Gelsenkirchen. Bei der Massenschlägerei auf Schalke wurden vier Menschen schwer verletzt, darunter auch ein Busfahrer. Die Polizei fordert Konsequenzen.

  • Bei einer Massenschlägerei unter Fußballfans vor einem Vereinsheim des FC Schalke 04 sind mindestens vier Menschen schwer verletzt worden.
  • Auch ein Busfahrer wurde Opfer der Attacken. Er wurde mit einem Totschläger angegriffen und kollabierte vor Ort. Es bestand der Verdacht einer Hirnblutung.
  • Mindestens 100 gewaltbereite Personen, die aus dem Umfeld der Fanszene von Rot-Weis Essen sowie Borussia Dortmund stammten, prügelten auf die Schalker ein.
  • Nach dem Angriff auf Schalke-Fans in Gelsenkirchen blickt die Polizei mit Sorge auf das Revierderby. Ein mögliches Alkoholverbot wird diskutiert.

Ein Handyvideo verbreitete sich am Sonntagmorgen in Fankreisen mehrerer NRW-Vereine im Eiltempo. Zu sehen ist ein Reisebus an der Daimlerstraße in Gelsenkirchen, dazu viele Menschen, die sich prügeln und wegrennen. Was sich dort abspielte: Personen, die der Fanszene von Borussia Dortmund und Rot-Weiss Essen nahestehen, überfielen Fans des FC Schalke 04, die gerade in den Bus steigen wollten, um nach Berlin um Auswärtsspiel der Profis beim 1. FC Union Berlin zu fahren. Es handelte sich bei den Fans nach unseren Informationen vor allem um Mitglieder der Ultras Gelsenkirchen.

Ein Screenshot aus dem Handy-Video, das sich am Sonntagmorgen in Fankreisen mehrerer NRW-Vereine im Eiltempo verbreitete. Am frühen Sonntagmorgen kam es in Gelsenkirchen-Erle zu einer Massenschlägerei. Fans aus Dortmund und Essen trafen auf Schalke-Anhänger.
Ein Screenshot aus dem Handy-Video, das sich am Sonntagmorgen in Fankreisen mehrerer NRW-Vereine im Eiltempo verbreitete. Am frühen Sonntagmorgen kam es in Gelsenkirchen-Erle zu einer Massenschlägerei. Fans aus Dortmund und Essen trafen auf Schalke-Anhänger. © privat

Polizei bestätigt Angriff auf Schalke-Ultras in Gelsenkirchen

Die Polizei Gelsenkirchen bestätigte den Angriff in einem Statement, das sie am späten Vormittag publizierte. Darin heißt es unter anderem, dass "nach bisherigen Ermittlungen gegen 6.22 Uhr plötzlich mindestens 100 gewaltbereite Personen, vermutlich aus dem Umfeld der Fanszene von Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund" in Gelsenkirchen-Schalke eintrafen. Mehrere hundert Mitglieder der organisierten Schalker Fanszene hätten sich dort aufgehalten.

Bei der Massenschlägerei seien unter anderem Baseballschläger und sonstige Schlagwerkzeuge genutzt worden. "Noch vor Eintreffen der Beamten hatten sich die angreifenden Personen bereits wieder entfernt", schrieb die Polizei. Mindestens vier Personen wurden nach Polizeiangaben schwer verletzt, darunter ein Busfahrer. Rettungskräfte versorgten die Verletzten vor Ort. Anschließend kamen sie zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung.

Schalke-Talk: Alkoholverbot im Derby wäre nicht sinnvoll

Schwer verletzt wurde auch ein Busfahrer. Gegenüber der Bild-Zeitung schilderte der Busunternehmer Johannes Gerd Overhoff den Angriff auf einen seiner Fahrer. Demnach wurde der Mann mit einer Waffe angegriffen und niedergestreckt. "Mein Mitarbeiter wurde mit einem Totschläger und einem Baseballschläger niedergeknüppelt. Er hat eine blutende Kopfwunde und es bestand der Verdacht einer Hirnblutung.“ Der Mann sei vor Ort kollabiert und wurde umgehend in eine Klinik gebracht. Dort wird er weiterhin beobachtet, bleibende Hirnschäden haben er nicht davongetragen.

Schalke-Torwart Ralf Fährmann fühlt mit den verletzten S04-Fans mit.
Schalke-Torwart Ralf Fährmann fühlt mit den verletzten S04-Fans mit. © firo

Auch die Schalker Mannschaft, die am Sonntagnachmittag zu einem 0:0 bei Union Berlin kam, wurde über den Vorfall unterrichtet. S04-Torwart Ralf Fährmann erklärte nach dem Spiel bei Dazn: "Ich habe nicht viel mitbekommen. Bloß, dass die Schalke-Fans Stärke bewiesen haben. Es tut mir natürlich leid für die Verletzten.

Schalke 04 bestätigte den Vorfall ebenfalls auf Nachfrage dieser Redaktion und reagierte mit einer Stellungnahme: "Nach den uns aktuell vorliegenden Informationen hat es heute Morgen, kurz vor der Abreise in Richtung Berlin, einen gezielten Angriff auf Fans des FC Schalke 04 gegeben. Schalke 04 verurteilt, wie u.a. im Leitbild festgehalten, jede Form von Gewalt und wünscht den Verletzten eine vollständige Genesung. Die Busse sind unterdessen auf dem Weg, um die Mannschaft beim Auswärtsspiel gegen Union Berlin zu unterstützen."

Der Tatort an der Daimlerstraße in Gelsenkirchen-Schalke am Sonntagmittag. Spuren des Überfalls auf die Schalke-Fans sind nicht mehr zu sehen.
Der Tatort an der Daimlerstraße in Gelsenkirchen-Schalke am Sonntagmittag. Spuren des Überfalls auf die Schalke-Fans sind nicht mehr zu sehen. © Matthias Heselmann

Von Seiten der Polizei werden nach dem Gewaltausbruch Konsequenzen gefordert. Michael Mertens, NRW-Boss der Polizei-Gewerkschaft, spricht mit Blick auf das nahende Derby gegen den BVB von einem Alkoholverbot. "Wir schauen jetzt natürlich mit Sorge aufs Revierderby, es muss alles dafür getan werden, um Gewalt bei diesem Hochrisikospiel zu vermeiden. Dazu gehört auch ein Alkoholverbot im Stadion!“, wird er in der Bild zitiert.

Das Derby gegen den BVB ist für den 11. März angesetzt. „Wir appellieren an die Vereine und beide Fanlager, die Situation in den nächsten Wochen nicht weiter eskalieren zu lassen“, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Es sei aber nicht auszuschließen, dass der Angriff auf die Schalke-Ultras „eine Reaktion nach sich zieht“. Das Derby zwischen Schalke und Dortmund gilt ohnehin als Hochrisikospiel.

Schalke ist gegen ein Alkoholverbot beim Derby

Bei den Gesprächen mit Schalke 04 geht es dem Vernehmen nach auch um ein mögliches Alkoholverbot. Der übermäßige Konsum von Alkohol stelle bei Sportereignissen eine zusätzliche Gefahr für Unbeteiligte und Einsatzkräfte dar, so der Polizeisprecher: „Unabhängig von den Ereignissen am Sonntagmorgen sind wir auch dazu im Gespräch mit dem Verein.“

Auf Schalke steht man dem Thema skeptisch gegenüber. „Aus Sicht des FC Schalke 04 ist ein Ausschankverbot von alkoholhaltigen Getränken bei Heimspielen grundsätzlich weder verhältnismäßig noch zielführend mit Blick auf die Argumentation der Sicherheitsbehörden“, so Vereinssprecher Marc Siekmann.

Rot-Weiss Essen verurteilt Angriff auf Schalke-Fans

Auch Rot-Weiss Essen hat sich am Sonntag in Person des Vorstandsvorsitzenden Marcus Uhlig zum Vorfall geäußert. RWE spielt ab 14 Uhr in der 3. Liga gegen den BVB II: "Wir sind vor dem Spiel von der Polizei informiert worden. Mehr wissen wir auch nicht. Wir stehen im Austausch mit der Polizei. Da werden jetzt die Ermittlungen aufgenommen. Am Ende des Tages ist es wieder einmal eine schwachsinnige Aktion. So etwas braucht kein Mensch", sagte Uhlig bei Magenta Sport.

Rot-Weiss Essen hatte am Sonntagabend auch ein offizielles Statement veröffentlicht. Was der Verein zu der Schlägerei in Gelsenkirchen zu sagen hat, lesen Sie hier.

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