Gelsenkirchen. Mitgliederschwund in Gelsenkirchen: Stadtdekanat zählte 2021 fast 2200 Katholiken weniger als im Jahr zuvor. Bistum sieht Vertrauensverlust.

Der Mitgliederschwund in der katholischen Kirche hat sich 2021 auch in Gelsenkirchen mehr als deutlich fortgesetzt: Zählte das Stadtdekanat Gelsenkirchen 2020 noch 77.312 Katholiken, so waren es 2021 nur noch 75.123 – ein Minus von 2189 Personen. Im Vergleich zu 2010 waren es sogar 17.123 Personen weniger. [Zum Thema: Gelsenkirchen: Kirchen als spirituelle Service-Unternehmen?]

Aus der Kirche ausgetreten sind im vergangenen Jahr 741 Mitglieder, deutlich mehr als im Coronajahr 2020 mit seinen stark eingeschränkten Austrittsmöglichkeiten (448). 2010 hatten 394 Gläubige der Amtskirche den Rücken gekehrt. Die Zahl der Ein-, Übertritte und Wiederaufnahmen gibt das Stadtdekanat für 2021 mit 20 an gegenüber elf in 2020; 2010 entschieden sich 54 Personen (wieder) für die katholische Kirche.

Zahl katholischer Trauungen und Taufen sank in Gelsenkirchen 2021 deutlich

Dass das Vertrauen in die sowie die Bedeutung der Kirche schwinden, lässt sich auch an der Zahl der katholischen Trauungen ablesen: 2021 waren es lediglich 36 Paare, die sich in einem Gotteshaus das Ja-Wort gaben (2020: 26) – ein massiver Einbruch gegenüber 2010 (117). Auch die Zahl der katholischen Taufen hat abgenommen: Waren es 2010 noch 490 Babys, die mit Weihwasser ins Leben starteten, so zählte das Stadtdekanat 2021 nur noch 320 Säuglinge (2020: 259).

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Die Zahl der katholischen Bestattungen hat sich gegenüber dem schwierigen Coronajahr 2020 (884) im Jahr 2021 etwas stabilisiert: 912 meldet das Stadtdekanat; 2010 freilich waren es noch 1167 Personen, die mit dem Segen eines katholischen Geistlichen beerdigt wurden.

Gelsenkirchener Trend deckt sich mit dem im Ruhrbistum

Der Gelsenkirchener Trend deckt sich mit dem im Bistum Essen: 2010 waren noch 850.000 Frauen, Männer und Kinder Mitglied der katholischen Kirche – 2021 dann rund 700.000.

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Knapp die Hälfte hat das Bistum durch Kirchenaustritte verloren, die andere Hälfte vor allem durch einen statistischen „Sterbeüberhang“ sowie durch mehr Fort- als Zuzüge. Dabei markieren die 9133 Kirchenaustritte einen historischen Negativrekord: Noch nie seit der Gründung des Bistums Essen 1958 haben binnen eines Jahres so viele Menschen von sich aus die katholische Kirche verlassen.

Laut dem Essener Generalvikar Klaus Pfeffer sind die Zahlen ein klares Zeichen „eines schier unaufhaltsam steigenden Vertrauensverlustes der katholischen Kirche“, den vor allem die schrecklichen Missbrauchstaten von Priestern und anderen kirchlichen Mitarbeitenden ausgelöst hätten. [Lesen Sie auch: Missbrauch: Wieso Gelsenkirchener Kreuze verhüllt werden]