle aus?
Sie war Veranstaltungsort und Eisparadies, sie war Fieberambulanz, Impfzentrum und zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge – aber seit mittlerweile rund fünf Monaten ist die Emscher-Lippe-Halle, der 1800-Quadratmeter-Koloss in Erle, im Standby-Modus. Und während für die städtische Veranstaltungsgesellschaft Emschertainment mittlerweile klar ist, auf die Halle als Veranstaltungsort verzichten zu wollen, stellt sich die Frage: Was passiert mit dem leerstehenden Riesen am Berger Feld?
Emscher-Lippe-Halle in Gelsenkirchen-Erle wird vermutlich bald wieder Flüchtlingsunterkunft sein
Für die nahe Zukunft gilt: Sie könnte schon sehr bald erneut für die Unterbringung von Geflüchteten gebraucht werden. Denn wie Sozialdezernentin Andrea Henze auf Nachfrage erläutert, sind Gelsenkirchen in den letzten Monaten auffällig viele Asylsuchende vom Land zugeteilt worden, nicht nur aus der Ukraine, sondern etwa auch aus arabischen, afrikanischen oder Ländern des Balkans. Halte dieser Zuzug nach Deutschland an, so könne es sein, dass die Emscher-Lippe-Halle „schon kurzfristig für die Flüchtlingsunterbringung reaktiviert werden muss“, so Henze. Das heißt: vielleicht Anfang April, vielleicht auch erst im Mai oder noch später.
Fakt aber ist, dass andere Räumlichkeiten für Geflüchtete bald an ihre Grenzen kommen – also die regulären Unterkünfte an der Adenauerallee und am Nordring mit insgesamt knapp 600 Plätzen sowie die Notunterkunft an der ehemaligen Mehringschule, die explizit für Ukrainer geschaffen wurde.
Zwar seien die rund 300 Plätze an der Mehringstraße nur etwa zur Hälfte belegt, allerdings müsse man immer auch „auf die Differenzierung der Personengruppen“ bei der Belegung der Unterkünfte achten, so Henze. Heißt in einem fiktiven Beispiel: Ein russischer Deserteur und eine ukrainische Familie wären möglicherweise eine schwierige Mischung.
Mit der bereitstehenden Emscher-Lippe-Halle hat die Stadt aber eine Option für eine angemessene Verteilung und Unterbringung – und müsste bei weiterem Zuzug keine Turnhallen freiräumen. „Nachdem in der Corona-Zeit so viel Sport ausgefallen ist, halte ich das für wichtig“, sagt Henze.
Zukunft der Emscher-Lippe-Halle: „Keine konkreten Planungen“
Für die Stadt bedeutet das hohe Kosten; die Emscher-Lippe-Halle wird in Politik und Verwaltung hinter vorgehaltener Hand gerne als „großer Energieschlucker“ bezeichnet. Immerhin verursacht sie laut Stadtwerke-Chef Harald Förster im Standby-Betrieb „keine so hohen Vorhaltekosten“ (genaue Kosten wollten die Stadtwerke auf Nachfrage nicht nennen). Ein Weiterbetrieb der Halle als (beheizte!) Flüchtlingsunterkunft dürfte die Forderung der Stadt an Bund und Land, komplett für die Unterbringungskosten von Geflüchteten aufzukommen, aber noch mal dringlicher machen.
Nur wie geht es weiter, falls der Flüchtlingszuzug wieder abnehmen sollte? Kann die Halle wieder als Veranstaltungsort reaktiviert werden? Wird sie abgerissen? „Weitere Planungen für später haben wir keine konkreten“, macht Förster deutlich.
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Und auch die Politik macht sich aktuell offenbar noch wenig Gedanken über die Zukunft des Standorts. Lukas Günther, SPD-Fraktionsvize, ist erst einmal froh darüber, dass die Halle weiterhin als potenzielle Flüchtlingsunterkunft bereitstehen kann. „Das ist die beste Alternative, die wir haben.“ Um über die weitere Zukunft der Halle zu reden, sei es zu früh. Sicher sei aber, dass es „energiepolitisch eine Herausforderung“ werde, den zuletzt vor drei Jahren als Eishalle genutzten Standort mit seiner veralteten Heiztechnik nachhaltig aufzustellen.
Zukunft von Emscher-Lippe-Halle und Berger Feld: CDU-Chef will keine „Luftikus-Diskussion“
„Jetzt ganz aktuell gibt es sicherlich keinen akuten Handlungs- und Entscheidungsbedarf“, meint auch Sascha Kurth, Fraktions- und Parteichef der örtlichen CDU, die zusammen mit der SPD in Gelsenkirchen koaliert. „Die Emscher-Lippe-Halle ist auf Sicht für die kommende Zeit, vermutlich die nächsten Jahre, voraussichtlich erst einmal als Flüchtlingsunterkunft reserviert.“ Darüber hinaus wolle die CDU das „neue Ensemble im Berger Feld“ aber ganzheitlich denken.
„Dazu gehören Schulfragen, die Bäder-Frage, die Anforderungen der heute beheimateten Sportvereine und nicht zuletzt die Frage der Eventlocation“, sagt Kurth, unter anderem mit Blick auf den geplanten, aber noch nicht konkret verorteten Neubau der Gesamtschule Berger Feld und die zukünftige Aufstellung der Bäderlandschaft in Gelsenkirchen, wenn das neue Zentralbad voraussichtlich 2026 stehen soll.
Erst wenn die Planung hier konkreter werde, mache es „sukzessive auch Sinn, die Debatte für das Berger-Feld zu vertiefen“, meint Kurth. „Denn dann kann es auch konkret werden, anstatt eine Luftikus-Diskussion zu führen.“