Gelsenkirchen-Beckhausen. Wo die 45 Kinder nach dem Abriss der Einrichtung in Gelsenkirchen-Schaffrath unterkommen. Und welche andere Kita vom Neubau-Projekt betroffen ist

Es heißt „Familienglück“, das Neubauprojekt der Deutschen Reihenhaus AG auf dem Gelände der Heilig-Geist-Kirche im Schaffrath. Ob das (planungsrechtlich noch nicht abgesegnete) Vorhaben allerdings auch die Eltern und Kinder der katholischen Kita auf dem Baugrundstück begeistert, ist fraglich. Denn von dem Bau der 24 Reihenhäuser ist die Zukunft ihrer Einrichtung unmittelbar betroffen – ebenso, ganz überraschend, wie die einer anderen Kita.

Um genügend Platz für die Eigenheime zu schaffen, soll die zweigruppige Heilig-Geist-Kita an der Giebelstraße mit 45 Plätzen für Unter- und Über-Dreijährige abgerissen werden. „Dass die Fläche in die Vermarktung gehen werde, darüber hat die Pfarrei St. Urbanus den Kita-Zweckverband als Träger bereits im Januar 2018 informiert. Und wir haben sofort damit begonnen, aktiv und intensiv nach einem Alternativ-Standort zu suchen“, teilte auf Nachfrage die Kita-Zweckverbands-Gebietsleiterin Katharina Feldmann mit.

Katholischer Träger will Kita-Neubau in Gelsenkirchen-Beckhausen zurückmieten

Die Pfarrei St. Urbanus hat das Grundstück mit der Heilig-Geist-Kirche und der gleichnamigen Kita an der Giebelstraße in Gelsenkirchen-Schaffrath an die Deutsche Reihenhaus AG verkauft. Diese plant dort, ab 2024 insgesamt 24 Reihenhäuser zu errichten.
Die Pfarrei St. Urbanus hat das Grundstück mit der Heilig-Geist-Kirche und der gleichnamigen Kita an der Giebelstraße in Gelsenkirchen-Schaffrath an die Deutsche Reihenhaus AG verkauft. Diese plant dort, ab 2024 insgesamt 24 Reihenhäuser zu errichten. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Gefunden hat der Kita-Zweckverband diesen schließlich an der Braukämperstraße zwischen Hof Holz und dem benachbarten Sportplatz auf einem noch städtischen Areal. „Also neben und nicht auf Hof Holz“, tritt die Sprecherin dem Gerücht entgegen, die neue Kita solle auf dem Gelände des einstigen Bauernhofs entstehen, dessen integrative Gastronomie vor einiger Zeit in die Insolvenz rutschte.

Ein Investor wolle die Fläche erwerben, um dort eine fünfgruppige Einrichtung mit Plätzen für 100 Kinder von vier Monaten bis zum Schuleintritt zu bauen. „Wir als Träger werden die Kita dann von ihm mieten“, so Katharina Feldmann weiter.

Auf einige Gelsenkirchener Kita-Familien kommen weitere Anfahrtswege zu

Wer der Investor ist, dazu wollte sie sich nicht äußern, weil man ihm auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin bis auf weiteres Anonymität zugesichert habe. Wichtig ist ihr aber zu betonen: „Die Eltern brauchen keine Sorge zu haben, dass die Kita Heilig Geist geschlossen wird, ersatzlos entfällt und sie ohne Betreuungsplatz dastehen. Es gibt einen neuen Standort.“

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Den Verantwortlichen sei bewusst, dass dieser für einige Familien aus dem Schaffrath womöglich nicht mehr fußläufig zu erreichen sei und damit weitere Wege und mehr zeitlichen Aufwand erfordere. „Wir haben uns wirklich bemüht, etwas in der Nähe der bisherigen Einrichtung zu finden. Aber leider ohne Erfolg“, bedauert sie.

Katholischer Träger: Auszug aus der Kita Heilig Geist erst, wenn Neubau bezugsfertig ist

Die Planungen für die neue Kita seien bereits weit fortgeschritten: „Sie erstrecken sich, auch bedingt durch die Pandemie, über fast zwei Jahre, da der Kita-Zweckverband dem Bauherrn hohe Anforderungen gestellt hat.“ Im Februar 2022 sei dem Träger daraufhin eine Betriebserlaubnis in Aussicht gestellt worden.

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Sobald der Investor das Grundstück erworben habe und die Baugenehmigung vorliege, solle mit der Errichtung begonnen werden. „Dabei steht fest, dass wir den Standort Giebelstraße erst aufgeben werden, wenn der Neubau steht und bezugsfertig ist. Wir streben an, pünktlich zum 1. August 2024 mit den Bauarbeiten fertig zu werden, da ja keine Lücke entstehen darf“, betont sie. Wie berichtet, plant die Deutsche Reihenhaus AG, 2024 mit den Bauarbeiten für die 24 Eigenheime zu starten. Diese sollen Mitte 2025 fertiggestellt sein.

Gelsenkirchener Kita Heilig Geist soll mit anderer Einrichtung zusammengelegt werden

Die zweigruppige Liebfrauen-Kita an der Rosenstraße in Gelsenkirchen-Beckhausen soll mit der Schaffrather Einrichtung Heilig Geist in dem Neubau an der Braukämperstraße Platz finden.
Die zweigruppige Liebfrauen-Kita an der Rosenstraße in Gelsenkirchen-Beckhausen soll mit der Schaffrather Einrichtung Heilig Geist in dem Neubau an der Braukämperstraße Platz finden. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Warum die zweigruppige Kita Heilig Geist durch eine dann fünfgruppige Einrichtung ersetzt werden soll? „Wirtschaftlich rechnen sich Neubauten und Kita-Betrieb erst ab vier Gruppen. Daher planen wir, an dem neuen, modernen Standort zwei kleinere Kitas zusammenzulegen“, begründet Katharina Feldmann. Dabei handele es sich um die zweigruppige katholische Kita Liebfrauen an der Rosenstraße mit 45 Plätzen für Unter- und Über-Dreijährige. „Bei dieser Kita besteht keine bauwirtschaftliche Notwendigkeit. Schön wäre jedoch ein gemeinsamer Start.“

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„Wir haben beim Kita-Zweckverband das Problem, viele zweigruppige Einrichtungen zu betreiben, die nicht mehr den heutigen Standards entsprechen, nicht wirtschaftlich sind und somit nicht in die Zukunft überführt werden können, auch weil das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) nicht auskömmlich ist“, erläutert Feldmann. Daher müsse der Bestand im Quartett von Pfarrei, Stadt Gelsenkirchen, Bistum und Kita-Zweckverband immer wieder „mit aktuellen Erfordernissen abgeglichen und weiterentwickelt werden.“

Bezirksvertretung berät über Umnutzung des Kirchen-Areals

Die Bezirksvertretung West berät in ihrer Sitzung am Dienstag, 30. August, 16 Uhr, im Schloss Horst über den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 455 „Ehemalige Kirche Heilig Geist“, der planungsrechtlich den Weg ebnet für das Neubauprojekt der Deutschen Reihenhaus AG, dort 24 Eigenheime zu errichten. Die Sitzung ist öffentlich.

Diese neue Nutzung widerspricht der bisherigen auf dem Grundstück mit Pfarrheim, Pfarrhaus mit Gemeindebüro sowie Kindertagesstätte, weshalb der Bereich überplant werden soll. Die letzte Entscheidung über den Aufstellungsbeschluss trifft am 29. September der Rat, nachdem am 7. September der Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss darüber befunden hat.