Gelsenkirchen. Selbst gestandene Jecken waren sprachlos: Tausende Karnevalisten zog es am Tulpensonntag zum Kinderumzug an die Hochstraße in Gelsenkirchen-Buer.

Buer ist seit diesem Tag eine Hochburg des Straßenkarnevals! Was hier geschieht, das hat selbst der närrischste Jeck nicht zu träumen gewagt. Erstmals zieht der Kinderumzug vom alten Finanzamt über die Hochstraße bis runter zum Dom. Und um elf Uhr stellt man sich am Goldbergplatz beim Blick auf die Fußgängerzone die Frage: Wie soll sich der närrische Lindwurm überhaupt durch diese Menschenmasse schlängeln?

Das Schöne ist, es sind unzählige kostümierte Kinder gekommen. Kleine Piraten treffen auf Polizisten, Feuerwehrmänner auf Frösche, Marienkäfer auf Mäuse, Bienen auf Batman und selbst ein kleiner Harry Potter ist mit dabei. Und dann reißen sogar die Wolken auf und die Sonne zeigt sich den Jecken. Das einzige, was jetzt noch vom Himmel regnet, ist Konfetti.

Eine Schaulustige kommt sogar aus Leipzig nach Gelsenkirchen

Am Rande stehen Lara und Ramona mit dem kleinen Henning. Sie sind eine Frosch-Familie. „Wir wollten unbedingt ein Partnerkostüm haben“, erzählt Lara. Und Ramona, die Mama des Kleinen, verrät: „Es ist sein erstes Karneval.“ Denn der Filius ist erst acht Monate alt. „Aber das muss er von klein auf lernen“, sagt die jecke Mutter und lacht.

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Ein Stück weiter die Hochstraße hinunter wartet Heike mit ihrer Familie auf den Zug. Sie ist ganz begeistert: „Wir waren immer beim Kinderumzug in Horst. Das war auch schön – aber viel kleiner. Ich weiß gar nicht, ob ich jemals schon mal so viele Kinder auf einmal gesehen habe.“ Das beeindruckt auch Evi. Sie ist eigens aus Leipzig angereist, um sich das jecke Treiben in Gelsenkirchen einmal anzuschauen.

Der sechsjährige Benno begeistert als Roboter

Dann erreicht der Zug den Dom. Für die kurze Strecke haben die Jecken eine geschlagene halbe Stunde gebraucht. Es sind weniger Wagen dabei als zuletzt in Horst, dafür aber zahlreiche Fußgruppen, natürlich die Garden und Prinz Ben, dessen großer Tag heute ist. Lesen Sie auch: Umleitungen am Rosenmontag: So fahren Bus und Bahn in Gelsenkirchen

Benno (6) kam als Roboter zum Zug. Die Kamelle musste allerdings die Mama für ihn aufheben: Bücken konnte Benno sich nicht in seinem spektakulären Kostüm.
Benno (6) kam als Roboter zum Zug. Die Kamelle musste allerdings die Mama für ihn aufheben: Bücken konnte Benno sich nicht in seinem spektakulären Kostüm. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Am Portal des Doms steht einer, der alle Blicke auf sich zieht: Der sechsjährige Benno ist als Roboter gekommen. Kaum kann man beschreiben, wie aufwendig sein Kostüm gearbeitet ist. Der kleine Mann steckt mit dem Körper in einem silbernen Karton und mit dem Kopf in einem zweiten. Beide sind aufwendig beklebt mit technischem Allerlei, mit Platinen, einem Taschenrechner, einem Tonband. Der einzige Haken: Bücken zum Kamellesammeln kann er sich nicht mehr. Das muss Mutter Nadine machen. „Da hat die Mama schlecht kalkuliert“, sagt sie und lacht. Mit zwei Jahren habe der kleine Karnevalist schon einmal ein Roboter-Kostüm gehabt. „Das hat ihn so fasziniert, das möchte er immer wieder.“ Die „Zutaten“ habe man gar nicht allein besorgen können. Ein Aufruf in den Sozialen Medien aber schafft Abhilfe. „Da haben Bekannte Teile gespendet – und auch Unbekannte.“

„Das wird die größte Freiluftveranstaltung in Buer!“

Große und kleine Jecken, soweit das Auge reicht: Die Premiere des Kinderumzugs in Buer war ein voller Erfolg.
Große und kleine Jecken, soweit das Auge reicht: Die Premiere des Kinderumzugs in Buer war ein voller Erfolg. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Der Gang um die Ecke macht beinahe sprachlos. So voll war die Domplatte zuletzt bei großen Konzertveranstaltungen. „Das ist ja der Wahnsinn“, freut sich Bezirksbürgermeister Dominik Schneider. „Ich bin überwältigt.“ So sieht es auch Hans-Georg Schweinsberg vom Festkomitee. „Der Weg nach Buer war der richtige. So viele Kinder und alle kostümiert, das berührt mich sehr.“ Begeistert ist auch Björn Tondorf, Präsident des Festkomitees. „Ich habe mit 222 Gästen gerechnet – und jetzt das!“ Tatsächlich kann er an seine Zahl getrost noch eine 2 dranhängen und untertreibt vermutlich noch immer. Beinahe berauscht von diesem Erfolg formulieren beide Karnevalisten ein jeckes Ziel: „Das wird die größte Freiluftveranstaltung in Buer!“