Gelsenkirchen. Der charmante Schotte plauderte, scherzte und verriet seine Inspirationsquellen: Wein, Wildschwein und Käse. Mit dabei: ein Tatort-Kommissar.

Sie teilen die gleichen Leidenschaften. Kommissar Bruno lebt im französischen Périgord, liebt kräftigen Rotwein, gutes Essen und Mutter Natur – genau wie sein schriftstellerischer Vater Martin Walker. Der schottische Bestsellerautor servierte am Donnerstagabend im gut besuchten Filmpalast Schauburg Kostproben seines Lieblingsweins und seines aktuellen Krimis „Tête-à-Tête“. Ein charmantes Rendezvous auf Einladung des internationalen Krimi-Festivals „Mord am Hellweg“.

Charmanter Schotte mit französischer Ader: „Meine Inspirationen kommen aus dem Périgord, von meinen Freunden, von Wein, Wildschwein und Käse“, sagt Autor Martin Walker.
Charmanter Schotte mit französischer Ader: „Meine Inspirationen kommen aus dem Périgord, von meinen Freunden, von Wein, Wildschwein und Käse“, sagt Autor Martin Walker. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Der 75-jährige Wahlfranzose ist ein erklärter Freund des größten Treffens der bekanntesten Kriminalautoren. Moderatorin Antje Deistler, Leiterin des Literaturbüros Ruhr, begrüßte ihn als einen Schriftsteller, der schon beim ersten Festival vor zwanzig Jahren dabei war und danach immer wieder. „Allerdings noch nie in Gelsenkirchen“, wie Walker in recht gutem Deutsch betonte. „Dabei haben Sie hier ein wirklich wunderschönes altes Kino.“

Diesmal hatte Martin Walker, der seine Karriere als Journalist beim britischen „Guardian“ begonnen hatte, den nunmehr 14. Band seiner Erfolgsreihe rund um den Dorfpolizisten Bruno im romantischen St. Denis im Gepäck. Seine Bücher werden inzwischen in 19 Sprachen übersetzt, verkaufen sich millionenfach.

Deutsch gelernt durch Weill-Songs und die Toten Hosen

Warum der locker plaudernde Schotte so gut Deutsch spricht? „Nun, ich hatte zwei Jahre Unterricht an der Schule, aber so richtig gelernt habe ich die Sprache erst mit Weill-Songs und den „Toten Hosen“. Lacher. Walker präsentiert sich als sympathischer, temperamentvoller Witzbold, er scherzt und prostet den Zuhörerinnen (überwiegend) und Zuhörern mit einem Glas seines tiefroten Lieblingsgetränks zu. „Ich habe Lampenfieber, aber hiermit werde ich zur Rampensau.“ Seine Bücher schreibe er auch gar nicht alleine, grinst er: „Meine Inspirationen kommen aus dem Périgord, von meinen Freunden, von Wein, Wildschwein und Käse.“

Gerritsen liest aus „Mutterherz“

Europas größtes internationales Krimi-Festival findet seit 2002 alle zwei Jahre statt und endet in diesem Jahr am 12. November.

In Gelsenkirchen gibt es ein weiteres Highlight am Sonntag, 30. Oktober. Dann liest um 18 Uhr die prominente US-Amerikanerin Tess Gerritsen in der Heilig-Kreuz-Kirche, Bochumer Straße 111, aus ihrem neuen Roman „Mutterherz“.

Infos und Karten: Stadtbibliothek Gelsenkirchen (0209 1692819) oder unter www.mordamhellweg.de

Walkers Bücher sind nie nur reine Krimis, er verbindet Mordfälle stets mit der Kultur und der Kulinarik Frankreichs. Kochrezepte würzen die Literatur, auch wenn Walker diesmal seinen Bruno für eine Veganerin brutzeln lässt. Allein die Nennung der frischen Zutaten ließ so manchem das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Dietmar Bär las den deutschen Part und provozierte als BVB-Fan ein paar Buh-Rufe

Schauspieler Dietmar Bär ist ein großer Fan des Autor Martin Walker. In der Schauburg las er aus dessen neuestem Krimi.
Schauspieler Dietmar Bär ist ein großer Fan des Autor Martin Walker. In der Schauburg las er aus dessen neuestem Krimi. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

An Martin Walkers Seite saß ein nicht minder prominenter Gast auf der Kino-Bühne. Der Kölner Tatort-Kommissar Freddy Schenk alias Dietmar Bär las den deutschen Part und provozierte als gebürtiger Dortmunder und bekennender BVB-Fan gerne ein paar Buh-Rufe („Das Mikro funktioniert nicht. Ist das von Schalke?“). Bär las mit ruhiger, satt-sonorer Stimme, glasklarer Artikulation und ganz ohne Schauspielerei, selbst die Hände blieben fest am Buch. Als Fan von Walker „habe ich jedes Buch förmlich weggeatmet“.

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Der neueste Band erzählt von einem ungeklärten Mordfall. Im Wald bei Saint-Denis hatte man die Leiche eines jungen Mannes gefunden, die nie identifiziert werden konnte. Beim Besuch eines Prähistorischen Museums sieht Bruno, dass sich aus Knochenfunden rekonstruieren lässt, wie ein Mensch zu Lebzeiten aussah. Damit beginnt die spannende Suche nach dem Mörder erneut. Aber auch Geschichten rund um Brunos Basset Balzac fehlen nicht. Köstlich süffige Idee: Die Besucher der Lesung konnten drei von Martin Walker gekelterte und signierte Rotweinflaschen ersteigern. Der Erlös von 140 Euro fließt in die Arbeit des Vereins der Freunde der Gelsenkirchener Stadtbibliothek.