Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Gesamtschulen Berger Feld und Horst sollen 2023 noch mehr Fünftklässler nehmen. Was sie deshalb befürchten.

  • Um allen Fünftklässlern einen Platz anbieten zu können, sollen Berger Feld und Horst siebenzügig werden
  • Beide Schulleitungen sind mehr als skeptisch, klagen über Raum- und Personalmangel schon ohne Aufstockung
  • In Horst platzt die Mensa bereits jetzt aus allen Nähten, muss in drei Schichten gegessen werden

Wegen der weiter steigenden Schülerzahlen sollen an den Gesamtschulen Berger Feld und Horst sowie an der Lessing-Realschule mehr Eingangsklassen gebildet werden. Für die beiden Gesamtschulen bedeutet dies, dass dort jeweils sieben statt sechs fünfte Klassen zum August 2023 starten sollen. An der Lessing-Realschule erhöht sich die Zügigkeit ebenfalls um eine auf fünf Eingangsklassen. Die im Bildungsausschuss von der Verwaltung vorgelegte und mit der Schulaufsicht abgestimmte Vorlage stieß bei den meisten Fraktionen auf eher zähneknirschende Zustimmung.

Gesamtschulen Berger Feld und Horst sehen Raum- und Personalmangel

Das galt auch für die von der Verwaltung im Vorfeld dazu befragten betroffenen Schulen. Vor allem die Gesamtschulen äußerten in ihren Stellungnahmen große Zweifel an der reibungslosen Umsetzung. Die Gesamtschule Horst sieht sich nicht in der Lage, zwei weitere Klassen aufzunehmen. Zum einen, wegen fehlender Kurs- und Fachräume, zum anderen wegen Platzmangels in der Mensa. Eventuell soll einer von drei Computerräumen, der dank digitaler Ausstattung aller Klassen nur noch bedingt notwendig ist, zum Werkraum umgewidmet werden, schlägt die Verwaltung vor. Zudem könnten mittelfristig zwei IFÖ-Klassen aufgegeben werden, um die Raumkapazität aufzustocken. Gerade beim Sport-, Hauswirtschafts- und Technikunterricht fürchten die Schulleitung und Schulkonferenz jedoch Unterrichtsausfälle mangels Lehrkräften bzw. Räumen.

In der Horster Mensa wird jetzt schon in drei Schichten gegessen

Ein großes Problem stellt auch die Mensaversorgung dar. Aktuell wird hier in drei Schichten gegessen, ist schon jetzt eigentlich zu wenig Platz vorhanden. Die Zahl der Nutzer des Angebots ist zuletzt noch einmal gestiegen, als dank Bildungs- und Teilhabemitteln der Eigenanteil bei Hilfebeziehern entfallen ist und daher auch die Siebtklässler das Angebot noch stark nutzen.

Lesen Sie mehr zum Thema:

Entlastung kündigt die Verwaltung für die Horster Schule durch den voraussichtlichen Wegfall der ungeliebten Mehrklassen an, die bislang regelmäßig für die Integration von Kindern aus Internationalen Förderklassen gebildet werden. Zusichern kann die Verwaltung den Wegfall der Mehrklassenbildung angesichts extrem dynamischer Schülerzahlen allerdings nicht, wie Dezernentin Anne Heselhaus bei der Vorstellung der Planungen einräumte.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++

Die Gesamtschule Berger Feld klagt über dringenden Renovierungsbedarf und fürchtet zudem zunehmende Spannungen, wenn die Schülerschaft noch größer wird.
Die Gesamtschule Berger Feld klagt über dringenden Renovierungsbedarf und fürchtet zudem zunehmende Spannungen, wenn die Schülerschaft noch größer wird. © FUNKE Foto Serivces | Oliver Mengedoht

Die Gesamtschule Berger Feld fürchtet Beeinträchtigungen im Sportprofil bei der Aufstockung der Schülerschaft mangels Sportstätten, zudem müssten künftig mehr Kinder mit Förderbedarf je Klasse aufgefangen werden, seien viele Räume renovierungsbedürftig. Schon jetzt gebe es angesichts sechs unbesetzter Lehrerstellen eine Unterversorgung, weshalb es bei der Aufstockung zwangsläufig zu Unterrichtsausfall kommen werde.

Sowohl die Beeinträchtigung im Sportprofil als auch den leichten Anstieg der Zahl von Kindern mit Förderbedarf je Klasse wertet die Verwaltung als hinnehmbar angesichts der Notwendigkeit, die Beschulung aller Fünftklässler sicherzustellen. Auch das Raumangebot sei hinreichend, zumal die Schule ursprünglich zehnzügig geführt wurde und lediglich bei Einführung des Gemeinsamen Unterrichts auf eigenen Wunsch auf eine Sechszügigkeit reduziert wurde.

Im Sommer 2022 erst wurden die neuen Erweiterungsbauten an der Lessing-Realschule eingeweiht. Hier fürchtet man mangelnde sozialpädagogische Betreuungskapazitäten.
Im Sommer 2022 erst wurden die neuen Erweiterungsbauten an der Lessing-Realschule eingeweiht. Hier fürchtet man mangelnde sozialpädagogische Betreuungskapazitäten. © gkfoto | Gerd Kaemper

An der Lessing-Realschule geht es nicht um Platzprobleme

Räumliche Probleme gibt es bei der gerade erst mit Modulbauten erweiterten Lessing-Realschule nicht. Allerdings fürchtet man hier vor allem den Mehrbedarf an sozialpädagogischer Unterstützung und die notwendige Aufstockung des Kollegiums. Auch wenn Stellen geschaffen werden, ist die Besetzung aktuell erfahrungsgemäß nicht garantiert. Die Verwaltung will bei der sozialpädagogischen Betreuung mit der Schule „nach Lösungen suchen“.

Thomas Wondorf, im Bildungsreferat Referatsleitung für Schulraumschaffung und Schulentwicklung, erklärte bei der Vorstellung der Pläne, dass die Erhöhung der Zügigkeit mit der Schulaufsicht abgestimmt sei, eine Zustimmung der Schulen eigentlich nicht notwendig. Dennoch berücksichtige man deren Bedenken. „Wir wollen den Schulen helfen, wo es möglich ist, gemeinsam Lösungen suchen“, versicherte Referatsleiter Klaus Rostek.

Dezernentin appelliert: Schulen brauchen Planungssicherheit

Dirk Klante (AfD und früher selbst Lehrer in Horst) rechnet damit, dass die Prognosen zur Schülerzahl angesichts wachsender Flüchtlingszahlen weit übertroffen werden könnten. Ulrich Jacob, bildungspolitischer Sprecher der SPD, konterte: „Schulentwicklungsplanung aufgrund von Prognosen ist angesichts der Weltkrisen immer schwieriger. Aber wir müssen mit dem umgehen, was vor Ort Fakt ist.“

Dezernentin Anne Heselhaus appellierte an den Ausschuss, die Änderung auf den Weg zu bringen, um den Schulen kurz vor den Anmeldungen für die weiterführenden Schulen zu Jahresbeginn Planungssicherheit zu geben. Die AfD stimmte als einzige Fraktion gegen den Verwaltungsvorschlag, die Zügigkeit der beiden Gesamtschulen zu erhöhen und enthielt sich bei der Realschule, auch mit Hinweis auf zu kurzfristige Vorplanung. David Fischer (Grüne) forderte, die Erhöhung der Schülerzahl als Berechnungsgrundlage für Stellenpläne frühzeitig anzumelden, um die Aufstockung des Kollegiums bereits zum Schulstart zu ermöglichen.