Gelsenkirchen. Die Stadt treibt den Kita-Ausbau weiter voran: Bis 2023 sollen 785 neue Plätze entstehen. Doch die Träger stehen vor enormen Herausforderungen.

Noch vor wenigen Jahren sprach die Stadt Gelsenkirchen beim Blick auf den Bedarf an Kita-Plätzen in der Stadt noch von „enormen Herausforderungen“ – seit einiger Zeit aber tut sich etwas, der Ausbau geht voran. Aktuell befinden sich 430 Plätze in der Bauphase, die noch in diesem Jahr und darüber hinaus in 2023 entstehen sollen. In Planung sind sieben weitere Einrichtungen, die im kommenden Jahr noch einmal 355 Plätze bieten sollen.

Kita-Plätze in Gelsenkirchen: So geht der Ausbau voran

In der jüngsten Vergangenheit wurden immer wieder neue Einrichtungen eröffnet, ältere ausgebaut oder erweitert. Waren es 2017 noch 8707 Plätze, die zur Verfügung standen, gibt es derzeit 9376 Betreuungsplätze, die von verschiedenen Trägern angeboten werden. Den größten Anteil deckt die Stadttochter Gekita mit 6542 Plätzen ab, der katholische Träger, der Kita-Zweckverband im Bistum Essen, bietet 1633 Plätze, die Evangelische Kindergartengemeinschaft 741 Plätze. Die kleineren Träger, wie beispielsweise die Awo, bieten insgesamt 395 Plätze an. Lesen Sie auch: Kita-Portal, Kita-Betreuung: So sieht’s in Gelsenkirchen aus

Stadträtin Anne Heselhaus über den Ausbau der Kita-Plätze in Gelsenkirchen: „Es wird sich auch in diesem Jahr noch einiges tun.“
Stadträtin Anne Heselhaus über den Ausbau der Kita-Plätze in Gelsenkirchen: „Es wird sich auch in diesem Jahr noch einiges tun.“ © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Und doch: Nicht für jedes Kind in Gelsenkirchen kann die Stadt Betreuung zur Verfügung stellen, rein rechnerisch fehlen Plätze. In den kommenden zehn Jahren strebt die Verwaltung eine Betreuungsquote von 98 Prozent bei den Ü3-Kindern, also allen Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren, an. „Das ist schon eine Hausnummer, die anspruchsvoll ist“, sagt Bildungsdezernentin Anne Heselhaus im Gespräch mit der Redaktion.

Bei den U3-Kindern, den Kindern unter drei Jahren, sei die Zielquote geringer – „leider“, wie Anne Heselhaus betont. Bis 2025 soll sie bei 36 Prozent liegen, soll langfristig auf 40 Prozent steigen. Ein Grund: Sein Kind auch schon in jungen Jahren betreuen zu lassen, sei „sukzessive immer akzeptierter geworden“, erklärt Anne Heselhaus.

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Laut Stadträtin Heselhaus habe die Stadt den Rechtsanspruch für eine Betreuung der Kinder über drei Jahren immer befriedigen können. „Es wird sich auch in diesem Jahr noch einiges tun“, verspricht sie. Fortlaufend sei man mit den Trägern im Dialog, sucht nach Möglichkeiten, auch wenn der Raum, wie etwa in Schalke, wo es keine Bauflächen mehr gibt, knapp ist.

Ein Beispiel: Zum 1. August 2022 will die Awo an der Leithestraße eine neue Einrichtung eröffnen – mit 100 Plätzen, aufgeteilt in fünf Gruppen. „Für Ückendorf ist das eine enorme Bedarfsdeckung und sorgt für eine deutlich entspanntere Situation im Stadtteil“, berichtet Gekita-Betriebsleiterin Holle Weiß. Die Kita Heidelberger Straße wird an die Bochumer Straße umziehen, auch hier können 30 neue Plätze angeboten werden. Ein weiteres Beispiel sind die „Kleinen Knappen“: Träger ist hier das Sozialwerk St. Georg, 75 neue Plätze gibt es in Schalke-Nord dann, wenn die Kita zum 1. August eröffnet.

Kita-Ausbau in Gelsenkirchen: Fachkräftemangel auch hier eine große Herausforderung

Doch bei aller Freude über den Kitaplatz-Ausbau in der Stadt gibt es eine immer drängendere Herausforderung, mit der Gelsenkirchen nicht alleine da steht: Wie an Personal kommen, wie den Mangel ausgleichen, wie die Arbeit in den Einrichtungen attraktiver machen? Die Belastung ist schon jetzt enorm, zuletzt gingen am 11. Mai 10.000 Beschäftigte der Kitas und Jugendämter aus ganz NRW in Gelsenkirchen auf die Straße und machten ihrem Ärger Luft. Die Gewerkschaft Verdi hatte vor der dritten Tarifrunde im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zum großen Warnstreik aufgerufen.

Am Ende kam heraus: Für die bundesweit rund 330.000 Beschäftigten, davon laut der Gewerkschaft Verdi etwa 245.000 in Kindererziehung und -betreuung, gibt es mehr Geld (monatliche Zulagen je nach Berufsgruppe zwischen 130 und 180 Euro) und zwei pauschale Entlastungstage.

„Wir müssen alles dafür tun, mehr Fachkräfte zu bekommen“, bekennt Anne Heselhaus. Die Situation sei schon angespannt, so Heselhaus weiter. Und: „Ich glaube, wir müssen uns da neu aufstellen.“ Es könne nur so gehen: Dass sich die Träger als Arbeitgeber intensiv kümmern. Mehr noch: „Indem man sich als Arbeitgeber einen guten Ruf macht“, ist Holle Weiß überzeugt. Die Gekita-Leiterin nennt in diesem Zusammenhang eine Stellenzusage etwa nach Ausbildungsende, dazu das Versprechen zu Aufstiegsmöglichkeiten, besondere Fortbildungsangebote.

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Ausbau auch bei der Kindertagespflege

Der Ausbau geht auch bei den Kindertagespflegestellen in Gelsenkirchen geht weiter voran. Laut Bildungsdezernentin Anne Heselhaus sind die insgesamt 361 Plätze vorrangig mit Kindern unter drei Jahren belegt. Bis zum Sommer 2022 sollen 41 weitere Plätze in den Stadtteilen Scholven, Resse, Ückendorf undRotthausen entstehen.Anfang Oktober 2020 ist das Kita-Portal der Stadt an den Start gegangen. Hier können (und müssen) alle Erziehungsberechtigten ihrer Kinder in der entsprechenden Einrichtung anmelden. Dazu gibt es kurze Porträts der Kitas und die Kontaktdaten.Weitere Infos gibt’s im Netz aufkitaportal.gelsenkirchen.de

Von Bedeutung sei auch die Zusammenarbeit mit den Eltern: „Wir müssen versuchen, Eltern anders einzubeziehen, sie noch mehr einzubinden in das, was in Kita stattfindet“, ist Anne Heselhaus überzeugt. Die Gesellschaft habe sich verändert, die „Anforderungen haben sich massiv verändert.“ Doch eines hat dabei Bestand – der Auftrag, „dem Wohl der Kinder Rechnung zu tragen“.