Gelsenkirchen. Anwohner in Gelsenkirchen stöhnen über Ungeziefer und stinkenden Müll an einer Schrottimmobilie. Warum Abhilfe so schwer ist und lange dauert.
Um Kontrastprogramm ist Ückendorf nicht verlegen. Hier die umgebaute Heilig-Kreuz-Kirche, in der sich namhafte Künstler wie Michael Mittermeier oder Klaus-Peter Wolf die Klinke in die Hand geben, also ein Kultur-Juwel. Und dort, nur wenige Meter entfernt, das marode Eckhaus Breilstraße/Bochumer Straße, das nicht wenige Anwohner und Nachbarn schier verzweifeln lässt.
Nichts lieber als dieses Dauer-Problem beseitigt sähe die Stadt, doch das ist nicht so einfach. Zwischen Verwaltung und der Eigentümerin des Gebäudes, die sich von einem Angehörigen vertreten lässt, schwele ein jahrelanger Streit, so die Info von der Stadt. Eine weitere Ersatzvornahme steht an, weswegen wohl auch jetzt etwas Bewegung in die Sache kommt. Beim Ortstermin vor einigen Tagen stand ein großer Container vor dem Gebäude an der Breilstraße – in ihm dürfte dann der Sperrmüll landen, der sich in der Einfahrt zum Hof türmt und sie verstopft.
Eine Ersatzvornahme ist ein Zwangsmittel der Verwaltungsvollstreckung, wenn beispielsweise ein Eigentümer seinen Pflichten nicht nachkommt. Das kann ein morscher Baum sein, der eine Gefahr für Fußgänger darstellt. Die Behörde beauftragt daraufhin ein Gartenbauunternehmen, das den Baum auf Kosten des Grundstücksbesitzers fachgerecht zu fällen hat.
Schrotthaus in Gelsenkirchen: Klagen über Ratten, Kakerlaken, stinkende Müllberge
In den vergangenen sechs Monaten erreichten die WAZ-Redaktion mehrfach massive Beschwerden über das große Gebäude aus der Jahrhundertwende. Von Plagen durch „Kakerlaken und Ratten“ und ihren Exkrementen ist die Rede, von „stinkendem Abfall“ und „verrottenden Sperrmüllhaufen“ – und von dringlichen und bislang weitgehend fruchtlosen Meldungen an die Stadt, diese Missstände doch endlich zu beseitigen. Anwohner haben Sorge, dass das, „was da so kreucht und fleucht, auch ihr Zuhause heimsucht“ – besonders in den anstehenden warmen Monaten.
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Im Falle der Ückendorfer Schrottimmobilie gibt es der Stadt zufolge über Jahre hinweg eine lange Liste von Verfehlungen, weil sich die Gelsenkirchener Besitzerin „nicht ums Haus kümmert“ – das hatte unter anderem auch Ordnungswidrigkeitenanzeigen zur Folge. Die Stadt beschreibt den Zustand des Gebäudes als derart heruntergekommen, „dass selbst Wohnungslose dort nicht mehr Schutz suchen“. Alle Zähler wurden entfernt, das Haus ist ohne Wasser und ohne Strom. Außerdem gebe es eine Nutzungsuntersagung, wohnen oder unterkommen darf demnach niemand mehr dort.
Darum stoßen Kaufangebote der Stadt für Ückendorfer Problemhaus wohl auf „taube Ohren“
Dürfen und können ist allerdings ein Unterschied. Die Eingangstür war beim Ortstermin nur durch zwei harmlose rot-weiße Flatterbänder gesperrt, zu einer Art Andreas-Kreuz verklebt, die mit Spanplatten verstärkte Tür war offen, das Vorhängeschloss baumelte verbogen und demoliert an einem Riegel herum. Hinein kommt man also ohne Weiteres.
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Der Zugang zu dem Gebäude soll nach dem Willen der Aufsichtsbehörde gesichert werden, neben einer funktionierenden Tür soll auch der Zugang zum Hof nicht mehr frei sein, der Stadt schwebt ein verriegelbares Tor vor. Ob sich die Verwaltung am Ende durchsetzt, ist offen, es dürfte zumindest nach der Erfahrung der vergangenen Jahre etwas dauern bis zur Umsetzung.
Gelsenkirchen plant mit dem Umbau der Bochumer Straße den nächsten großen Wurf. Da fließen Millionen Euro in das Kreativ- und Wohnquartier. Vielleicht ist das der Grund dafür, warum bislang jegliche Kaufofferte der Stadt für das Gebäude Breilstraße 1/Bochumer Straße 128 „auf taube Ohren gestoßen ist“. Die Stadt „versucht schon seit Jahren, das Gebäude zu erwerben“.