Gelsenkirchen. . Die Gelsenkirchener Avil Knjasew, Fritz Rahkob und Alfred Zingler wurden zwischen 1933 und 1945 Opfer rechter Hetze. Zwei Gemälde erinnern an die Greuel-Taten in der NS-Zeit.

Wenn Karl-Heinz Rotthoff von der Entstehung seiner Bilder erzählt, wird sein Atem schwer. „Ich habe vor dem Malen jahrelang zu dem Thema recherchiert. Ich weiss genau, was für grausame Dinge diese Menschen ertragen mussten. Sonst hätte ich sie so auch nicht malen können.“

Diese Menschen, Gelsenkirchener Widerstandskämpfer, deren Porträts seit Donnerstag in der U-Bahn-Station Heinrich-König-Platz hängen, wurden Opfer des Terrors im Nationalsozialismus.

Unmenschliche Zustände in den Kalischächten

Avil Knjasew (auf dem Gemälde rechts), als Ingenieur zur Zwangsarbeit auf Zeche Nordstern unter schrecklichen Bedingungen verurteilt, kam nach einem Fluchtversuch für zwei Wochen ins Bochumer Gefängnis. 1944 wurde er nach einer Denunziation verlegt, erst ins Gelsenkirchener Gefängnis und dann in ein Außenlager des KZ Buchenwald. Knjasew überlebte die unmenschlichen Zustände in den Kalischächten, und auch die SS. Erst im Jahr 2000 wurde er als Opfer des Nazi-Regimes anerkannt und erhielt finanzielle Entschädigung.

Anderes erlebte Fritz Rahkob (auf dem Gemälde links), der nach einem Arbeitsunfall nicht mehr im Bergbau arbeiten konnte. Lange Jahre betrieb er einen kommunistischen Verlagsbetrieb mit. Von 1933 bis 1938 wurde er in Schutzhaft genommen. Nachdem die Gestapo die Widerstandsgruppe um Rahkobs Frau Emma aufgedeckt hatte, kam auch sie zweieinhalb Jahre in Haft. Rahkob selbst wurde 1944 hingerichtet.

Hingerichtet 1944

Ein führender Sozialdemokrat in Gelsenkirchen war Alfred Zingler (auf dem Gemälde ganz rechts), der aus Ostdeutschland kam. Er arbeitete als Redakteur für die örtliche Parteizeitung und engagierte sich besonders in der Jugend- und Bildungsarbeit der SPD, während seine Frau sich den Frauengruppen innerhalb der Partei widmete. Beide waren bekennende Gegner der Nazis.

1933 flüchtete Zingler ins niederländische Exil, trieb den Widerstand von dort aus voran. 1940 besetzte die Wehrmacht das Nachbarland. Für drei Jahre gelang es Zingler und seiner Frau Margarete, sich im Untergrund zu verstecken. 1943 wurden beide verhaftet und vor dem Berliner Volksgerichtshof verurteilt: Er zum Tode, der am 28. August 1944 vollstreckt wurde; sie zu einer dreijährigen Haftstrafe.

„Drei Schicksale, die durch nationalsozialistisches, menschenverachtendes Handeln bestimmt wurden. Das dürfen wir nie vergessen“, mahnte Bürgermeisterin Martina Rudowitz (SPD) bei der Einweihung der drei Porträts. „Frieden und Demokratie sind nicht selbstverständlich. Man muss aktiv und laut dafür eintreten.“

>> Maler und Historiker

Karl-Heinz Rotthoff ist nicht nur Maler, sondern auch Historiker aus Leidenschaft. In seinem ersten Leben arbeitete der Ückendorfer als Architekt. Er beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit der Geschichte der Opfer des Nationalsozialismus in Gelsenkirchen.2013 veröffentlichte Rotthoff ein Buch zur Geschichte der Rettung von jüdischen Zwangsarbeitern in unserer Stadt.