Gelsenkirchen. Erst das Praktikum bei Vivienne Westwood, dann die eigene Produktion in Gelsenkirchen: Das steckt hinter Katerina Amprazis Modelabel „Kokolor“.
Ein umweltfreundliches Zero Waste Modelabel zum Mitgestalten, die Produktion in der eigenen Wohnung und ein Praktikum bei Star-Designerin Vivienne Westwood: Katerina Amprazi kann in Sachen Mode eine ganze Menge erzählen. Und auch das: Anfang 2022 wurde die 31-Jährige zur Gründerin und rief „Kokolor“ ins Leben. Hier treffen sportive Styles auf Nachhaltigkeit durch Upcycling und Recycling. Das Material: ausschließlich Bio-Baumwolle, die mit dem GOTS-Textilsiegel (Global Organic Textile Standard) ausgezeichnet ist.
Nachhaltige Mode aus Gelsenkirchen: Katerina Amprazi steckt hinter „Kokolor“
Fertige Hoodies und Pullis an Kleiderstangen, drei Nähmaschinen, nach Farben sortiertes Garn, Schneiderwerkzeug und Papiertüten mit Stoffresten: In Katerina Amprazis Arbeitsraum sieht alles nach Kokolor aus. Hier näht die studierte Modedesignerin die Kleidungsstücke. Stoffreste finden weiter Gebrauch, werden zu selbst gemachten Haargummis, Materialschnipsel sammelt sie ebenfalls. Ziel ist es, so wenig wie möglich wegzuwerfen und alle unbrauchbaren Materialien zukünftig zu Garn zu verarbeiten. Hier ist sie aktuell noch auf der Suche nach einer sinnvollen Lösung.
Bei der Farbzusammenstellung lässt Katerina Amprazi ihre Kunden mitbestimmen. Aktuell können sie bei einem handgefertigten Kapuzen-Pullover entscheiden, welche Farben sie für Vorderseite, Rückseite, Kapuze, Ärmel und Tasche aus einer zusammengestellten Farbpalette wählen. Das Modell ist unisex und in den Größen XS bis XXXL erhältlich. Dazu hat sie einen einfarbigen Pullover, ebenfalls samt Logo-Emblem, entworfen. „Zukünftig plane ich, auch Jogginghosen und Shirts zu entwickeln“, sagt sie. Für einen Hoodie oder Pullover benötigt sie übrigens jeweils mindestens eineinhalb Stunden, sagt sie.
Die gebürtige Bochumerin, die aufgrund der Liebe nach Gelsenkirchen zog, wusste schon zu Zeiten von Freundschaftsbüchern, dass sie etwas mit Mode machen wollte. „Ich mochte es schon immer, mich anders anzuziehen, und hatte einen eigenwilligen Modestil. Von Rot bis Lila – auf meinem Kopf gab es schon alle möglichen Farben. Beim Bachelorabschluss trug ich meine Haare in Regenbogenfarben“, so Katerina Amprazi.
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Das Nähen lernte sie früh von ihrer Mutter. Mit 14 Jahren bekam sie ihre erste eigene Nähmaschine geschenkt. Ihr Bachelorstudium absolvierte sie in Hamburg, vier Jahre lebte sie dort. Währenddessen absolvierte sie ein dreimonatiges Praktikum bei Star-Designerin Vivien Westwood in London.
Für den anschließenden Masterstudiengang „Textile Produktion“ mit Schwerpunkt Design zog sie nach Mönchengladbach. Dort, an der Hochschule Niederrhein, erlangte sie nicht nur den Abschluss zur Modedesignerin und Textilingenieurin, sondern entwickelte auch eine eigene Strickkollektion. „Für die sechs Frauen- und Männeroutfits habe ich mich von der Industriekultur des Ruhrgebiets inspirieren lassen“, berichtet die junge Frau.
Nachhaltiges Gelsenkirchener Modelabel „Kokolor“ zeigt auch Ruhrgebietsmotive
Unter der Streetwear befindet sich beispielsweise ein Kimono mit Hochöfen als Motiv. Ein Kleid erinnert an die Bergmannskluft. Einen blau-weißen Strickschal mit neun Fördertürmen aus dem Ruhrgebiet hat sie mittlerweile in ihr Verkaufssortiment aufgenommen. Für die ausgefallenen Teile erhielt sie eine Auszeichnung: Bei der Krefelder Laufmasche belegte die Modedesignerin 2021 den dritten Platz.
Hoodies und Sweater gibt’s nur auf Bestellung
Ab dem 1. November können Kleidungsstücke über den „Kokolor“-Onlineshop selbst konfiguriert werden. Preislich liegt der Sweater bei 100 Euro und der Hoodie bei 120 Euro. Haargummis kosten 8 Euro. Den Strickschal verkauft die Modedesignerin für 80 Euro.
Gefertigt werden die Kleidungsstücke lediglich auf Bestellung. Die Lieferzeit beträgt zwei bis vier Wochen. Hier geht’s zur Webseite: kokolor-clothing.de
Nach dem Studium arbeitete sie zunächst für ein Strick-Start-up in Krefeld. Danach knüpfte sie über das Gelsenkirchener Projekt „Walnuss Gewebe“ Kontakte zur Wirtschaftsförderung. Sie wurde auf das Gründerstipendium NRW aufmerksam, auf das sie sich erfolgreich bewarb. Noch bis Ende des Jahres erhält sie so ein monatliches Fördergeld von 1000 Euro. Nebenbei arbeitet sie bei einem Strickunternehmen in Rheinberg. In Zusammenarbeit mit dem Gelsenkirchener Modelabel „Fisch&Apfelmus“ entstand eine Kooperation. Gemeinsam kreierten die beiden Kreativ-Schneider Schnitte für zwei Hoodies. Während Katerina Amprazi die Teile an der Maschine nähte, war Fisch&Apfelmus für den Aufdruck verantwortlich. Aktuell ist weitere Bekleidung in Planung.