Gelsenkirchen-Erle. Die Gelsenkirchener GGW hat das Geschäftsjahr 2021 erfolgreich abgeschlossen. Welche Gefahren der Geschäftsführer sieht, welche Pläne es gibt.
„Besser als erwartet“ hat die GGW, die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, das Geschäftsjahr 2021 abgeschlossen. Rund 1,5 Millionen Euro stehen am Ende unter dem Strich. „Es war ein gutes Jahr, auch für die Stadt, der wir im Schnitt jährlich 400.000 Euro ausschütten können“, sagte Geschäftsführer Harald Förster bei der Vorstellung der Bilanz. Geld, das letztendlich in den Ausbau der sozialen Infrastruktur fließe, beispielsweise in Kitas.
Gelsenkirchener Geschäftsführer: Partner für bezahlbares Wohnen in Gelsenkirchen
„Die Bilanz ein wenig verhagelt“ haben der Stadttochter Umsatzausfälle durch die auch noch in 2021 spürbaren Folgen der Corona-Pandemie. Ansonsten läge das positive Ergebnis aus dem operativen Geschäft Förster zufolge bei zwei Millionen Euro. So hat das Beherbergungsverbot die Gesamtauslastung von Haus Heege auf unter 50 Prozent gedrückt. In Zahlen bedeutete dies einen Mindererlös von 620.000 Euro. Geschmälert um den in etwa gleichen Betrag haben das Plus auch „die Betriebs- und Heizkosten für Leerwohnungen“. Das Geschäftsjahr 2020 schloss die GGW noch mit einem Ergebnis von drei Millionen Euro ab.
Das Wohnheim beherbergt unter der Woche Schülerinnen und Schülern landes- und bundesweiter Ausbildungsgänge (und auch Studierende) sowie zumeist an Wochenenden Seminargruppen, Ferienfreizeiten und Einzelreisende.
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Mit Blick auf die hohe Inflation und Preisexplosion derzeit verwies der Geschäftsführer „mit Stolz“ darauf, dass die GGW mit einer vergleichsweise niedrigen Mietsteigerungsquote von 1,9 Prozent ein „verlässlicher Partner für bezahlbares Wohnen“ bleibe. Förster unterfütterte diese Darstellung mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von zuletzt 5,27 Euro pro Quadratmeter im GGW-Bestand. Zum Vergleich: Ende 2020 hatte die NRW Bank einen durchschnittlichen Mietpreis für Gesamt-Gelsenkirchen von 5,93 Euro ermittelt – ein Unterschied von 12,5 Prozent.
4975 Wohnungen und 73 Gewerbeeinheiten gehören zum GGW-Bestand
Die Stadttochter ist neben dem Branchenriesen Vivawest eine weitere große Vermieterin in Gelsenkirchen. 4975 Wohnungen gehören zum Besitz der GGW, davon sind 650 barrierearm. Dazu kommen noch 73 Gewerbeeinheiten (ohne Kitas und Grundschulen) mit einer Nutzfläche von rund 25.000 Quadratmetern. Die Leerstandsquote betrug zum Jahresende 2,6 Prozent (Vorjahr: 2,4 Prozent), die Fluktuationsquote 7,5 Prozent (Vorjahr: 8,0 Prozent).
Der Leerstand verteilt sich dabei nicht gleichmäßig, sondern tritt in konzentrierter Form in einzelnen Quartieren auf, die durch ihre Lage, soziales Umfeld oder auch durch Alter aus dem Rahmen fallen. „Das kann beispielsweise die Nähe zur Autobahn oder zu Bahnanlagen sein“, erklärte Harald Förster. Die Parallelstraße in Bismarck gehört beispielsweise dazu. Hier beträgt die Leerstandsquote 4,6 Prozent, das sind bei 194 Einheiten neun Wohnungen.
Die Bilanzsumme des gemeinnützigen Wohnungsunternehmens mit 67 Mitarbeitenden (elf Auszubildende) hat sich im Vorjahr um rund zwölf Prozent auf 379,7 Millionen Euro erhöht. Das Eigenkapital wuchs um 1,2 Millionen Euro auf 64,9 Millionen Euro. 37,8 Millionen Euro Umsatzerlöse (2020: 36,9 Millionen Euro) schlugen im Geschäftsjahr 2021 zu Buche, wobei 52,6 Prozent des Umsatzerlöses auf die Vermietung von Wohnungen zurückzuführen sind, also rund 20 Millionen Euro.
GGW-Prognose: Zweite Miete wird das Zentralthema einer ganzen Dekade
Sorge bereitet dem GGW-Geschäftsführer die Preisexplosion auf dem Energiemarkt. Für Harald Förster neben dem akuten Fachkräftemangel „das zentrale Thema der nächsten zehn Jahre“. Seine Prognose: „Wir haben Tausende Mieter, die sich die Kosten für Strom und Wärme nicht mehr leisten können werden.“ 15 Prozent – in absoluten Zahlen 746 – GGW-Wohnungen werden bislang mit Energie aus nachhaltigen Ressourcen beheizt, etwa durch die Verbrennung von Holzpellets. 40 Prozent (1990), nutzen Gas für Wärme.
Die vom Bund avisierte Energiekostenpauschale in Höhe von 300 Euro hält Förster für „nicht schlau und zweckdienlich“, weil zum einen die Höhe der Hilfe nicht ausreiche und zum anderen das Geld auch jene Gutverdiener begünstige, die nun wirklich nicht darauf angewiesen seien. „Mich zum Beispiel“, so Förster weiter. Der GGW-Chef kommt aktuell auf ein Jahresgehalt von rund 237.000 Euro.
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Und in Zukunft? Neue Wohnungen, neue Kitas und neue Schulen für Gelsenkirchen
In Zukunft will die GGW sich weiter „stark dabei engagieren, Wohnungen, Kitas oder auch Schulen zu bauen oder auch in deren Sanierung zu investieren. Die anstehenden Neubau-Projekte dazu sind unter anderem: der barrierefreie „Heidehof“ an der Darler Heide 30 in Erle mit 31 Einheiten, die ersten Bewohner sollen zu Beginn des III. Quartals einziehen. Außerdem sollen in Kooperation mit der Sparkasse zwei Mehrfamilienhäuser mit 22 GGW-Wohnungen und einem Ladenlokal sowie einer Kita am Buerschen Waldbogen entstehen, fertig sein soll beides im Frühjahr 2024.
Des Weiteren: Die Kita am Quartier Graf Bismarck bekommt im zweiten Halbjahr 2024 60 zusätzliche Plätze dazu, im Sommer 2024 an den Start gehen soll auch eine Gemeinschaftsgrundschule an der Kurt-Schumacher-Straße nebst Kita (45 Plätze). Ein Jahr später soll die Grundschule an der Gräfte die ersten Schüler in Empfang nehmen.
Dazu sollen 39 Wohnungen im Quartier Feldmarkstraße bis zum Sommer 2023 energetisch saniert und aufgewertet werden, Ähnliches ist für den bis zu zwölf Geschossen hohen Wohnkomplex an der Schweidnitzer Straße vorgesehen. Fertigstellungsziel: Herbst 2024.