Gelsenkirchen. Bäume schützen – mit Regenwasser und Engagement: Die Gelsenkirchener werden zu „Gießkannenheld:innen“. Das Projekt ist ambitioniert.

Ein Essener Export soll die fast 70.000 Bäume auf öffentlichen Flächen in Gelsenkirchen vor dem Austrocknen schützen: Mit einem neuen Projekt sollen insbesondere junge Menschen in der Stadt ab Februar zu „Gießkannenheld:innen“ werden und an ehrenamtliches Engagement für ihre Umwelt herangeführt werden. Die Politik zeigte sich im vergangenen Umweltausschuss, wo die Pläne vorgestellt wurden, bereits begeistert.

Und so funktioniert es: Gebrauchte 1000-Liter-Tanks sollen als Regenwasserspeicher zur Verfügung gestellt werden. Die Tanks werden an die Regenfallrohre von Vereinsheimen, Kitas, Schulen, Kirchengemeinden, Gebäuden von Wohnungsbaugesellschaften, Privathäusern und weiteren Gebäuden in der Stadt durch Fachleute angeschlossen und mit Zapfhähnen ausgestattet. Zugang zu den gesicherten Zapfhähnen soll dann nur derjenige bekommen, der einen bestimmten Zahlencode kennt.

Groß und klein kann in Gelsenkirchen ein „Gießkannenheld“ sein

Zusätzlich sollen, ebenfalls kostenlos, weitere Materialien wie Schläuche, Kübel oder Gießkannen bereitgestellt werden. „Die Gießkannen wird es in allen Größen geben, 2-Liter-Kannen für die Kinder, 5 Liter für die Grundschulen und so weiter“, erzählte Georg Nesselhauf vom Umweltreferat im Umweltausschuss. „So kann jeder das gießen, was er tragen kann.“

Andreas Giga, Leiter der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ bei der Emschergenossenschaft (li.), zeigt sich als „Gießkannenheld“ in Essen. Dort, wie auch in Gelsenkirchen, wird das Projekt von der Emschergenossenschaft unterstützt.
Andreas Giga, Leiter der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ bei der Emschergenossenschaft (li.), zeigt sich als „Gießkannenheld“ in Essen. Dort, wie auch in Gelsenkirchen, wird das Projekt von der Emschergenossenschaft unterstützt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Nesselhauf, der in Essen wohnt, beteiligt sich dort bereits ehrenamtlich an dem Projekt und bringt deshalb viel Erfahrung für die Umsetzung mit. In Essen, das berichtete Nesselhauf, habe man bereits 500 Tanks installiert, das Projekt werde dort sehr gut angenommen. Rund 400 „Gießkannenheld:innen“ seien dort bereits aktiv.

Das Regenwasser aus den Tanks sollen die kleinen, aber auch großen „Gießkannenheld:innen“ dann nutzen, um Bäume im Umkreis zu bewässern. Steht im Hochsommer nach langer Trockenphase kein Regenwasser zur Verfügung, so ist angedacht, dass Gelsenwasser mittels Tankwagen die Tanks im Stadtgebiet wieder befüllt. Eventuell kann dann nach Plänen der Stadt auch das Spülwasser von Wasserleitungen und Baustellen dafür verwendet werden. Alternativ ist angedacht, dass die Heldinnen und Helden das benötigte Wasser mittels Standrohren aus Hydranten entnehmen und die Tanks so auffüllen. Auf den Tanks soll dann in mehreren Sprachen darüber informiert werden, was es mit dem Projekt auf sich hat.

Umweltschutz in Gelsenkirchen: „Gießkannenheld:innen“-Projekt ist langfristig angelegt

Hinter dem Projekt stecken verschiedenste Akteure. In Gelsenkirchen soll es durch die Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen als Hauptverantwortliche, die Volksbank, die Gelsenwasser-Stiftung, Gelsenwasser, der Emschergenossenschaft, den Gelsendiensten, Gelsen-Net und der Stadt getragen werden. Es gibt Zuschüsse vom Land, die allerdings erst im Mai 2023 bereitstehen. Bis dahin soll das Projekt rein spendenbasiert laufen. Losgehen soll es nämlich bereits im Februar, damit im Frühsommer bereits mindestens 100 Wassertanks auf Gelsenkirchener Stadtgebiet zu sehen sein werden. Die ersten kleinen „Gießkannenheld:innen“ sollen dann in der Kita Wiehagen in Neustadt loslegen.

Auf den „Gießkannenheld:innen“-Tanks soll auf mehreren Sprachen darüber informiert werden, was es mit dem Projekt auf sich hat.
Auf den „Gießkannenheld:innen“-Tanks soll auf mehreren Sprachen darüber informiert werden, was es mit dem Projekt auf sich hat. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ausgelegt ist das Projekt dann auf Dauerhaftigkeit, wie es in einer Vorlage der Stadt heißt. Ziel ist es, jährlich 200 Tanks aufzustellen. „Unter der Annahme, dass die Tanks im Laufe des Jahres mindestens fünfmal durch Regenwasser komplett gefüllt werden, stehen jährlich 5000 Kubikmeter Regenwasser zur zusätzlichen Bewässerung von Stadtbäumen zur Verfügung“, rechnet das Umweltreferat vor.

Verknüpft werden soll das Projekt auch mit der Baum-App von Gelsendienste. Sie soll um weitere Inhalte ergänzt und mit einer „Gießkannenheld:innen“-Datenbank verknüpft werden.