Gelsenkirchen. Gelsenkirchen hat auf Sportanlagen und in Hallen das warme Wasser abgestellt. Warum die kalten Duschen dennoch für aufgeheizte Stimmung sorgen.

Es rumort bei vielen Vereinen, Sportlerinnen und Sportlern in Gelsenkirchen. Grund für die aufgeheizte Stimmung sind kalte Duschen und heruntergedrehte Heizungen. Wie berichtet, hatte die Stadt Gelsenkirchen vor Wochen beschlossen, auf den Sportanlagen der Stadt das warme Wasser abzudrehen und in den Hallen die Temperatur zu senken, um Energiekosten zu sparen. Was vor Monaten in einem der reichsten Länder der Welt wohl kaum vorstellbar gewesen wäre, ist in Gelsenkirchen und einigen anderen Städten bereits seit Wochen Realität.

Die Maßnahmen sollten zunächst bis Ende September gelten, die Stadt hatte sich aber vorbehalten, sie zu verlängern, was sie dann auch getan hat. Und seither kocht die Stimmung unter einigen Betroffenen zunehmend hoch.

Gelsenkirchen: Ärger um „Verlagerung der Energiekosten auf Privathaushalte“

„Durch die Maßnahmen wird nirgendwo Energie eingespart, sondern einfach nur Geld für die Stadt. Das ist nur eine Verschiebung der Kosten, denn die Mitglieder duschen dann zu Hause“, schimpfte bereits der Geschäftsführer des Fußball-Kreisligisten SuS Beckhausen 05, Christoph Kleine, und fügte hinzu: „Die Leute, die sowieso schon wenig Geld haben, haben zu Hause dann noch höhere Kosten. Damit kommt die Stadt auch ihrem sozialen Auftrag nicht nach. Mal ganz abgesehen davon, dass Kaltduschen absolut unzumutbar ist bei dem Wetter.“

Fußballkreis: „Wir können die Stadt nur inständig bitten, diesen Zustand zu verbessern und vor allem zu ändern!“

Ähnlich sieht das auch der zuständige Fußballkreisvorsitzende Christian Fischer und äußert nach einer Vorstandssitzung am Dienstagabend nun auch öffentlich deutliche Kritik: „Wir sind uns bewusst, dass besondere Situationen besondere Maßnahmen erfordern, und sind mit der Entscheidung, dass das Duschen bis zum 30. September nur noch mit Kaltwasser möglich war, d'accord gegangen. Es ist generell richtig, Energie, so gut es geht, einzusparen. Die Entscheidung, diesen Zustand aber bis auf Weiteres zu verlängern, sehen wir mehr als kritisch, da es aus unserer Sicht zu verschiedenen Problemen im Alltagsgeschäft führt.“

So könne von einer generellen Energieeinsparung nicht geredet werden, „da lediglich der Verbrauch und die damit verbunden Kosten auf die privaten Haushalte verlagert werden“, so Fischer. Ein weiterer wichtiger Punkt sei das erhöhte Erkrankungsrisiko gerade bei Kindern und Jugendlichen, aber natürlich auch im Erwachsenen- und Seniorenbereich. „Wir nehmen die Rückmeldungen unserer Vereine sehr ernst, sind es doch die Ehrenamtlichen, die jeden Tag alles für ihren Verein und die Mitglieder tun. Sie haben sich in der Zeit der Pandemie auf unterschiedliche und immer neue Herausforderungen eingestellt und sich ihnen gestellt. Auch in dieser Zeit haben wir an die Eigenverantwortlichkeit der jeweiligen Vereine appelliert, was sich auch in der jetzigen Situation anbieten würde“, betont der Kreisvorsitzende und mahnt: „Die Pandemie hat zu einem Mitgliederschwund in unseren Vereinen geführt. Die jetzigen Maßnahmen verbessern diesen Rückgang nicht, im Gegenteil. Wir können die Stadt nur inständig bitten, diesen Zustand zu verbessern und vor allem zu ändern!“

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Derweil ruft Erdinc Bastürk, Trainer beim BV Horst-Süd 1962, unter Fußballerinnen und Fußballern in Gelsenkirchen auf Facebook gar zu einer Unterschriften-Sammelaktion auf, um die Stadt zum Umdenken zu motivieren. „Das ist doch kein Zustand, dass wir kein warmes Wasser mehr haben.“ Viele Jugendspieler wollten auf den Plätzen gar nicht mehr duschen und andere würden sich erkälten, wenn sie sich unter das kalte Wasser stellten.

Sportlerinnen und Sportler steigen verschwitzt in Autos, auf Fahrräder und in den ÖPNV

Spricht man mit den Verantwortlichen in den Gelsenkirchener Sportvereinen, dann erfährt man, dass die Sportlerinnen und Sportler grundsätzlich Verständnis haben, dass aufgrund einer möglichen Gas-Knappheit im Winter infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine umsichtiger mit dem Gasverbrauch umgegangen werden soll. Dass unterm Strich aber durch das Abstellen des warmen Wassers in den Duschen aber ja keine Energie gespart, sondern der Verbrauch nur auf die Privathaushalte verlagert wird, wird vielerorts gleichlautend scharf kritisiert.

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Wie viel die Stadt mit der Abschaltung der Heizung und der Einstellung der Warmwasserversorgung auf den Sportstätten spart, kann Stadt-Sprecher Martin Schulmann indes noch gar nicht absehen: „Das kann man erst am Ende sagen. Das liegt zum Beispiel daran, dass wir keine Daten dazu haben, wie lange die Duschen auf bestimmten Sportanlagen sonst benutzt werden. Wir werden im Nachhinein einen Strich drunter machen.“

Bis aus den Duschen wieder warmes Wasser fließt, steht zu befürchten, bleibt die Stimmung unter den vielen Sportlerinnen und Sportlern aber unterkühlt.