Gelsenkirchen-Horst. Anwohner und Kunden der Bankfiliale in Gelsenkirchen-Horst beschweren sich massiv. Was Polizei, Ordnungsdienst und Präventionsrat tun wollen.

Geld, Formulare, Anlage-Tipps: Von Bankbesuchen nimmt die Kundschaft üblicherweise etwas mit. Dass sie den Mitarbeitenden jenseits vom Schreibkram etwas da lässt, ist eher ungewöhnlich – und in der Horster Volksbank-Filiale alles andere als beliebt: Vor dem Eingang an der Industriestraße treffen sich junge Leute zum Trinken, Feiern sowie (Auto-)Rasen – und verstopfen Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten mit Speiseeis und Tütensuppen.

Was auf der jüngsten Sitzung des örtlichen Präventionsrats Thema war, das bestätigt Filialleiter Rene Ewald auf Nachfrage der Redaktion: „Seit einigen Monaten stellen wir im Eingangsbereich und im Selbstbedienungs-Center eine zunehmende Vermüllung fest.“ Während im nahen Grün etwa leere Getränkeflaschen und andere Umverpackungen von Lebensmitteln entsorgt würden, finde sich am und im Gebäude ebenfalls Müll, darunter auch Reste von Waren, die womöglich im Kiosk nebenan gekauft wurden. [Zum Thema:Bis zu 4000 Euro pro Vermüllung – Reicht das?]

Gelsenkirchener Treffpunkt für Poser und Provokateure ein Angstraum für Frauen?

Vom Aufenthalts-Verbot lassen sich nicht alle abschrecken: Der Eingangsbereich der Volksbank Gelsenkirchen-Horst an der Industriestraße hat sich zum Treffpunkt für Poser und Provokateure entwickelt.
Vom Aufenthalts-Verbot lassen sich nicht alle abschrecken: Der Eingangsbereich der Volksbank Gelsenkirchen-Horst an der Industriestraße hat sich zum Treffpunkt für Poser und Provokateure entwickelt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Zahlreiche Kundinnen und Kunden hätten sich über den ungepflegten Anblick bereits beschwert, „so dass wir jetzt dazu übergegangen sind, selbst tätig zu werden. Das heißt, dass wir kurz nach Dienstbeginn um 8 Uhr den Müll einsammeln. Außerdem hat Gelsendienste seine Reinigungsintervalle erhöht. Wir haben den Eindruck, seitdem hat sich die Situation etwas gebessert. Offenbar ist die Hemmschwelle, Abfall einfach auf den Boden zu werfen, in einem sauberen Umfeld etwas größer.“

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Wie Ewald auf Nachfrage einräumt, könne der Bereich in der Dämmerung und bei Dunkelheit, zumal von Frauen, als Angstraum wahrgenommen werden, auch weil unmittelbar neben der Volksbank sich über Stunden Männer aufhielten, die dort auf ihren Pappkartons möglicherweise auch übernachteten. Das SB-Center sei seit einigen Monaten zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen.

Präventionsrats-Chef: Anwohner-Klagen über Urin-Gestank rund um den Bank-Eingang

Auch der überdachte Eingangsbereich werde, erst recht bei Regen, gerne als Aufenthaltsort genutzt. Bei Kouker klagten darüber hinaus Anlieger darüber, „dass rund um den Eingang zur Volksbank einige immer wieder ihre Notdurft verrichten.“

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Für Ärger sorgen auch massive Ruhestörungen, berichtet Hans-Georg Kouker als Vorsitzender des Präventionsrats von „katastrophalen Verhältnissen“. „Die Anwohner fühlen sich extrem gestört, wenn junge Männer Abend für Abend bis nachts um 2 Uhr mit quietschenden Reifen und aufheulenden Motoren Gas geben und bei lauter Musik einmal um den Block fahren.“ Auch dazu gebe es etliche Beschwerdebriefe.

Auch die Gelsenkirchener Politik will sich des Problems annehmen

Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) hätten diesen neuralgischen Punkt zwar im Blick. Deren Kontrollen verliefen aber mitunter im Sand, da die Poser verschwänden, sobald die Polizei auftauche – und schnell wieder zurückkehrten, sobald diese abgezogen sei. „Einige Anwohner sind mittlerweile so frustriert, dass sie einen Umzug in Erwägung ziehen.“ Sie hätten auch keine Lust mehr, vor ihrer eigenen Haustür den Müll von anderen Leuten wegzuräumen.

(K)ein Brennpunkt: Der Josef-Büscher-Platz

Als „Hotspot im Stadtteil“ wertet der Präventionsrats-Vorsitzende Hans-Georg Kouker auch den Josef-Büscher-Platz, der sich zum Treffpunkt von Personen mit Alkohol-Problemen und von Methadon-Patienten entwickelt habe. Auch dort gebe es Klagen über nächtliche Ruhestörungen.

Streetworker, KOD und Polizei zeigten Präsenz vor Ort, als Brennpunkt einer kriminellen Szene sei ihnen der Platz aber nicht bekannt, so Kouker. Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, sich bei besonderen Vorkommnissen zu melden.

Im Präventionsrat sei nun vereinbart worden, dass KOD und Polizei verstärkt Präsenz zeigen. Auch die Politik wolle sich des Themas annehmen. Während Bezirksbürgermeister Joachim Gill (SPD) selbst an der Sitzung teilnahm, hat FDP-Verordneter Thorsten Garbe eine Anfrage an die Verwaltung gestellt, um einen Sachstandsbericht gebeten und nach einer Strategie zur Lösung des Problems gefragt.