Gelsenkirchen. Mit einem beachtlichen Schnitt von 0,7 ist Anne Stratmann Gelsenkirchens Super-Abiturientin. Wie sie das geschafft hat und was sie jetzt plant.
- Anne Stratmann hat ihr Abitur an der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck mit einem überwältigen Schnitt von 0,7 gemacht.
- Ihre Fächer: Deutsch und Englisch im Leistungskurs, Pädagogik im Grundkurs, Biologie mündlich.
- Wie die 19-Jährige das geschafft hat und was sie nun für ihre Zukunft plant, hat sie uns im WAZ-Interview verraten.
Die Zukunft gehört ihr – „The Future is Women“, das trägt Anne Stratmann auch so, an diesem Morgen, als wir (wahrscheinlich) Gelsenkirchens beste Abiturientin treffen. In diesem Sommer, wo es ernst wird, die Schulzeit beendet ist, ein wenig Freizeit ansteht und dann im Herbst hoffentlich das Studium. Ein Abi-Schnitt mit 0,7, Gesamtpunktzahl: 861 – wie schafft man das nur, wird sich mancher fragen. Anne Stratmann lächelt, denn es gab Momente, da hat sie es selbst kaum geglaubt.
Abischnitt 0,7: So tickt Gelsenkirchens Super-Abiturientin, das hat sie vor
Dazu muss man aber sagen: So ein perfektes Abi, das ist eigentlich jahrelange Arbeit. Dass es am Ende so gut wurde, lag auch daran, dass die 19-Jährige in ihren Abitur-Prüfungen, die sie an der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck abgelegt hat, schlicht sehr gut war, also „Eins Plus“, wie man umgangssprachlich so sagt. Oder auch: volle Punktzahl. Am Tag der Zulassung zum Abi, da dachte sie noch: „Ok, cool – das wird gut.“ Dass es so gut wird, „das hätte ich nicht gedacht, ich war echt ein bisschen verwirrt“, sagt die Gelsenkirchenerin in der Retrospektive, als sie von ihrer Gesamtnote erfahren hat. Ihre Fächer: Deutsch und Englisch im Leistungskurs, Pädagogik im Grundkurs, Biologie mündlich.
Ihr Schulleiter, Volker Franken, habe sie mit den Worten empfangen: „Es gibt ein Problem mit deinem Abi-Schnitt“ – kleiner Scherz. Anne Stratmann, die Super-Abiturientin, lacht, während sie die kleine Anekdote erzählt. Sie ist die Erste in der Familie, die eine solche Abiturnote erzielt hat. Das macht sie stolz, wie das Gesamtergebnis überhaupt.
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Wie also gelingt ein Abi, das ihr eigentlich alle, aber wirklich alle (Studiums-)Türen öffnet? Die junge Frau zuckt mit den Schultern, lächelt: „Ich lerne einfach nur schnell“. Und ist sie denn auch so ehrgeizig, so zielstrebig, immer bedacht darauf, gute Noten abzuliefern? Anne Stratmann verneint: „Mir ist es wichtiger, dass ich eine gute Freundin bin, als gut in der Schule zu sein“, erklärt sie. Oder auch Engagement: Anne Stratmann jobbt schon während ihrer Oberstufenzeit im Schalker Sportpark, ist Jugendleiterin bei den Pfadfindern, liebt das Bouldern und Segeln.
Gelsenkirchens Super-Abiturientin: Sie hat eine genaue Vorstellung von ihrer Zukunft
Eine genaue Vorstellung ihrer eigenen Zukunft hat sie demnach auch schon: „Ich möchte Journalistik studieren“, sagt die junge Frau aus Heßler, hat sich bereits an den Standorten Gelsenkirchen, Dortmund und Hannover beworben. Vor ein paar Tagen hat sie ihr Praktikum bei Radio Vest beendet, ein weiteres steht kurz bevor. Redakteurin will sie werden, „der Journalismus ist toll, weil man da so viele Fragen stellen kann, und ich arbeite super gerne mit Menschen zusammen.“ Doch bevor es zum Wintersemester an die Uni geht, steht erstmal ein Urlaub nach Sevilla an. Dort lebt ihre Freundin, die sie als Gast-Schwester während eines Auslandsschuljahrs in Kanada kennengelernt hat.
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Thema Zukunft – weiter gedacht: Dieses T-Shirt, dieser Aufdruck – das ist doch ein bewusstes Statement, oder? Anne Stratmann bejaht. „Das ist eine wichtige Botschaft, finde ich“, sagt die 19-Jährige. „Leider ist es immer noch so, dass Mädchen nicht unbedingt die besten Chancen haben und sich kleinreden.“ Soziale Gleichheit, das sei ihr sehr wichtig. „Ich finde es unfair, dass man teilweise so früh schon kategorisiert und beurteilt wird“, findet die Super-Schülerin auch.
Ehrung der besten Abiturienten NRWs
Die besten Abiturientinnen und Abiturienten NRWs sollen auch in diesem Jahr geehrt werden. In einer Schul-Mail vom 9. Mail, die an die Schulleitungen der weiterführenden Schulen ging, bittet das NRW-Ministerium für Schule und Bildung demnach um Unterstützung bei der Ermittlung der Besten der Besten.
Die einzelnen Schulen müssen dann Angaben zu ihren jeweiligen Schülerinnen und Schülern machen, deren Abiturdurchschnittsnote 1,0 (823 Punkte oder besser) ist. Die Frist läuft am 16. Juli ab.
Anne Stratmann wird mit Sicherheit dabei sein. Ob noch jemand besser ist als sie?
Damit meint sie aber nicht unbedingt nur die jungen Mädchen und Frauen, sondern eigentlich alle gleichermaßen. Das ist auch der Grund, warum sie sich während ihrer Schulzeit so wohl gefühlt hat, in Bismarck, an der Laarstraße 41: „Ich finde die Gesamtschule ganz toll, hier kommen verschiedene soziale Schichten zusammen.“ Sich ausprobieren, Fähigkeiten und Talente entdecken, das macht die Gelsenkirchenerin gerne, das findet sie entscheidend, für ihr Leben, ihre Zukunft – die vor allem eines ist: weiblich.