Gelsenkirchen. Gelsenkirchen will mit Unterstützung von Land und Bund 3000 nicht mehr marktgerechte Wohneinheiten aufkaufen, abreißen, sanieren. So soll’s gehen
Rund 3000 nicht mehr marktgerechte Wohneinheiten sollen in Gelsenkirchen durch die Stadt aufgekauft, abgerissen und klimagerecht neu gebaut oder saniert werden. Um den Startschuss für das so genannte „Gelsenkirchen-Projekt“ zu geben, sind am Donnerstagvormittag Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), Landesministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) in der Heilig-Kreuz-Kirche zusammengekommen.
Die „Zukunftspartnerschaft“ ist für die Jahre 2022 bis 2032 zwischen dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW und der Stadt Gelsenkirchen geschlossen worden. In einem ersten Schritt bekommt Gelsenkirchen insgesamt 20 Millionen Euro. Bis 2027 stünden bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung, versprach Ina Scharrenbach.
Gelsenkirchen hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Bürger verloren
Zum Hintergrund: In den vergangenen 30 Jahren hat Gelsenkirchen rund zwölf Prozent seiner Einwohnerschaft verloren. Darüber hinaus klagt die Stadt über einen hohen – landesweit überproportionalen – Anteil an sogenannten Wohnungen und Häusern von minderer Qualität. Investitionsrückstände sind im Stadtbild vielerorts erkennbar und wirken weit in die Nachbarschaft bzw. die Wohnviertel hinein und beeinträchtigen Image, Wohnqualität und Werthaltigkeit ganzer Straßenzüge.
Zugleich bestehe aber auch großes Potenzial, um über Aufwertungen CO2 einzusparen und die Stadt damit fit für die Zukunft zu machen, heißt es aus dem NRW-Bauministerium.
Scharrenbach: „Zukunft wird GEmacht“
Ina Scharrenbach, Bauministerin des Landes NRW, drückt es so aus: „Zukunft wird GEmacht: Mit dem Startschuss für das ‚Gelsenkirchen-Projekt‘ drücken wir gemeinsam aufs Gaspedal, um den Entwicklungsmotor noch einen Gang höher zu schalten. Der Abriss von alten Gebäuden und Problemimmobilien ist gleichzeitig auch ein Aufbruch, sich von Altlasten zu befreien. Jeder lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt und den haben wir heute gemacht.“
Bundesbauministerin Klara Geywitz lobte derweil die „Initiative des Landes NRW und der Stadt Gelsenkirchen“, die jetzt neue Entwicklungsperspektiven für die Bewohnerinnen und Bewohner schaffen würden. „Mit der Städtebauförderung verfügen wir hier über ein wirksames Instrument. Seit Anfang der 1980er-Jahre hat der Bund der Stadt Gelsenkirchen über 78 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, im letzten Jahr allein drei Millionen Euro für fünf Städtebaufördergebiete“, resümierte Geywitz.
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Stolz und zufrieden war auch OB Karin Welge bei der Unterzeichnung der neuen Vereinbarung, die davon sprach, dass dieses Abkommen „stadtentwicklungspolitisch einmalig“ sei. Zugleich betonte Welge aber, dass „eben auch einige der Herausforderungen in Gelsenkirchen einmalig“ seien, die aus früheren Strukturbrüchen resultierten.
„Unser Ziel ist es, im kommenden Jahrzehnt rund 3000 nicht marktgängige Wohneinheiten in der Stadt vom Markt zu nehmen, sie aufzukaufen, rückzubauen oder zu sanieren, Quartiere auf diese Weise neu zu planen und zu gestalten, mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität zu schaffen. Damit treten wir in eine ganz neue Dimension von Stadtgestaltung mit einem Investitionsvolumen mindestens im hohen zweistelligen Millionenbereich ein“, so Welge.
Bau-Ministerium stellt Gelsenkirchen 20 Millionen Euro zur Verfügung
Neben dem Abriss und der Sanierung von Schrott-Wohneinheiten fußt das „Gelsenkirchen-Projekt“ auch auf einer zweiten Säule: der „Prima. Klima. Ruhrmetropole“, in der die Stadt Gelsenkirchen Vorbild-Kommune sein soll. Dahinter steckt ein ruhrgebietsweites Projekt zur Umsetzung von bis zu 15 experimentellen Energiequartieren. Dafür soll zunächst auch eine mehrjährige Stadtumbaustrategie sowie die Gründung einer Gesellschaft für den „Stadtumbau Gelsenkirchen 2032“ forciert werden.
Das Bau-Ministerium stellt für das „Gelsenkirchen-Projekt“ anfänglich rund 20 Millionen Euro zur Verfügung. Hiervon werden 10 Millionen Euro für die ersten Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Stadtumbau und 10 Millionen Euro für den zweiten Baustein, „Prima. Klima. Ruhrmetropole.“ verwendet werden.
Die Stadtverwaltung hält eine Marktbereinigung durch einen Rückbau von Wohnungen zur Reduzierung des auf derzeit 9.000 Wohneinheiten geschätzten Wohnungsüberhangs für nötig. Darunter haben die Stadtplaner allein rund 500 Schrottimmobilien ausgemacht, bei denen eine Sanierung in keinem gesunden Kosten-Nutzen-Verhältnis stünden.