Gelsenkirchen. Jedes zehnte Kind in Gelsenkirchen wird die erste Klasse wiederholen. Für die Schulen gilt wegen Raumnot nun ein Notfall-Programm.
- Der Lernrückstand bei Erstklässlern ist in diesem Jahr dramatisch groß
- Die hohe Zahl von Wiederholern stellt Gelsenkirchener Schulen vor ein riesiges Raumproblem
- Schulen entscheiden selbst, wer im ersten Schuljahr ins Ausweichquartier muss
Etwa jeder zehnte Erstklässler in Gelsenkirchen wird nach Angaben der Stadt in diesem Jahr die erste Klasse wiederholen. Und dafür brauchen die insgesamt 333 Kinder Platz – der schon kaum für die erneut gestiegene Zahl an neuen Erstklässlern reicht.
2947 Kinder sind bereits angemeldet, 101 müssten noch angemeldet werden, die Eltern haben sich trotz Nachfragen noch nicht zurückgemeldet. Fehlende Außenkontakte und Kitabesuche – unter anderem auch coronabedingt – haben Lehrkräfte die Notbremse für diese Kinder ziehen lassen.
Seit zwei Jahren gilt, dass in NRW die Schuleingangsphase wahlweise in zwei oder auch drei Jahren absolviert werden kann. Ab August sind es in Gelsenkirchen laut Landesstatistik insgesamt 445, die dieses dritte Jahr nutzen – im letzten Schuljahr gab es somit offenbar deutlich weniger (113) Wiederholer.
Auch Münsteraner Schulen nutzen das Extra-Jahr
Schulrat Fridtjof Unger begrüßt eigentlich die Möglichkeit, die Schuleinstiegsphase auszudehnen. Dadurch könne Schülern die Lernzeit gegeben werden, die sie benötigen als Basis für die weitere Schulzeit. Selbst Städte wie Münster nutzen diese Chance, sogar in noch größerem Umfang als Gelsenkirchen. Der Unterschied zu Gelsenkirchen: Dort gibt es an den meisten Schulen genug Lehrkräfte und Räume für die zusätzlichen Erstklässler.
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In Gelsenkirchen werden in diesem Jahr wegen der hohen Zahl von i-Dötzchen plus Wiederholern Mehrklassen an verschiedenen Standorten eingerichtet, zu denen die Schulanfänger teilweise mit Bussen gefahren werden müssen. Betroffen sind vor allem Kinder aus dem Stadtsüden, ein Schwerpunkt liegt im Stadtbezirk Mitte, wo es allein 169 Kinder gibt, die die erste Klasse zwei Jahre lang besuchen.
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Bis zu 24 Mehrklassen kann es ab August für Schulanfänger geben. Stand jetzt werden ab Sommer 3287 Erstklässler in Gelsenkirchen unterrichtet. Die meisten der Mehrklassen können zwar jeweils am Schulstandort selbst eingerichtet werden. Schulanfänger der Georgstraße, der Turmschule und der Marschallstraße jedoch müssen für ein Jahr einen Schulbus nutzen, um die noch freien Räume der aufwachsenden Ebersteinschule in Bismarck zu nutzen.
Welche Erstklässler am Stammsitz ihrer Schule starten dürfen und welche ins Ausweichquartier an der Ebersteinstraße gefahren werden, entscheidet die Schule selbst. Fest steht allerdings, dass Kinder, die einen OGS-Platz wollen und bekommen, auf jeden Fall am Stamm-Standort bleiben, um die OGS-Gruppen im zweiten Schuljahr nicht neu gruppieren zu müssen.
Modulbauten für Grundschüler ab 2024 geplant
Im nächsten Jahr allerdings werden die Kapazitäten der Grundschulen nicht mehr ausreichen. Schon jetzt bereitet die Schulverwaltung daher die Anschaffung von Modulbauten vor. Auf dem Schulhof des Grillo-Gymnasiums an der Schultestraße etwa, an der Mechtenbergschule auf dem Schulgrundstück sowie an der Turmschule ebenfalls im Schulhofbereich sollen die Modulbauten entstehen. „Sie sind qualitativ hochwertig, multifunktionell nutzbar, also auch für den Offenen Ganztag und sie sollen eine Dachbegrünung bekommen“, kündigte Bildungsdezernentin Anne Heselhaus im Fachausschuss an.
Module später als Ausweichquartier bei Umbauten nutzen
Zudem sollen die Module mit Wärmepumpen beheizt und mobil verwendbar sein, um die Module bei Bedarf später etwa während Sanierungs- und Umbauphasen an anderen Schulen als Ausweichmöglichkeiten nutzen zu können. Die Vorbereitungen für die Anschaffung laufen laut Verwaltung auf Hochtouren. Man hofft, für die letzte Ratssitzung vor der Sommerpause eine entsprechende Vorlage erstellen zu können, um den Kauf rechtzeitig auf den Weg bringen zu können.
Im August 2024 sollen die Räume dann zur Verfügung stehen. In dem Jahr soll auch der Erweiterungsbau Grundschule Kurt-Schumacher-Straße zur Verfügung stehen, ein Jahr später dann die fünfzügigen Grundschule am Wildenbruchplatz. So jedenfalls ist die Planung.