Gelsenkirchen-Scholven. Eine Ausstellung im Gelsenkirchener Kunstraum Norten öffnet den Blick in Noahs Arche. Warum das Noah-Projekt heute verbindend wirken kann.

Noah und seine Arche sind in allen drei Weltreligionen ein Thema. Einen Blick in die Arche wirft nun ein künstlerisch überzeugendes Ausstellungsprojekt, das die Kunstschule Gelsenkirchen und die Stiftung Norten mit ihrem Kulturraum in Gelsenkirchen-Scholven gemeinsam realisiert haben. Und das auf einem Dutzend schwarzgrundiger Stoffbahnen im Format drei mal drei Meter Tiere aus aller Welt vereint. Sie tummeln sich übereinander, nebeneinander und miteinander. An der Entstehung der Tafeln beteiligt waren neben dem Künstler-Paar Beth Adams-Ray und Professor Florian Söll an die 300 Schülerinnen und Schüler des siebten bis zehnten Jahrgangs der Gesamtschule Waltrop.

Kooperation von Kunstschule, Norten-Stiftung und Schule

Kunstprojekte mit Stadtmalern sind an der Waltroper Gesamtschule – die Gelsenkirchens Kunstschul-Gründerin Brigitta Blömeke lange Jahre leitete – seit 20 Jahren Tradition. Das Arche-Noah-Projekt startete im Februar 2019. Bis November arbeitete das Künstlerpaar, unterstützt von den Kunstpädagogen, mit den Schülern, die Tiere ihrer Wahl auf Papier bannten – und zwar durchgängig in Schwarz-Weiß. Die fertigen Bilder, gemalt nach Fotografien, Internet- oder auch Natur-Vorlagen – wurden ausgeschnitten und am Ende des Prozesses vom Künstlerpaar auf den großformatigen Stofftafeln collagiert.

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Das Ergebnis ist mehr als eindrucksvoll. Unterstrichen vom dafür optimalen Ausstellungsraum Norten regt die Darstellung dieser weltumspannenden Reise durch das Tierreich zum Nachdenken über den Zustand der Welt heute mit Klimakatastrophe und anderen Krisen sowie das vielfach fehlende Miteinander an, das in dieser Arche so oft problemlos zu funktionieren scheint.

Das Künstlerpaar Beth Adams-Ray und Florian Söll konzipierte das Projekt und setzte die von Schülern geschaffenen, ausgeschnittenen Tierporträts zu eindrucksvollen Collagen zusammen.
Das Künstlerpaar Beth Adams-Ray und Florian Söll konzipierte das Projekt und setzte die von Schülern geschaffenen, ausgeschnittenen Tierporträts zu eindrucksvollen Collagen zusammen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Noah spielt im Christentum, im Judentum und im Islam eine wichtige Rolle

Die durchweg schwarz-weiße Darstellung erzeugt einen besonderen Reiz dieser stilistisch so verschiedenen und dennoch harmonischen Collagen, hat aber auch technische Gründe. „Die Schüler arbeiten alle mit ihren eigenen Materialien. Das wäre in Farbe bei Einsatz von Tusche, Öl und mehr für die Collagen zu unruhig geworden“, erklärt Florian Söll. Wer Noah ist und was es mit der Arche auf sich hat, das musste das Künstlerpaar allerdings nicht groß erklären. „Noah ist im Christentum und im Judentum eine wichtige Figur und auch im Islam ein Prophet, ein gerechter Mann. Das hat den Zugang sehr erleichtert.“

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In dieser Arche sind auch längst ausgestorbene Tiere wie ein neuseeländisches Kiwi-Paar beheimatet, das entspannt pickend neben einer Giraffe, einem Pavian, einem Nashorn und einem Schweinchen hockt. Die Darstellung der einzelnen Geschöpfe ist so vielfältig wie die Tierwelt selbst. Sie variiert von fotorealistisch über naiv bis zum fantastischen drachenähnlichen Wesen, was nur zum Teil in den unterschiedlichen künstlerischen Talenten der 300 Nachwuchskünstler und -künstlerinnen lag.

Gemeinsames Ziel: Junge Menschen für Kunst begeistern

Die fertige Ausstellung war bereits in Waltrop in einer Kultur-Kapelle sowie in der Zentrale der Bezirksregierung in Münster zu sehen. Dass sie nun auch in Gelsenkirchen vom kommenden Sonntag, 27. November, bis Ende März 2023 zu sehen ist, ist vor allem dem frisch geknüpften Netzwerk der Gelsenkirchener Kunstschul-Vorsitzenden (und Ex-Waltroperin) Brigitta Blömeke und der Norton-Stiftung zu verdanken. Beide verfolgen die gleichen Ziele: Junge Menschen an Kunst heranzuführen, sie dafür zu begeistern und aktivieren. „Wir versuchen auch, die Schulen und die Lehrkräfte zu erreichen. Und wir haben im Kunstraum auch die Möglichkeit, jenseits der Ausstellung Schülergruppen hier selbst arbeiten zu lassen“, erklärt Blömeke.

Sondertermine für Schulen

Die Ausstellung „In Noahs Arche“ wird am Sonntag, 27. November, um 11 Uhr im Kunstraum Norten, Im Brömm 9, eröffnet. Sie ist dort bis Ende März 2023 zu sehen. Schulgruppen können die Ausstellung nach telefonischer Vereinbarung unter der Nummer 0209 6138772 besuchen. Den Transport übernimmt kostenfrei der Reisedienst Nickel in Kooperation mit der Kunstschule.

Für die Öffentlichkeit öffnet der Kunstraum am 11. Dezember, 8. und 22. Januar, 12. und 26. Februar sowie 12. und 26. März, jeweils von 14 bis 16 Uhr.

Und weil das so ist, soll die Ausstellung auch wochentags nach Anmeldung von Schulgruppen besucht werden können. Das Angebot macht die Stiftung, für die Anreise stellt wiederum die Nickel-Stiftung Busse im Auftrag der Kunstschule zur Verfügung.