Gelsenkirchen. Gelsenkirchens Taxiunternehmen haben wegen Mindestlohn und Spritkosten neue Tarife beantragt. Wie teuer es wird – und wie Kunden sparen können.

  • Gelsenkirchens Taxibranche hat eine neue Taxitarifordnung beantragt. Stimmt der Rat der Stadt zu, gibt es eine Preiserhöhung in zwei Schritten.
  • Die Fahrten werden im Vergleich zu heute im Jahr 2023 um 40 Cent teurer. Der Grundpreis steigt von 4 Euro auf 4,60 Euro.
  • Doch es gibt auch Möglichkeiten, Geld zu sparen. Für wichtige Routen werden Festpreise eingeführt.

Dass Inflation und hohe Spritpreise auch die Taxipreise in die Höhe treiben werden, war abzusehen. Allerdings sind die Kosten für die Fahrt mit Gelsenkirchens Taxibetrieben keineswegs so dynamisch wie die Preise an der Zapfsäule. Zur Anpassung muss der Rat der Stadt zunächst einer neuen Taxitarifordnung zustimmen. Diese liegt nun auf dem Tisch – und sie sieht eine deutliche Preiserhöhung vor. Unter anderem soll der Grundpreis von derzeit 4 Euro nächstes Jahr auf 4,60 Euro steigen.

Neue Taxipreise in Gelsenkirchen: So teuer soll es bald werden

Aktuell gilt noch folgender Tarif: Taxikunden in Gelsenkirchen werden tagsüber für 2,45 Euro (erster Kilometer) bzw. 1,90 Euro (zweiter bis fünfter Kilometer) oder 1,80 Euro (ab dem fünften Kilometer) befördert. Nachts kostet der erste Kilometer 2,65 Euro, danach kostet jeder Kilometer 2 Euro. Für die Wartezeit werden 25 Euro die Stunde veranschlagt, wenn man den Fahrer unter zwei Minuten warten lässt (0,41 Cent pro Minute). Danach sind es 30 Euro die Stunde (0,5 Cent pro Minute).

Steigen sollen die Preise nun in zwei Stufen. Die erste soll vier Wochen nach Veröffentlichung des Taxitarifs im Amtsblatt der Stadt in Kraft treten. Vorher muss die geplante Anpassung dafür aber erst einmal politischen Gremien wie dem Ordnungs- und Verkehrsausschuss präsentiert werden, abschließend dem Rat der Stadt am 29. September. Stimmt dieser zu, folgt rasch das entsprechende Amtsblatt. Realistisch wäre also, dass die neuen Tarife Ende Oktober/Anfang November gelten.

Die erste Stufe würde eine Preissteigerung von zunächst 20 Cent bedeuten, für den Grundpreis und alle Fahrten. Beispielsweise wären es dann 2,85 Euro für den ersten Kilometer in der Nacht. Der günstigere Tarif bei einer kurzen Wartezeit von unter zwei Minuten fällt weg, es werden direkt 35 Euro pro Stunde fällig.

Festpreise für wichtige Strecken: So können Taxifahrer in Gelsenkirchen Geld sparen

Mit der zweiten Preiserhöhung zum 1. Februar 2023 ist dann ein Grundpreis von 4,60 Euro geplant. Und auch die anderen Tarife werden noch mal um weitere 20 Cent teurer. Nachts sind es dann für den ersten Kilometer schon 3 Euro und 5 Cent. Die 35 Euro pro Stunde bei der Wartezeit bleiben. Das bedeutet beispielsweise: Wer nachts 15 Kilometer chauffiert wird, zahlt aktuell noch 34,65 Euro – und nächstes Jahr dann 41,25 Euro.

Doch es gibt auch neue Sparmöglichkeiten. Durch Gesetzesänderungen ist es seit April 2021 möglich, Festpreise für bestimmte Strecken festzulegen. In Gelsenkirchen sind diese für folgende Strecken vorgesehen:

  • Hauptbahnhof bis Amphitheater (ca. 6 km): Festpreis 18,50 Euro, der Normalpreis ohne Wartezeit wäre 19,25 Euro.
  • Hauptbahnhof bis Veltins Arena (ca. 7 km): Festpreis 21 Euro, Normalpreis 21,55 Euro.
  • Hauptbahnhof bis Rathaus Buer (ca. 10 km): Festpreis 27,50 Euro, Normalpreis 28,45 Euro.
  • Rathaus Buer bis Amphitheater (8,5 km): Festpreis 24 Euro, Normalpreis 25 Euro.
  • Rathaus Buer bis Veltins Arena (ca. 3 km): Festpreis 12 Euro, Normalpreis 12,15 Euro.

Gelsenkirchens Taxipreise wurden zuletzt am 12. Dezember 2019 erhöht. Die Taxizentrale Gelsen IG sowie diverse Taxiunternehmen haben die Erhöhung der Tarife bereits am 11. April 2022 beantragt. Begründet wurde der Antrag zum einen mit der Erhöhung des Mindestlohnes von derzeit 9,82 Euro auf zunächst 10,45 Euro zum 1. Juli 2022 und auf 12 Euro zum 1. Oktober 2022 – zum anderen aber auch mit der gesamtwirtschaftlichen Lage oder mit der verschärften Konkurrenz durch mobile Start-ups.

Taxipreise in Gelsenkirchen steigen: Wer nachts 15 Kilometer chauffiert wird, zahlt aktuell noch 34,65 Euro – und nächstes Jahr dann 41,25 Euro
Taxipreise in Gelsenkirchen steigen: Wer nachts 15 Kilometer chauffiert wird, zahlt aktuell noch 34,65 Euro – und nächstes Jahr dann 41,25 Euro © dpa | Lino Mirgeler

Die Taxibetriebe beklagen zudem, dass sich der Dieselpreis seit Anfang 2020 von 1,11 Euro auf 2 Euro, also um 80 Prozent, erhöht hat. Und bei der Taxi Gelsen IG rechnet man nicht damit, dass der Dieselpreis wieder den alten Stand erreichen wird.

So ist der Taxipreis in Gelsenkirchen im Vergleich mit Nachbarstädten

Im Vergleich mit den Nachbarstädten zeigt sich: Gelsenkirchen war bislang keine besonders teure Taxi-Stadt. Tagsüber kostete eine Fahrt von zehn Kilometern hier bislang 23,05 Euro, in Herne 5 Cent weniger, in Bochum 10 Cent mehr und in Essen sogar 1,45 Euro mehr. Dieser deutliche Unterschied zu Essen wird auch nach der Preissteigerung bleiben: Denn auch in Essen steigen die Taxitarife an.

Bei zehn Kilometern werden in der Nachbarstadt künftig 29,40 Euro fällig. Das ist eine Preissteigerung von 22 Prozent, in Gelsenkirchen liegt die Steigerung für dieselbe Fahrt bei nur 9,5 Prozent. Essen liegt damit mehr in jenem Rahmen, den auch der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs (VSPV) in NRW vorschlägt. Dieser hält eine Steigerung der Taxitarife um 21 Prozent für erforderlich. Der in Gelsenkirchen im Vergleich dazu recht moderate Anstieg dürfte für die Interessensvertreter also unzureichend sein; für die Taxikunden ist es zumindest ein kleiner Trost.