Gelsenkirchen. Der Frühling markiert die beginnende Saison für Auto-Fans. So bereitet sich die Gelsenkirchener Polizei auf die Raser- und Poser-Szene vor.
- Die Poser- und Raser-Szene steht auch in Gelsenkirchen in den Startlöchern.
- Die Stadt und die Polizei Gelsenkirchen wollen sich auf die Raser und Poser vorbereiten.
- „Wir haben ein sehr gut funktionierendes Netzwerk“, sagt der Gelsenkirchener Polizeisprecher Thomas Nowaczyk.
Die Tuning- und PS-Szene steht in den Startlöchern. Wer vor den Wochenenden Waschstraßen und -stationen besucht, der merkt, dass viele teure Boliden auch optisch auf Höchstleistung und -glanz getrimmt werden. Stadt und Polizei Gelsenkirchen bereiten sich daher auf die neue Saison vor.
Kenner der Autoposer-Szene: Stadt Gelsenkirchen und Polizei sind sehr aktiv
„Wir haben ein sehr gut funktionierendes Netzwerk“, sagt der Gelsenkirchener Polizeisprecher Thomas Nowaczyk mit Blick auf die Zusammenarbeit von Verwaltung und Präsidium, die Etablierung von solchen Treffs der Raser-, Poser- und Dater-Szene zu unterbinden. Das erkennen mittlerweile sogar selbst Insider an, die regelmäßig an solchen Treffen teilnehmen, bei denen sich mitunter eine Blechlawine von über 500 Autos schlagartig auf einschlägigen Plätzen ergießt. „Stadt und Polizei sind in Gelsenkirchen da sehr aktiv, die Stadt wird aktuell eher gemieden“, sagt ein Szene-Kenner. Lesen Sie dazu auch: [Gelsenkirchen: Hotspot für PS-Monster und Party-Singles]
Der Grund, warum die Auto-Freaks derzeit einen Bogen um die Emscherstadt machen, liegt darin, dass „Wach- und Verkehrsdienst der Polizei“ die bekannten Treffpunkte regelmäßig eng überwachen und im Zusammenschluss mit der Verwaltung frühzeitig reagieren, damit das Geschehen nicht ausartet.
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Polizei und Stadt verbuchen daher für sich, dass „sich Aufenthalts-, Verkehrs- und Parkverbote sowie Absperrungen“ bis hin zur Einrichtung eines Wachdienstes und gemeinsamen Kontrollen mit Messfahrzeugen und technikversierten Beamten „bewährt haben“.
Begleiterscheinungen solcher Treffen wie Müll und Lärm durch Burnouts, Donuts und auch Autorennen haben in der Vergangenheit bei Anwohnern und Geschäftsleuten immer wieder für jede Menge Ärger gesorgt. Bewohner des beliebten Hafenviertels Graf Bismarck gingen sogar so weit, eine Schrankenlösung einzufordern, um die Blechlawinen aus dem Quartier zu verbannen.
Raser, Poser und Dater in Gelsenkirchen: Diese Ausweichstellen steuert die Szene an
„Aufseiten der Stadt besteht eine erhöhte Beschwerdelage wegen der Poser-, Tuner- und Dater-Szene“, sagt Hans-Joachim Olbering, der Leiter des Referats „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“. Die Einschränkung von Freizeitmöglichkeiten für junge Menschen im Zusammenhang mit den Coronaschutzmaßnahmen haben demnach solche Entwicklungen nochmals verstärkt. „Festzustellen ist, dass es sich nicht um ein auf Gelsenkirchen begrenztes Phänomen handelt, sondern viele Städte im gesamten Bundesgebiet hiervon betroffen sind“, so Olbering.
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Die konzertierten Maßnahmen von Stadt und Polizei haben dazu geführt, dass die Raser, Poser und Dater noch „keine neuen Treffpunkte für sich in Gelsenkirchen entdeckt haben“, wie die Polizei und der Insider unabhängig voneinander bestätigen. Anlaufpunkte waren bisher das Apollo-Kino-Center an der Schalker Arena in Erle, das Amphitheater in Horst, die Europastraße am Schalker Verein (Bulmke-Hüllen) sowie das Wohn- und Gewerbegebiet an der Marina Graf Bismarck im gleichnamigen Stadtteil.
Die Auto-Freaks weichen in andere Städte des Reviers aus: Zu nennen sind da nach Angaben des Szene-Mitgliedes „Zollverein und das Autokino in Essen, das Bero-Center in Oberhausen oder auch die Metro in Mülheim an der Ruhr“. Auch das nahe Wittringen in Gladbeck sei ein bevorzugter Ort. Mitte Februar erst landete ein teurer Audi RS3 in einem Erdhaufen einer Baustelle in Essen nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei.
Problem für die Einsatzkräfte: Auto-Szene ist hochmobil und flexibel durch Netzwerke
Ein Problem aber bleibt: „Die Szene organisiert sich über Social Media-Kanäle, sie ist zeitlich und örtlich hochmobil und flexibel“, sagt Polizeisprecher Thomas Nowaczyk. Aufrufe erfolgten teils sehr kurzfristig. Das erschwert es den Einsatzkräften, in entsprechender Stärke vor Ort aufzuschlagen und (Gegen-)Maßnahmen einzuleiten. Lesen Sie dazu auch:[Autorennen und Poser-Treff Gelsenkirchen: So ist die Lage]
„Selbstverständlich liest die Polizei Posts der Autoposerszene in den sozialen Medien mit“, sagt Polizeioberrat Andreas Kluth, Leiter der Direktion Verkehr. Er warnt davor, die rechtlichen Konsequenzen solcher Aufrufe zu Treffen zu unterschätzen. Beispielsweise könnten die Kosten der Reinigung des Geländes in Rechnung gestellt werden. Bei den Szene-Treffs sei die Polizei meist früh vor Ort, regelmäßig würden Ordnungswidrigkeiten und Verkehrsstraftaten beobachtet, denen die Polizei mit Anzeigen oder Platzverweisen entgegentrete, so Kluth weiter. „Soweit erforderlich, stellen wir auch Fahrzeuge sicher.“