Gelsenkirchen. Gelsenkirchen bezuschusst jetzt auch Photovoltaik-Anlagen mit bis zu 2000 Euro. Dabei können sich Betriebe bereits kaum vor Anfragen retten.

Von einem „Kraftakt“ für den Klimaschutz sprach Oberbürgermeisterin Karin Welge in ihrer Rede zum Haushalt 2022 – und kündigte damit an, dass die Stadt in diesem Jahr ein Sofortprogramm für das Klima aufsetzen wird. Dieses Programm steht nun in den Startlöchern und soll, sofern der Umweltausschuss am 26. April zustimmt, die Solardachdichte in Gelsenkirchen erhöhen. Denn die Stadt will nun auch Photovoltaik-Anlagen mit eigenen Mitteln fördern.

Der Zuschuss beträgt für eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung über fünf bis zehn Kilowatt-Peak (kWp) 1000 Euro, maximal sind 2000 Euro bei Anlagen mit einer Leistung über 10 kWp möglich. Die Gelder zu beanspruchen, soll möglichst einfach sein. Wer Dachbegrünung mit plant, bekommt einen Bonus.

Neue Photovoltaik-Förderung in Gelsenkirchen: Das sagt ein Experte

„Jede Förderung ist erst einmal zu begrüßen, aber die Frage ist, ob man bei dieser Fördersumme schon auf den Zug aufspringt“, sagt Dachdeckermeister und Energieberater Peter Siemens. Bei einer typischen Photovoltaik-Anlage auf einem Reihenhaus samt Speicher mache der städtische Zuschuss etwa fünf Prozent des Gesamtpreises aus – Elektriker und Gerüstbauer noch nicht mit einberechnet.

„Aktuell bekommen viele Leute kalte Füße, sie würden am liebsten alles im Haus auf einen Schlag energetisch erneuern“, sagt Siemens mit Blick auf den Ukraine-Krieg und die Diskussion um ein Gas-Embargo. Auch Siemens kann sich derzeit „vor Anfragen kaum retten“ – und bläst damit ins selbe Horn wie die Gelsenkirchener Heizungsbauer, die von Wärmepumpen-Anfragen überrollt werden (wir berichteten).

Warum die Investition in Photovoltaik so viel teurer geworden ist

„Nur wollen die Leute am liebsten nichts ausgeben“, sagt Siemens, der eine „blauäugige Herangehensweise“ bei vielen Eigenheimbesitzern beobachtet. „Man will alles, nur zum möglichst geringen Preis.“ Und daran, dass man ein 40 Jahre altes Dach in nicht allzu ferner Zukunft erneuern und die PV-Anlage dann wieder kostspielig abbauen lassen müsse, würden beispielsweise die wenigsten denken. Kosten, die man lieber erst einmal scheut.

Wenn über ein Solardach Strom fürs E-Auto gewonnen wird: Das Land NRW fokussiert sich mit neuen Förderprogrammen auf die Kombination von PV und Ladesäule. Hier: Stadt und Verbraucherzentrale Gelsenkirchen bei Vorstellung eines Best Practice Beispiels 2019.
Wenn über ein Solardach Strom fürs E-Auto gewonnen wird: Das Land NRW fokussiert sich mit neuen Förderprogrammen auf die Kombination von PV und Ladesäule. Hier: Stadt und Verbraucherzentrale Gelsenkirchen bei Vorstellung eines Best Practice Beispiels 2019. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Schließlich ist schon die Investition in eine PV-Anlage laut Peter Siemens aktuell weniger denn je ein Schnäppchen: „Von den Zellen bis zu den Kupferleitungen gab es zum Anfang des Jahres eine Erhöhung der Materialkosten von fast 20 Prozent“, bedauert der Solarexperte. Dies müsse man an die Kunden weitergeben, um wirtschaftlich zu arbeiten. Sich Photovoltaik aufs Dach zu setzen, sei vor dem weltwirtschaftlichen Chaos durch die Corona-Krise deswegen um etwa 15 Prozent günstiger gewesen als jetzt – also günstiger als es heute selbst mit städtischer Förderung ist.

Förderung von Photovoltaik: Was Bund und Land planen

Immerhin heißt es in der Förderrichtlinie zum neuen städtischen Programm: „Zuwendungen anderer Stellen sind nicht förderschädlich.“ Das heißt: Man würde Programmen seitens Bund und Land nicht im Wege stehen, sondern könnte verschiedene Finanzspritzen für eine neue PV-Anlage nutzen. Allerdings ist ein Förderprogramm des Landes zur Bezuschussung von Photovoltaik-Speichern jüngst beendet worden. Das Land investiert das Steuergeld nun in Programme zum Ladesäulen-Ausbau.

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Und der Bund? Bis 2030 sollen in Deutschland 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen. Um das zu erreichen, hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) jüngst sein „Osterpaket“ eingebracht. Ein Schwerpunkt des Pakets ist die Förderung von Solarenergie – allerdings fokussiert sich das geplante Gesetz dabei auf Großanlagen und nicht auf kleine private Dachanlagen. Geplant ist zumindest eine höhere Einspeisevergütung: Für alle, die mit ihrer PV-Anlage auf dem Haus- oder Garagendach Strom produzieren und diesen voll ins öffentliche Netz einspeisen, kann es so wieder lohnender werden. Das Gesetz soll am 1. Juli in Kraft treten.

Solar-Programm kann mit anderen Förderprogrammen kombiniert werden

Durch Fördergelder aus Bund und Land ergänzen lässt sich der neue Anreiz der Stadt also nicht so einfach. Wer sich allerdings gleich an mehr wagt als eine neue Photovoltaik-Anlage und beispielsweise auch eine Fassadenbegrünung oder Entsieglung von Schotter-Vorgärten in Erwägung zieht, kann aus weiteren Töpfen der Stadt schöpfen. Seit 2019 gewährt die Stadt außerdem einen Zuschuss für den Austausch von Kohleheizungen. Für die Förderprogramme stehen insgesamt 130.000 Euro pro Jahr zur Verfügung.

Übrigens: Dass Solaranlagen in Gelsenkirchen gefördert werden, ist nicht komplett neu. Die Stadt nimmt an dem Projekt „Solarmetropole Ruhr“ des Regionalverbands Ruhr teil, über das bis Ende 2021 auch Solar-Dächer gefördert wurden. 2020 und 2021 sind hier insgesamt 67 Förderanträge für PV-Anlagen eingegangen.

So kommt man an die Förderung

Vordrucke für Förderanträge sind erhältlich im Referat Umwelt, Rathausplatz 1 (ehem. Finanzamt Buer) oder online unter www.solarGEdacht.de.

Der Förderantrag muss vor Vergabe des Auftrags und Beginn der Maßnahme eingereicht werden. Die Auszahlung der Zuwendung erfolgt nach Fertigstellung und Inbetriebnahme der Anlage. Anträge müssen spätestens bis zum 31. Oktober vorliegen.

Wird gleichzeitig , kommt ein Bonus von 100 Euro je kWp hinzu. Voraussetzung für die Förderung ist, dass ein Fachunternehmen die Arbeiten durchführt. Der maximale Bonus: 1000 Euro.