Essen. Essener Bürger wappnen sich gegen den nächsten heißen Sommer - und nehmen den Schutz der Straßenbäume vor Trockenheit selbst in die Hand.

Um ein Held zu werden, braucht es nicht viel: Etwas guter Wille und eine Gießkanne; das nötige Wasser gibt es frei Haus. Die Ehrenamt-Agentur Essen, der Runde Umwelttisch und die Klimaschutzbewegung Parents for Future suchen solche Helden. Bürger, die mithelfen Bäume vor Trockenheit zu schützen.

Trockenheit? Nein, die Initiatoren haben sich nicht in der Jahreszeit geirrt. Vier Jahre in Folge hat es nicht genug geregnet. Auch wenn es in diesen Tagen sogar schneit, fehlt es an Feuchtigkeit in den Böden. "Wer tiefer gräbt als 20 oder 30 Zentimeter sieht, da ist nichts", sagt Georg Nesselhauf, Sprecher des Runden Umwelttischs. Für die Sommermonate lasse das nichts Gutes erwarten. Tatenlos zusehen wollen die Aktivisten nicht. Jeder sei aufgerufen, mit anzupacken.

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Schon im vergangenen Sommer, als über Wochen und Monate kein Tropfen vom Himmel fiel, wässerten ehrenamtliche hunderte von Straßenbäumen. Grün und Gruga stellte Tankwagen zur Verfügung, die Stadtwerke das Wasser. Dieses Engagement wollen die Initiatoren nun verstetigen und mit Hilfe der Ehrenamt Agentur auf breitere Füße stellen. Vorbild ist der alljährliche Sauberzauber, wenn Initiativen, Schulklassen, Kita-Gruppen und Nachbarschaften losziehen, um an Straßenrändern und in Grünanlagen Unrat aufzulesen. Bis zu 20.000 Bürger machen jedes Jahr mit. "Nun suchen wir Gießkannen-Helden", sagt Janina Krüger, Leiterin der Ehrenamt-Agentur.

Ruhrverband und Emschergenossenschaft spenden 1000-Liter-Container

Die Idee: "Jeder tut, was er kann", so Georg Nesselhauf. Eine Nachbarschaft kümmert sich um ein oder zwei Bäume, eine Schulklasse um die Bäume auf ihrem Schulhof. Ruhrverband und Emschergenossenschaft spenden dafür 1000 Liter fassende Container zum Auffangen von Regenwasser, so Nesselhauf. Die Container werden von einem Fachbetrieb auf Paletten montiert und über ein Fallrohr ans Hausdach angeschlossen.

"Wir wollen bis Ende Februar, Anfang März die ersten 200 Container aufstellen", kündigt der Sprecher des Runden Umwelttisches an. Jedes Jahr sollen weitere Container hinzukommen. In der Hoffnung, dass sich weitere engagierte Bürger und Hausbesitzer finden, die sich an der Aktion beteiligen. Auch die großen Wohnungsgesellschaften wollen die Initiatoren dafür gewinnen. Die Ehrenamt-Agentur übernimmt die Koordination und wird eine Datenbank aufbauen, um alle Helfer zu erfassen.

Grün und Gruga wässert rund 11.000 junge Straßenbäume, damit sie nicht eingehen

Hilfe tue Not. Grün und Gruga komme mit dem Gießen kaum noch nach. 11.000 junge Straßenbäume werden den Sommer über gewässert, damit sie nicht eingehen. Auch vielen älteren Bäumen gehe es nicht gut. Deshalb sei es wichtig, die Bäume schon das Frühjahr über regelmäßig zu wässern, damit sie den Sommer überstehen.

Nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke ist der Klimawandel in der Region entlang der Ruhr längst angekommen. Bereits zwölf Jahre infolge fiel nach Angaben des Ruhrverbandes weniger Niederschlag als im langjährigen Durchschnitt.

"Es ist höchste Zeit, dass wir die Ärmel hochkrempeln", sagt Christiane Gregor von den Parents for Future. Wer sich angesprochen fühlt, kann sich bei der Ehrenamt-Agentur registrieren lassen unter giessen@ehrenamtessen.de.

Info: Ohne die Talsperren wäre die Ruhr im vergangenen Jahr trockengefallen. Der Ruhrverband konnte den Wasserstand regulieren, aber nicht genügend Wasser aus den Talsperren in die Ruhr und ihre Nebenflüsse ablassen. Der Gesetzgeber lässt dies in Ausnahmefällen zu. Der Ruhrverband musste davon nach eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren mehrfach Gebrauch machen.

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