Gelsenkirchen. Pflasterwüsten sind Hitzeinseln, auch der Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen. Was Abhilfe schaffen könnte und was laut Stadt nicht geht.
42 Grad und von Schatten keine Spur: Gnadenlos brennt die Sonne auf den Heinrich-König-Platz, den zentralen Platz in der Gelsenkirchener Innenstadt. Als Hitzeinsel ist der 2017 im neuen (Pflaster-)Gewand eingeweihte Platz längst bekannt. Die Gelsenkirchener Fridays for Future brachten zur ersten Groß-Demonstration auf dem Platz Sonnenblumen zwecks Begrünung mit. Und was sind die Pläne der Stadt Gelsenkirchen, um den Platz bei extremen Sommertemperaturen für Bürger nutzbar zu erhalten?
Arbeitsgruppe prüft, was auf dem Heinrich-König-Platz machbar ist
Eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe aus Vertretern der Referate Stadtplanung, Umwelt, Verkehr und Gelsendienste überprüft dank eines Beschlusses vom September 2021, welche Maßnahmen „unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten“ realisierbar sind. Ergebnisse liegen aktuell noch nicht vor, erklärt Stadtsprecher Martin Schulmann den Stand der Dinge. Geprüft werde auch die Möglichkeit, Solarsegel zu installieren. Solarsegel, die erneuerbare Energie erzeugen und zugleich Schatten spenden, könnten eine gute Lösung sein. Inwieweit diese auf dem Heinrich-König-Platz installiert werden können, wird aber noch geprüft.
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Problem ist die U-Bahn direkt unter dem Platz
Fraglich sei nämlich, so Schulmann, ob auf dem Heinrich-König-Platz aufgrund seiner Größe überhaupt die Befestigung an Fassaden möglich ist oder ob eines oder mehrere kleine Segel an Masten gehängt werden müssten. Eine tiefe und damit sichere Verankerung von tragenden Masten sei auf dem Platz nicht möglich, da bereits 20 cm unter dem Pflaster die U-Bahndecke liege. Gleiches gelte für die Anpflanzung von weiteren Bäumen.
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Gegen die feste Installation von Aufbauten – etwa einer begrünten Pergola – spreche die regelmäßige Nutzung des Platzes für verschiedenste Veranstaltungen wie den Feierabendmarkt und Feste. Aber auch die Anforderungen durch Anlieferverkehr für die Innenstadtgeschäfte müssten mit bedacht werden, ebenso wie Zufahrtsmöglichkeiten für die Feuerwehr sicherzustellen seien. Gegen eine mobile Begrünung mit Pflanzkübeln oder -pyramiden spreche, dass diese sehr aufwendig in der Unterhaltung und Pflege und zudem sehr anfällig für Vandalismus seien. Mit den Hochbeeten der Vergangenheit habe man sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Zum Thema:Streetfood-Festival in der Innenstadt
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Fördergeld für Dach- und Fassadenbegrünung
Stadtweit für Abkühlung sorgen sollen künftig auch mehr Dach- und Fassadenbegrünungen sowie Entsiegelungen, für die private Eigentümerinnen und Eigentümer Fördergelder beantragen können. Anträge dafür können im Referat Umwelt eingereicht werden.
Bereits 2018 hatte der Rat der Stadt ein räumliches Strukturkonzept (RSK) als städtebauliches Entwicklungskonzept für die nächsten 15 Jahre beschlossen. Im ergänzenden Handlungsprogramm geht es auch um die Verringerung der klimatisch schädlichen Auswirkungen etwa durch die Dachbegrünungsstrategie vor allem in stark verdichteten Stadtbereichen. Beratung dazu gibt es über Telefon 0209 169 5497, mehr Info auf der Homepage der Stadt unter gelsenkirchen.de/Bürgerservice/Förderung von Dach-und Fassadenbegrünungen
Die Entscheidung, welche Maßnahmen zur Kühlung der Hitzeinsel Heinrich-König-Platz realisierbar und zu dem größtmöglichen Erfolg führen werden, werde „der verwaltungsinterne Abstimmungsprozess klären“, so Schulmann. Wann das sein wird, ist offen. Die Stadt geht zudem davon aus, dass die bereits neu gepflanzten Bäume entlang der Ahstraße und an St. Augustinus künftig für mehr Abkühlung sorgen werden, wenn sie weiter gewachsen sind. Immerhin gibt es seit März 2022 einen Trinkwasserbrunnen am Neumarkt als Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Gelsenwasser, der angenehm kühles Trinkwasser auf Knopfdruck sprudeln lässt. Neben den von zahlreichen Pflanzenkübeln gesäumten, üppig ausgestatteten Sitzbereich der benachbarten Eisdiele Mercury.
Ohne Online-Reservierung nicht ins Freibad
Ein paar Meter vom heißen HKP entfernt tröstet sich Sebastian (3) am Wasserspiel neben der St. Augustinus-Kirche. Eigentlich wollten er und seine Geschwister samt Mama ins Freibad, genauer gesagt ins Sportparadies. Doch als sie nach 40 Minuten Anreise aus dem Stadtsüden dort ankamen, wurden sie abgewiesen. Das Bad war voll und ohne Online-Anmeldung ist der Besuch – aus Sicherheitsgründen – nicht möglich.