Gelsenkirchen. Bettwanzen – igitt! Gelsenkirchens Schädlingsbekämpfer müssen immer häufiger aufgrund der hartnäckigen Blutsauger ausrücken. Woran das liegt.

  • Kammerjäger in Gelsenkirchen sprechen von einem „heftigen Wespen-Jahr“. Aber es gibt da noch ein Problem mit viel unangenehmeren Schädlingen: Bettwanzen.
  • Denn die Fachbetriebe haben seit einigen Jahren immer häufiger mit den blutsaugenden Insekten zu tun.
  • Handel von Gebrauchtwaren im Netz, Reisen, Migration – verschiedene Faktoren begünstigen, dass sich die Tiere hier ausbreiten. Und sie zu bekämpfen, ist meist sehr umständlich.

So unangenehm wie hartnäckig: Bettwanzen dürften für viele Menschen ein Alptraum sein – der jedoch immer öfter Realität wird: Erst gerade steht wieder ein Einsatz an, als wir uns bei einem ortsansässigen Kammerjäger darüber informieren, welche Schädlinge in diesem Sommer für Ärger in Gelsenkirchen sorgen. Über eine gebrauchte Matratze, die übers Internet ersteigert wurde, hätten sich die Tiere bei dem Kunden eingenistet.

„Viele Jahre waren Bettwanzen überhaupt kein Thema, aber jetzt bemerken wir mehr und mehr einen Zulauf“, heißt es von der Fachfirma, in der man „aus Diskretionsgründen“ öffentlich unerkannt bleiben will. Es ist eine Beobachtung, die auch andere Schädlingsbekämpfer in der Stadt machen.

Schädlingsbekämpfer in Gelsenkirchen haben wieder häufiger mit Bettwanzen zu tun

„Ich mache diesen Job seit über 20 Jahren, aber mit Bettwanzen habe ich erst seit sechs, sieben Jahren mehr zu tun“, sagt etwa auch der Gelsenkirchener Kammerjäger Steffen Hartmann, Chef seines gleichnamigen Betriebs. Ebenso bestätigt Kollege Holger Manko von der Schädlingsbekämpfung Homazid: „Die älteren Kunden sagen: Bettwanzen hatten wir doch damals im Krieg! Aber seit ein paar Jahren nimmt das Problem wieder zu.“ Und auch beim Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband bestätigt man auf Nachfrage: „Wir erleben durchaus, dass das Problem mit Bettwanzen größer wird.“ Jedoch sei das Problem regional sehr unterschiedlich; Statistiken über die Einsätze führt man beim Verband nicht.

Bettwanzen werden zwischen vier und acht Millimeter groß.
Bettwanzen werden zwischen vier und acht Millimeter groß. © dpa | Arno Burgi

Vor allem jetzt nach den Ferien erwarten die Kammerjäger, dass sich wieder mehr Menschen mit einem Bettwanzen-Problem melden werden. Schließlich werden die Schädlinge gerne von Hotels mitgebracht. „Dass wir jetzt wieder mehr reisen dürfen, begünstigt die Einschleppung natürlich. Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Wochen entwickelt“, sagt Steffen Hartmann. Denn meist würden die Bettwanzen ja erst nach einiger Zeit entdeckt, nachdem sich Populationen vergrößert haben und man die Bisse der Blutsauger im Bett wirklich spürt und sieht – Pusteln auf der Haut, meist mehrere nebeneinander.

Reisen und Migration begünstigen die Ausbreitung von Bettwanzen in Gelsenkirchen

Sowohl Hartmann als auch Holger Manko vermuten jedoch auch, dass der Zuzug aus dem Ausland, durch Flucht oder Migration, „die Verbreitung der Bettwanzen begünstigt“. „Wir sind heute eben sehr international unterwegs“, sagt man auch bei dem Schädlingsbekämpfer, wo man anonym bleiben möchte. „Ob jemand in den Urlaub fährt oder nach Deutschland zieht: Die Bettwanzen, die sich verstecken, gucken ja nicht auf die Nationalitäten.“

Auch in einem Ratgeber des Umweltbundesamtes zum Thema Bettwanzen heißt es: „Die Ausbreitung der Bettwanzen wird mit dem Tourismus, der Migration sowie dem Handel, insbesondere mit Gebrauchtwaren, in Zusammenhang gebracht.“ Also Waren wie jene eingangs erwähnte Matratze aus dem Internet.

Kammerjäger in Gelsenkirchen: Die Bekämpfung von Bettwanzen ist sehr aufwendig

Ob diese aus einem unreinlichen oder besonders penibel geführten Haushalt kommt, sei übrigens unerheblich: „Ein weit verbreiteter Irrtum besteht darin, dass ein Bettwanzenbefall durch mangelnde Hygiene bedingt ist“, heißt es im Papier der Umweltbehörde. „Bettwanzen können unabhängig von jeglichen hygienischen Bedingungen vorkommen und treten in den gepflegtesten Räumlichkeiten auf.“ Allerdings könnten Befälle in aufgeräumten Bereichen schneller erkannt und besser bekämpft werden.

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Die Bekämpfung an sich ist aber so oder so sehr mühselig. „Es ist sehr aufwendig, Bettwanzen zu bekämpfen“, heißt es einstimmig bei den Gelsenkirchener Kammerjägern. Mit einer einmaligen Behandlung per Insektizid sei es meist nicht getan, meist gehe es um mehrere Einsätze, die sich über mehrere Wochen hinweg erstrecken. Schließlich sind die vier bis acht Millimeter großen Insekten Meister im Verstecken: Sie kommen nur nachts ins Bett, um beim Menschen Blut zu saugen. Deshalb müssen teils Möbelstücke auseinandergebaut werden, Lichtschalter aus der Wand gezogen, Bilder abgehängt oder Scheuerleisten entfernt werden, um die Eier und die Verstecke der Parasiten ausfindig zu machen. Darauf macht auch das Umweltbundesamt aufmerksam.

Kammerjäger in Gelsenkirchen entfernen dieses Jahr besonders viele Wespennester

Im Vergleich zu Wespen sind Bettwanzen nach Angaben der Kammerjäger aber weiterhin nur eine seltene Erscheinung. Und dieses Jahr ist offenbar ein besonderes Wespenjahr. „Wir haben dieses Jahr schon über anderthalb Mal so viele Wespennester entfernt wie im gesamten letzten Jahr“, heißt es etwa bei der Gelsenkirchener Firma, die besonders auf Diskretion setzt. „Die Zahl der Wespennester hat sich gegenüber dem letzten Jahr verdoppelt, es ist heftig dieses Jahr“, sagt auch Holger Manko. Zum Thema: Wespen in Gelsenkirchen: Das sollte man mit Nestern machen

Wespen in Gelsenkirchen: Kammerjäger sprechen teils von einem „heftigen Jahr“.
Wespen in Gelsenkirchen: Kammerjäger sprechen teils von einem „heftigen Jahr“. © dpa-tmn | Frank Rumpenhorst

Der trockene und warme Frühling habe die Ausbreitung begünstigt, ergänzt Steffen Hartmann, der insgesamt jedoch weniger alarmiert ist. „Es ist eher ein normales Wespenjahr, das letzte Jahr gab es nur besonders wenig Nester.“ Wie groß das Wespenproblem dieses Jahr denn auch ist: Allzu lange warten muss man bei den Gelsenkirchener Schädlingsbekämpfern trotz großer Nachfrage derzeit nicht, um einen Termin für eine Bekämpfung zu finden, versichert man bei allen drei Betrieben. Innerhalb weniger Tage stehe ein Kammerjäger auf der Matte.

Vorbeugen gegen Bettwanzen

Um zu verhindern, dass Bettwanzen in die eigene Wohnung eingeschleppt werden, ist es empfehlenswert, auf Reisen das Zimmer vor der Übernachtung nach den Tieren und ihren Spuren abzusuchen. Darauf macht das Umweltbundesamt aufmerksam.

Auch an Rändern von Wandverkleidungen und Steckdosen/Lichtschaltern oder auf Lampen, Nachtischen usw. können schwarze Kotspuren einen Hinweis auf Bettwanzenbefall liefern. Gepäckstücke sollten grundsätzlich verschlossen und in größtmöglicher Entfernung zum Bett aufbewahrt werden.

Wer nach der Rückkehr auf Nummer sicher gehen sollte, kann die Gepäckstücke daheim in der Badewanne auspacken, damit fliehende Tiere sofort entdeckt werden. Gebrauchtwaren sollten vor dem Erwerb auf Bettwanzen bzw. deren Spuren abgesucht werden.