Gelsenkirchen-Horst. Warum sich das Vorzeigeprojekt in der St.-Laurentius-Kirche in Gelsenkirchen-Horst um zwei Jahre verzögerte. Und wann Senioren einziehen können.

Ob sie dem Himmel dort womöglich besonders nah sind, das müssen die Mieterinnen und Mieter selbst entscheiden. Fakt ist: Wo fast 70 Jahre lang Gläubige um göttlichen Beistand gebetet haben, wohnt es sich zumindest außergewöhnlich. Wohl ab Ende 2024 können Interessierte in die zur Seniorenresidenz umgebaute St.-Laurentius-Kirche in Horst-Süd einziehen – zwei Jahre später als ursprünglich geplant.

Es sei nicht nur, aber auch Corona gewesen, das den Verantwortlichen der „Dortmunder Phoenix Concepts Beteiligungs GmbH“ die Zeit- und Finanzplanung dieses Vorzeigeprojekts durchkreuzte, so der dafür verantwortliche Klaus Schmäske. „Auch die Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde haben sich als aufwendiger herausgestellt. Nun sind wir aber auf einem guten Weg und hoffen, dass die Baugenehmigung kurzfristig erteilt wird und die Baukosten nicht noch weiter ansteigen.“ Vor zwei Jahren war man noch von 5,6 Millionen Euro ausgegangen, nun liegt die Investitionssumme aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen und der Denkmalschutzauflagen bei knapp über sieben Millionen Euro.

Im Herbst 2022 sollen die Arbeiten an Gelsenkirchener St.-Laurentius-Kirche beginnen

So soll die St.-Laurentius-Kirche nach dem im Herbst 2022 beginnenden Umbau aussehen: In dem Gotteshaus sind auf vier Ebenen insgesamt 24 Seniorenwohnungen geplant, in einem neuen Anbau weitere 15 Einheiten, allesamt behinderten- und rollstuhlgerecht.
So soll die St.-Laurentius-Kirche nach dem im Herbst 2022 beginnenden Umbau aussehen: In dem Gotteshaus sind auf vier Ebenen insgesamt 24 Seniorenwohnungen geplant, in einem neuen Anbau weitere 15 Einheiten, allesamt behinderten- und rollstuhlgerecht. © Phoenix Concepts Beteiligungs GmbH

Im Herbst dieses Jahres soll’s losgehen mit den Arbeiten an und um den Sakralbau an der Straße Zum Bauverein, in dem im Februar 2019 die letzte heilige Messe gefeiert wurde. Für die insgesamt 39 behinderten- und rollstuhlgerechten Wohneinheiten muss schließlich nicht nur das Gotteshaus umgestaltet, sondern auch ein Anbau errichtet werden. Dieser soll auf dem angrenzenden Grundstück und der Fläche der einstigen Sakristei entstehen, die dafür abgerissen wird.

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Während in diesem dreigeschossigen Neubau 15 Wohneinheiten mit einer Größe zwischen 60 und 70 Quadratmeter, Balkon bzw. Terrasse Platz finden sollen, sind in der Kirche auf vier Ebenen insgesamt 24 Einheiten von jeweils 50 Quadratmetern geplant. Die Wohnungen auf der Westseite erhalten einen Außenbalkon bzw. eine Terrasse, die im Osten gelegenen eine französische Loggia mit bodentiefen Fenstern und einem Balkongitter samt Blumenkästen.

Turm und Altarmosaik des Gotteshauses in Gelsenkirchen sollen erhalten bleiben

Das Altarmosaik des Künstlers Ludwig Baur soll auch nach der Umgestaltung der St.-Laurentius-Kirche in Gelsenkirchen-Horst erhalten bleiben.
Das Altarmosaik des Künstlers Ludwig Baur soll auch nach der Umgestaltung der St.-Laurentius-Kirche in Gelsenkirchen-Horst erhalten bleiben. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Hintergrund dieser Balkonlösung ist die Vorgabe der Denkmalschutzbehörde, nicht nur den 33 Meter hohen Kirchturm, sondern auch die „glatte“ Fassade an der Ostseite zu erhalten, so Schmäske. „Für uns galt es, etwas für die Zukunft zu schaffen und dabei gleichzeitig das Vergangene zu bewahren.“ Besondere Herausforderung: „Wir wollten eine moderne Seniorenresidenz, die Elemente des Alten erkennbar macht, ohne dass der Eindruck entsteht, in einer Kirche zu wohnen.“ [Lesen Sie auch:Gelsenkirchen: Kirchen als spirituelle Service-Unternehmen?]

Dies sei durch einen behutsamem, aber kreativen Umgang etwa von Altarbereich, Orgelempore, Taufkapelle, Eingangsbereich und Krypta gelungen, ist der Projektleiter überzeugt. So werde das Wand-Mosaik des Künstlers Ludwig Baur im Altarbereich erhalten bleiben und dieser zum Bewohnercafé umgestaltet, in dem auch kleinere Feierlichkeiten stattfinden können. Auf der Orgelempore entsteht ein großer Veranstaltungsraum, der etwa als Bibliothek oder für Vorführungen und Konzerte genutzt werden könnte.

Taufkapelle als Ausstellungsraum, Altarbereich als Besuchercafé

Die Taufkapelle soll nach deren Sanierung als Ausstellungsraum zur Verfügung stehen, während die Krypta zum Versammlungsraum umfunktioniert wird. „Der Eingangsbereich wird zum ständig besetzten Empfang der Seniorenresidenz, der als Anlaufstelle für Fragen von Bewohnern oder Besuchenden dient“, betont Schmäske.

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Dabei firmiert das Projekt unter dem Titel „Seniorenwohnen Plus“ als frei finanzierte Wohnanlage mit Mietwohnungen für Personen, die selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben möchten und bei Bedarf bestimmte Serviceleistungen in Anspruch nehmen wollen. So ist es etwa möglich, das Mittagessen im nahen Haus Marienfried einzunehmen. Auch eine Einbauküche mit Elektrogeräten gehört zur Ausstattung der Wohnung. „Aber selbstverständlich können die Seniorinnen und Senioren ihre eigenen Möbel mitbringen.“

Virtuelle Musterwohnung soll Raumaufteilung veranschaulichen

Die Dortmunder Phoenix ConceptsBeteiligungs GmbH des Architekten Öner Ünal als neuer Eigentümer der St.-Laurentius-Kirche in Horst-Süd ist in Gelsenkirchen keine unbekannte: Sie ist bereits im Quartier Graf Bismarck aktiv. Der Entwurf für die Umgestaltung des Gotteshauses stammt von Ünals Dortmunder Architektur- und Ingenieurbüro.

Eine Warteliste mit potenziellen Mieterinnen und Mietern für die Wohnungen existiert bislang noch nicht. Geplant ist, eine virtuelle Musterwohnung online darzustellen, nachdem die Baugenehmigung eingegangen ist. Interessierte können folgende Kontakt-Mailadresse nutzen:

Die Höhe des Mietpreises steht laut Schmäske noch nicht fest. „Die Kalkulation ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben aber fest vor, die Wohnungen zu einem bezahlbaren Preis anzubieten, der eher im unteren Bereich der Spanne angesiedelt ist.“ Um Sozialwohnungen handelt es sich nicht.