Gelsenkirchen. Die Stadtschülervertretung vertritt 38.000 Schülerinnen und Schüler in Gelsenkirchen. Welche Probleme der Schülerschaft sie angehen wollen.
Lange Jahre hatten die 38.000 Schülerinnen und Schüler in Gelsenkirchen keine gemeinsame Interessensvertretung. Im vergangenen Jahr nun ist es Vertretern aller weiterführenden Schulen und Schulformen gelungen, ein gemeinsames Gremium dafür aufzubauen, trotz Corona-Einschränkungen ist die Vernetzung vorangeschritten. Zur Vollversammlung aller Schulsprecher samt Stellvertretern im Herbst ‘22 kamen Vertreter aller Schulen, im Vorstand sind alle Schulformen bis auf Hauptschulen vertreten. Wir wollten wissen, welche aktuellen Themen der Schülerschaft in Gelsenkirchen unter den Nägeln brennen. Am Ende der letzten Vorstandssitzung der Runde im Medienzentrum der Stadtbibliothek stattete die WAZ ihr einen Besuch ab.
„Wir tolerieren keine Gewalt an Schulen und appellieren, jeden Zwischenfall zu melden“
Ein wichtiges Thema nicht nur an dem Tag: mögliche Maßnahmen gegen die nahezu täglich gemeldeten gewalttätigen Übergriffe von Schülern gegen Schüler. „Wir tolerieren keine Gewalt an Schulen und im Umfeld. Wir verteilen aktuell Hilferufnummern in der Schülerschaft und appellieren, Zwischenfälle sofort zu melden. In jedem Fall“, erklärt Hilal Nur Ulupinar, Vorsitzende der Stadtschülerschaft und Delegierte bei der Landesschülerschaft. Die Realschülerin im zehnten Jahrgang ist bereits im zweiten Jahr im Vorstand aktiv. Da sie auch noch ihr Abitur anstrebt, dürfte sie der Organisation auch noch ein wenig erhalten bleiben. Schülervertretungen leiden sonst oft unter altersbedingt häufig wechselnden Besetzungen.
Vertrauenslehrer mit ins Boot holen
In der nächsten Sitzung will die Gruppe die SV-Lehrer aller Schulen mit ins Boot holen. Mit ihnen sollen Anliegen besprochen werden, die die Schüler besonders beschäftigen. Die Vertrauenslehrer sollen auch helfen, dass gemeldete Übergriffe auch wirklich weiterverfolgt und geahndet werden. „Es ist nicht so, dass an allen Schulen solche Übergriffe stattfinden. Aber es ist schon ein Thema. Und wir wollen an allen Schulen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass sowas gar nicht geht“, erklärt Felix Geltinger, Schülersprecher am Max-Planck-Gymnasium und Delegierter in der Landes-Schülervertretung.
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Das Ziel sei aktuell, die Schülervertretung als Interessensvertretung an den Schulen bekannt zu machen, in der stadtweiten Organisation gemeinsam nach Vorbeugemöglichkeiten zu suchen. Lösungen für Einzelprobleme aber würden dann in den einzelnen Schulen verhandelt. Die Systeme von der Realschule über Gesamtschule und Gymnasium bis zum Berufskolleg sind schließlich unterschiedlich.
Mobbing ist vor allem bei Siebt- und Achtklässlern ein Riesen-Problem
Schulübergreifend ein Thema, so bestätigt die Runde, ist auch heute noch Vandalismus, vor allem im Toilettenbereich. Vielerorts werde gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht, die (sehr willkommene) Ausstattung von mittlerweile 26 Schulen mit Hygieneartikeln wie Tampons, aber auch mit Toilettenpapier zu sichern. Ein Problem angesichts „kreativer“ Ideen manches Schülers im Umgang damit.
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Ein drängendes Problem an allen Schulen, vor allem in den Jahrgängen sieben und acht: Mobbing, analog, vor allem aber als Cybermobbing. Auch da will man vor allem aufklären, Strategien erarbeiten, die sicherstellen, dass Übergriffe nicht folgenlos bleiben für die Täter.
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„Wir haben bereits Fortbildungen für Schülervertreter wahrgenommen. Wir wollen politisch und Demokratie fördernd arbeiten“, versichert Ulupinar, „die Stadt unterstützt uns dabei gut.“ 5000 Euro hat die Stadt dem Gremium spendiert, für Fort- und Teambildung, Weiterbildung gibt es auch von der Landes-SV.
Treffen mindestens einmal im Monat
Mindestens einmal im Monat trifft sich die Vorstandsrunde, um aktuelle Themen zu besprechen und ihr Handeln zu koordiniere. Die nächste Vollversammlung aller Schülersprecher der Stadt findet am 27. Februar.
In der nächsten Sitzung soll auch schon das Gespräch mit den Vertrauenslehrern stattfinden. Zeitnah ist auch das geplante ganztägige Event angedacht, um einander besser kennen zu lernen und den Austausch zu intensivieren.
Neu besetzt sind auch die Schülervertreter im Bildungsausschuss der Stadt. Niklas Walter, Realschüler an der Gertrud-Bäumer, und sein Stellvertreter Jan Albert Plaumann von der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen verfolgen die gemeinsamen Sitzungen von Politik und Verwaltung. Ein meist zeitaufwendiges Unterfangen mit in der Regel fünf Sitzungsterminen im Jahr – neben den Schul-SV-Sitzungen und den Vorstandssitzungen. Demokratie kann anstrengend sein. Aber sie ist es ihnen wert, wie Hilal Nur Ulupinar betont.