Gelsenkirchen. Im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten zahlen Gelsenkirchener Gaskunden noch vergleichsweise wenig. Das sagt der Gasversorger ELE dazu.

Es gibt wohl kaum jemanden, dem in diesen Tagen beim Griff nach dem Warmwasserhahn oder dem Heizungsregler nicht mulmig zumute ist. Die Preise für Gas sind in den vergangenen Wochen explodiert: Hausbesitzer wurden in der Regel schon von ihren Anbietern über die Erhöhung der Abschlagszahlungen informiert, viele Mieter warten bang auf die Nebenkostenabrechnung Anfang des Jahres.

Ein Leser, der ungenannt bleiben möchte, schickte der WAZ-Redaktion jetzt den neuen Abschlagsplan seines Gasanbieters – bei dem es sich allerdings nicht um die ELE handelt. Demnach soll der Mann ab Oktober monatlich 341 Euro für das Gas zahlen, bisher waren es 100 Euro. „Und wir haben noch einen relativ günstigen Anbieter“, schreibt der Mann, der ankündigte, in Zukunft sparen zu wollen: „Duschen mit Timer, Thermostate zum Programmieren. Bei Lampen nur noch das Nötigste.“ Ihm sei aber auch bewusst, dass die Erhöhung bei anderen Gas- und Stromkunden noch deutlich höher ausfalle.

So viel zahlt man in Gelsenkirchen für die Kilowattstunde Gas

Wie viel man in Zukunft für seine Energie zahlen muss, hängt unter anderem auch davon ab, in welcher Stadt man wohnt. Erst kürzlich hatte die WAZ-Wirtschaftsredaktion den großen Ruhrgebietsvergleich gezogen. Ergebnis: Privatkunden des Energieversorgers ELE (Emscher Lippe Energie GmbH), die vor allem in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck wohnen, zahlen am wenigsten. Während der Grundversorgungstarif in Duisburg mit knapp 22 Cent pro Kilowattstunde am höchsten lag, zahlen ELE-Kunden in der Grundversorgung 14,54 Cent (Stand: 27. September).

Wie kommt es zu diesen großen Unterschieden? Eine konkrete Erklärung kann Peter Efing, ELE-Unternehmenssprecher, dazu auch nicht liefern. „Bei der Gasbeschaffung arbeiten wir sehr langfristig“, sagt er. Gas werde bei der ELE in der Regel mit drei Jahren Vorlauf eingekauft. Das heißt allerdings, dass auch ELE-Kunden irgendwann mit einer Preiserhöhung rechnen müssten – wann das genau so weit sei, könne man aber zurzeit nicht sagen, so Efing.

Efing: „Die Zeit der stabilen Preise ist auf absehbare Zeit vorbei“

Ohnehin sei es derzeit sehr schwierig, belastbare Aussagen über die Zukunft an den Gasmärkten zu treffen. „Es handelt sich ja um eine Situation, wie wir sie noch nie erlebt haben“, sagt Efing. Er erinnert daran, dass es auch in der Vergangenheit natürlich schon Preisänderungen gegeben habe. „Bislang galt bei uns aber immer die Regel, dass ein Preisanstieg nie die 10-Prozent-Marke übersteigen durfte“, so der Sprecher. Das lasse sich momentan aber nicht mehr einhalten. Ohnehin befürchtet Efing: „Die Zeit der stabilen Preise ist auf absehbare Zeit vorbei.“ Ein wenig Hoffnung macht er aber schon: „Irgendwann wird sich auch wieder eine Art Normalität einstellen“, sagt er.

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Die Preiserhöhungen bei Strom und Gas seien zwar durch den Ukraine-Krieg beschleunigt worden, allerdings habe sich dieser Trend auch schon vorher angedeutet. Schon im vergangenen Winter hätten viele „Billiganbieter“ die Segel streichen müssen, was viele Verbraucher zurück zum Grundversorger gebracht hätte. Diese „Billiganbieter“ spielten heute kaum mehr eine Rolle: „Wenn man die Vergleichsportale bemüht, kommt man bei der ELE in der Regel immer noch am günstigsten weg“, betont Efing.

Efing wies auch darauf hin, dass auch auf der politischen Ebene gerade sehr viel in Bewegung sei. „Ob die Gasumlage kommt, ist ja inzwischen längst nicht mehr sicher.“ – das Thema wird zwischen den Parteien der Ampel-Koalition gerade heiß diskutiert. Ebenfalls im Gespräch: der „Gaspreisdeckel“, der zurzeit im Finanzministerium von Christian Lindner (FDP) geprüft wird. „Welche Auswirkungen das auf den Gaspreis hat, kann derzeit einfach niemand sagen“, so Efing – ebenso wenig, wie ein solcher Preisdeckel in der Praxis umgesetzt werden soll. „Da hilft nur Abwarten“, sagt er.