Gelsenkirchen. Die LSBTIQ*-Szene im Fokus: Gelsenkirchens 4. „Christopher Street Day“ steht an. Warum die Organisatorin einen Minister stellen will.
Bei den bisherigen drei Ausgaben des „Christopher Street Days“ (CSD) in Gelsenkirchen strahlten die Regenbogenfahnen unter der Sommersonne. In diesem Jahr aber ist die Gemeinschaft der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen sowie queeren Menschen (LSBTIQ*) in Gelsenkirchen besonders früh dran: Schon am Samstag, 20. Mai, findet der hiesige Fest- und Demonstrationstag statt, als einer der ersten CSDs in NRW.
Gewählt wurde das Datum, weil nur wenige Tage zuvor, am 17. Mai, der internationale Tag gegen Transphobie begangen wird, wie Organisatorin Hannah Trulsen erläutert: „Das ist ein perfekter Anlass.“ Das Motto der diesjährigen Veranstaltung in der City lautet: „Alle müssen, können, dürfen“. „Wir wollen Räume schaffen, wo jede und jeder sein kann, wie er oder sie möchte“, erläutert Trulsen.
Dabei gehe es nicht nur um Diskriminierung von queeren Menschen, sondern auch um Diskriminierung innerhalb der Community. Probleme wie Rassismus oder Body Shaming, also das Mobbing anderer aufgrund ihres Körpers, gebe es schließlich auch unter Schwulen, Lesben oder trans Menschen, so Trulsen. „Deswegen geht es uns um eine intersektionale, mehrdimensionale Perspektive.“ Erwartet werden erneut über 100 Teilnehmende.
CSD Gelsenkirchen findet parallel zum Streetfood-Festival statt
Da gleichzeitig das Streetfood-Festival (18. bis 21. Mai) in der Gelsenkirchener City stattfindet, soll der CSD dieses Mal nicht auf dem Heinrich-König-Platz, sondern auf dem Neumarkt gefeiert werden. Neben einem Marsch durch die City ist wieder ein Bühnenprogramm mit einer DJane und Dragqueens geplant. Neben Unterhaltung gehören traditionell auch politische Redebeiträge zum Programm.
Ein Thema, das die Szene aktuell schwer beschäftige, sei etwa die Diskussion um das geplante Selbstbestimmungsgesetz der Ampel-Koalition, sagt Trulsen. Das Gesetz soll trans, intergeschlechtlichen und nicht binären Menschen das Ändern vom Namen oder Geschlechtseintrag vereinfachen. Es sollen nicht mehr, wie bisher, zwei psychologische Gutachten eingereicht werden müssen. Stattdessen soll künftig eine Selbstauskunft beim Standesamt ausreichen.
Einladung an Justizminister Buschmann: „Er kann sich einer kritischen Debatte in Gelsenkirchen stellen“
Bundesjustizminister und Gelsenkirchener Marco Buschmann (FDP) hatte im Zuge der Debatte um das Gesetz für Irritationen in der queeren Community gesorgt, weil dieser im Januar in einem „ZEIT“-Interview gesagt hatte: „Die Betreiberin einer Frauensauna soll auch künftig sagen können: Ich will hier dem Schutz der Intimsphäre meiner Kundinnen Rechnung tragen und knüpfe daher an die äußere Erscheinung eines Menschen an.“ Der Geschlechtseintrag würde damit eine geringere Rolle spielen als das Äußere eines Menschen.
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„Wir haben Marco Buschmann deswegen auch eingeladen“, sagt Trulsen. „Dann kann er sich hier einer kritischen Debatte zu seinen Äußerungen und dem Selbstbestimmungsgesetz stellen.“ Forderungen hat Trulsen, die unter anderem für die Gelsenkirchener SPD-Fraktion als sachkundige Bürgerin im Verkehrsausschuss sitzt, aber auch an die Kommunalpolitik: „Wir werden durch OB Karin Welge als Schirmherrin unterstützt, aber der CSD finanziert sich aktuell vor allem über Spenden. Deswegen fordern wir, dass er als Kulturveranstaltung finanziell über den Etat der Stadt abgesichert wird.“