Gelsenkirchen. . Stand-Up-Comedian Michael Mittermeier gastiert in der Emscher-Lippe-Halle. Die Zuschauer erobert er mit derben Witzen, wird dabei nie allzu politisch.

Es zischt, es knallt, es flackert das Licht, als der „Michl“ mit weiten Schritten auf die Bühne eilt. Mittermeier geht zwar stramm auf die 50 zu, doch wirkt der Oberbayer wie der ewige Lümmel aus der Schule: rotzfrech eben und wild Grimassen schneidend. „Blackout“ thront in Buchstaben über der Bühne in der nicht ausverkauften Emscher-Lippe-Halle, der Name seines neuen Programms. Eine Skyline im Hintergrund verspricht die weite Welt.

Derb, nie allzu politisch

Und genau das ist es, was der Mann aus Dorfen bietet. Einen Streifzug über allerlei nationale Grenzen hinweg, nie allzu politisch, dafür derb und durchaus Klischee behaftet. Die jüngste Forderung der CSU etwa nach einer Deutschpflicht in Familien kontert der mit Preisen überhäufte Comedian mit der Feststellung, dass er in Bayern keine einzige Familie kenne, „in der tatsächlich Deutsch gesprochen wird“. Dem Ruf der Bundeswehr nach modernen Waffen stellt er die Pläne von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gegenüber: „Kitas für Soldaten? Na da hat sich der Taliban sicher eingeschissen vor Angst.“ Und auch die Anti-Islamismus-Demonstrationen bekommen ihr Fett weg. „Wenn vier Jugendliche mit langen Bärten abends an der Ecke ‘rumstehen, da fragst du dich: Wollen die jetzt in die Disco oder nach Syrien?“

Gefahr, aus der Rolle zu fallen, droht dem Comedian nicht. Er zieht sein Ding auf der Bühne durch, hat die Zuschauer fest im Griff. Auch in den Momenten, in denen er improvisiert und Kontakt zu den Menschen in der Halle aufbaut. Zum Beispiel, wenn Mittermeier fragt: „Na, was habt’s ihr zu Nikolaus bekommen. Antwort aus dem Publikum: „Nichts als Arbeit.“ Worauf der 48-Jährige erwidert: „Für viele hier ist das schon ein Geschenk.“

Am besten ist Mittermeier, wenn er Leichtes und Seichtes karikiert und pointiert. Etwa die einzige Verbindung des FC Bayern München mit dem BVB – da tauchen dann Bilder von Mario Götze und Sascha Lewandowski auf Monitoren auf. Oder die Frage, was für Kinder Schlagerstars Helene Fischer und Florian Silbereisen wohl haben würden – Silberfische?

Apropos Helene. Da ist Mittermeier schnell bei Troja und Helena: „Wenn die Schönste Kriege auslöst“, so resümiert er süffisant, „dann stehen uns mit dieser Kanzlerin lange Jahre des Friedens bevor.“ Echte Brüller, das Publikum lacht und johlt.