Gelsenkirchen-Ückendorf. Die Königin des Nervenkitzels las in der Gelsenkirchener Heilig-Kreuz-Kirche aus „Mutterherz“. Dabei plauderte sie über ihre Schreibwerkstatt.
Tess Gerritsen ist die Königin des Nervenkitzels. Die US-amerikanische Bestsellerautorin sorgt mit ihren inzwischen 31 Romanen für atemberaubende Spannung bei der Begegnung mit brutalen Mördern und blutrünstigen Psychopathen. Am Sonntagabend stellte sich die zarte, sympathische, freundliche Schriftstellerin mit der großen Liebe zu gruseligen Geschichten auf der Bühne der gut besetzten Kulturkirche Heilig-Kreuz ihrem Publikum vor. Ein weiterer Höhepunkt im Rahmen des größten internationalen Krimifestivals.
Seit 2010 liegt Gelsenkirchen am Hellweg. Zwar nicht geografisch, aber mörderisch. Denn so lange schon macht das hochkarätige Krimi-Spektakel alle zwei Jahre auch Station in Gelsenkirchen. Daran erinnerte auch der Ückendorfer Krimi-Autor Herbert Knorr, einer der Begründer und künstlerischen Leiter des Festivals, bei seiner Begrüßung. Möglich macht die Gastspiele von Schriftstellergrößen aber auch die Kooperation mit der Stadtbibliothek Gelsenkirchen als örtlichem Mitveranstalter. So konnte sich bislang die Crème de la Crème der Krimi-Autoren in der Stadt die Klinke in die Hand geben. Erstmals gastierte das Festival im blutrot ausgeleuchteten Ambiente der Heilig-Kreuz-Kirche.
In Gelsenkirchen erklärte die Autorin, warum sie so grausame Krimis schreibt
Moderatorin und Journalistin Margarete von Schwarzkopf führte klug, humorvoll und informativ das Gespräch mit der 1953 in Kalifornien geborenen Autorin. Die ist inzwischen im US-Bundesstaat Maine zu Hause und erzählte augenzwinkernd: „Dort leben nicht viele Mörder, darum spielen meine Krimis in Boston.“ Die ausgebildete Ärztin, die ihr anatomisches Wissen gerne für die hohe Kunst ihres mörderischen Schaffens nutzt, bekannte, Gespenstergeschichten zu lieben.
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In ihren Texten ist es ihr wichtig, das Opfer in den Fokus zu stellen: „Ich fühle mich als Anwältin der Toten, schaue, was mir der Körper über die Menschen erzählt.“ Auf die Frage, warum sie überhaupt so grausame Thriller schreibe, verriet Tess Gerritsen: „Meine Mutter mochte Horrorfilme und schleppte mich schon als Fünfjährige mit ins Kino.“ Das habe sie geprägt.
Tess Gerritsen las in Gelsenkirchen aus ihrem aktuellen Roman „Mutterherz“
Bekannt machten Tess Gerritsen vor allem die Romane rund um Detective Jane Rizzoli und Gerichtsmedizinerin Maura Isles. In diesen Tagen erschien Band 13 der Erfolgsreihe mit dem Titel „Mutterherz“. Darin hält der brutale Mord an einer Bostoner Krankenschwester, der bei der Heimkehr von der Klinik der Schädel eingeschlagen wurde, die beiden Ermittlerinnen in Atem.
Die Autorin las einen kurzen Prolog in englischer Sprache vor, die übrigen Kostproben servierte Schauspielerin Julia Nachtmann vom St. Pauli-Theater mit perfekt geschulter Hörbuch-Stimme präzise und zügig.
Gelsenkirchener Publikum wünscht sich eine Fortsetzung der Serie um „Rizzoli & Isles“
Fünf Jahre hatte es gedauert, bis Tess Gerritsen eine neue Geschichte rund um das Frauenduo schrieb. „Es war Angela, die Mutter von Jane, die mich diesmal inspiriert hat. Die Figuren sprechen oft zu mir.“ Dann hört sie eben genau zu. Der englische Buchtitel lautet „Listen to me“ (Hör mir zu!).
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So mancher Krimi-Fan kennt das Ermittlerduo auch durch die TV-Serie „Rizzoli & Isles“. Die Autorin ist überzeugt, dass das Fernsehen auch so manchen zu den Büchern bringt. Ihre Inspirationen für immer neue Fälle hole sie sich unter anderem beim Zeitunglesen oder beim Studieren der Klatschpresse. Auf die Frage, ob es einen weiteren Rizzoli-und-Isle-Fall geben wird, zögerte die Autorin: „Ich weiß es nicht.“ Da ertönte von der Zuhörerschaft einstimmig ein vielfach enttäuschtes „Oooh“. Tess Gerritsen wird es als Ansporn mit in die USA nehmen.
Für Gelsenkirchen als Spielort ist das Festival zu Ende
Nach vier hochkarätigen Veranstaltungen ist das Festival für Gelsenkirchen als Spielort in diesem Jahr vorbei. Attraktive Spielstätten boten diesmal die Kunststation Rhein-Elbe, der „Stadtbauraum“, das Kino Schauburg und die Heilig-Kreuz-Kirche.
In anderen Städten läuft „Mord am Hellweg“ noch bis zum 12. November weiter. Infos: www.mordamhellweg.de