Gelsenkirchen. Gelsenkirchener Architekt Rainer Norten und seine Stiftung haben einen neuen Kunstraum geschaffen. Ein Gang durch die imposante Ausstellungshalle.

Der Kulturstandort Gelsenkirchen ist bald um einen hochkarätigen Ausstellungsraum reicher: Im hohen Norden der Stadt, am Rande des Platzes Im Brömm in Scholven, öffnet am 24. April der Kunstraum Norten seine Pforten. Die Umbauarbeiten befinden sich derzeit in den letzten Zügen. Die WAZ hatte aber schon die Gelegenheit, sich in den großzügig geschnittenen, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten einmal genauer umzuschauen.

Früher ein Supermarkt, danach folgte jahrelanger Leerstand

Rainer Norten (66) ist Architekt und lebt in Gelsenkirchen-Buer. Er riss das alte Gebäude am Platz Im Brömm in Scholven nicht ab, sondern setzte stattdessen auf einen Umbau. Dabei herausgekommen ist der imposante Kunstraum Norten.
Rainer Norten (66) ist Architekt und lebt in Gelsenkirchen-Buer. Er riss das alte Gebäude am Platz Im Brömm in Scholven nicht ab, sondern setzte stattdessen auf einen Umbau. Dabei herausgekommen ist der imposante Kunstraum Norten. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Hier war bis in die 80er Jahre ein Co-Op-Supermarkt drin. Danach folgte ein Filmgeschäft und später wurde es als Lagerhalle genutzt“, erzählt Rainer Norten beim Rundgang durch das frisch renovierte und baulich erweiterte Gebäude. Der Bueraner (66) arbeitet im beruflichen Alltag als Architekt. Sein Büro befindet sich nur ein Haus weiter, also im wahrsten Sinne des Wortes um die Ecke. Und durch diese unmittelbare Nachbarschaft sind Norten und sein Sohn Nick (36), ebenfalls ein Architekt, auf den Leerstand aufmerksam geworden.

„Vor zwei Jahren haben wir das Gebäude dann gekauft, Vorbesitzer war ein Privateigentümer“, erzählt Norten. Es sei nicht nur baulich in einem schlechten Zustand gewesen, hätte von außen leicht verwahrlost gewirkt, das Innere war zudem komplett mit Krimskrams und Unrat zugestellt. „Mit unserem Architekten-Blick war uns aber schnell klar, dass man hieraus etwas Tolles machen könnte“, so Norten.

Die imposante große Kunsthalle umfasst 330 Quadratmeter

Das frisch restaurierte Gebäude in Gelsenkirchen-Scholven ist auch von außen kaum wiederzuerkennen.
Das frisch restaurierte Gebäude in Gelsenkirchen-Scholven ist auch von außen kaum wiederzuerkennen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Also wurden die Räume nach dem Kauf nicht nur entrümpelt und leer geräumt, sondern auch Wände weggerissen und Platz geschaffen. Zwei Hallen umfasst der Kunstraum Norten nun: Die kleinere mit einer Ausstellungsfläche von rund 90 Quadratmetern, die imposante größere mit 330 Quadratmetern. Sie bietet auch Platz für Großarbeiten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Claudia Tebben als erste Künstlerin dort ab 24. April ausstellen darf. Die Künstlerin setzt nicht nur bevorzugt auf Arbeiten im XXL-Format, ihr Atelier ist zudem ebenfalls in Scholven beheimatet.

Dritter Ausstellungsbereich ist ein aus drei kleineren Räumen bestehendes Kabinett, das 40 Quadratmeter umfasst. „Das waren früher drei separate Bereiche, in denen Öltanks sowie die Heizungs- und die Lüftungsanlage untergebracht waren“, erklärt der Eigentümer.

Betreiber des Kunstraums ist die Norten-Stiftung

Betreiber des neuen Kunstraums ist die Norten-Stiftung, die Vater und Sohn ins Leben gerufen haben und die sich vornehmlich zwei Ziele auf die Fahnen geschrieben hat: Bedürftige Kinder und die bildende Kunst zu fördern. Beides soll in dem restaurierten Gebäude geschehen.

Man wolle künftig mit der direkt gegenüberliegenden Gemeinschaftsgrundschule Im Brömm zusammenarbeiten und Kunstunterricht vor Ort ermöglichen. Im neuen Anbau, um den das Gebäude erweitert wurde, sind zwei Seminarräume untergebracht, in denen auch Gästegruppen in Klassenstärke Platz finden können. „Wir haben zudem beim Kunstmuseum in Buer angefragt und könnten bei Bedarf zusätzliche Ausstellungsfläche bieten – als eine Art Satellit des Museums“, so Nortens Idee.

Nicht nur baulich, sondern auch energetisch ist das Gebäude nun auf dem neuesten Stand. Auf dem Dach, das zeitnah begrünt wird, soll eine Photovoltaik-Anlage Sonnenlicht in Strom umwandeln. Für angenehme Temperaturen im Inneren soll eine Luft-Wärme-Pumpe sorgen. „Wir wollen hier künftig keine fossilen Brennstoffe mehr nutzen“, nennt der Eigentümer sein Ziel.

Daten und Fakten

Rainer Norten und seine Stiftung haben eine hohe sechsstellige Euro-Summe in das Gebäudes investiert. Die Arbeiten wurden ausschließlich von Firmen aus Gelsenkirchen und Umgebung erledigt.

Die Eröffnung des Kunstraums Norten erfolgt am Sonntag, 24. April, im Rahmen eines offiziellen Empfangs mit Vertretern aus Kultur und Politik.