Gelsenkirchen-Buer. Wie die Beteiligung beim Gutschein-Projekt für Gelsenkirchener Obdachlose in 2021 war. Und was Initiatorin Bärbel Lauf fürs neue Jahr plant.
Nach dem Fest ist vor dem Fest – und genau so hält es Bärbel Lauf auch mit ihrer Benefiz-Aktion „Buer-Voucher“, die bedürftige Nicht-Sesshafte und pandemiegeplagte Gastronomen zusammenbringt: Offiziell ist die Initiative zwar mit der Gutschein-Übergabe kurz vor Weihnachten beendet. Doch der Bedarf, er ist es nicht, hat die 49-Jährige im Gespräch mit den Verantwortlichen des Weißen Hauses (Beratungs- Und Begegnungsstätte) festgestellt. Und daraus Konsequenzen gezogen.
Rund 400 Gutscheine waren es, die Bürgerinnen und Bürger in teilnehmenden Lokalen und Geschäften gekauft und im L.ON Deli oder im Domgold abgegeben hatten, wo die Bueranerin sie kurz vor dem Fest abholte und dem Leiter des Weißen Hauses als Anlaufstelle für Obdachlose übergab. „Hinzu kommen noch Voucher, die direkt dorthin gebracht wurden“, freut sich die Sozialpädagogin, dass diese Bedürftigen etwas mehr in den Fokus genommen werden.
Besonders gefragt waren Gutscheine von Gelsenkirchener Pizzerien und Bäckereien
Dass die Zahl bislang deutlich unter der im ersten Pandemiejahr 2020 liegt – damals waren es mehr als 800 Gutscheine, die sie dem Weißen Haus übergeben konnte –, enttäuscht sie nicht. „Bei der Premiere handelte es sich um eine Ausnahmesituation: Es herrschte Lockdown, die Menschen hatten mehr Zeit, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen.“ Am Ende zähle und helfe jeder Gutschein, heißt es auch aus dem Weißen Haus.
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15 Gastronomen und Einzelhändler hatten sich an der zweiten Auflage von „Buer-Voucher“ beteiligt, im Jahr davor waren es 14. „Besonders gut verkauft wurden dieses Mal Gutscheine von Pizzerien und Bäckereien“, so die Sozialpädagogin, die als Verfahrensbeistand bei Gericht arbeitet und mit einer Kollegin Antistress- und Resilienz-Seminare anbietet.
Gelsenkirchenerin Bärbel Lauf freut sich über jeden, der bei Aktion mitmacht
Für sie, die Konfliktlösungen zu ihrem Job gemacht hat und regelmäßig auch mit den Schattenseiten des Lebens konfrontiert wird, ist „Buer-Voucher“ eine echte Herzensangelegenheit: „Den krassen Gegensatz zwischen meiner komfortablen Lebenssituation und der von Wohnungslosen zu akzeptieren, fällt mir schon schwer“, sagt sie. „Da ist es mir ein Bedürfnis, im Rahmen meiner Möglichkeiten zu helfen. Toll, wenn da so viele mitmachen.“
Die Gutscheine sieht sie als Beitrag zu mehr Normalität für die Bedürftigen: Sie müssten sich das Geld für ein Brötchen oder einen Kaffee nicht erbetteln, könnten sich mit einem Schnellimbiss-Voucher auch mal die Lieblingspizza gönnen. Dass sie sich mit einem entsprechenden Gutschein vom Tabakwaren-Geschäft auch mit Zigaretten eindecken können, stört sie nicht. „Ich möchte mir nicht anmaßen, anderen vorzuschreiben, was sie essen, trinken oder rauchen sollen.“
Aktion „Buer-Voucher“ soll auch 2022 fortgesetzt – und womöglich erweitert werden
Dass sie ihre Initiative auch in 2022 fortsetzen will, steht für Bärbel Lauf bereits fest. Womöglich bereits im Frühjahr: „Wie schon 2021 wird das Weiße Haus die Gutscheine nicht auf einmal, sondern übers ganze Jahr verteilt herausgeben, immer dann, wenn es nötig ist. Falls die Voucher bereits im April aufgebraucht sein sollten, stelle ich mich zur Not auf die Hochstraße und starte die Aktion schon früher. Auch weiterhin kann jeder Gutscheine kaufen und selbst im Weißen Haus vorbeibringen.“
Anlaufstelle für Obdachlose an der Hochstraße
Kooperationspartner für Bärbel Laufs Aktion „Buer-Voucher“ ist das Weiße Haus an der Hochstraße 80 in Buer. Die Beratungs- und Begegnungsstätte für Obdachlose in Trägerschaft des Gelsenkirchener Caritasverbandes ist wochentags von 9 bis 14 Uhr und an den Wochenenden von 10 bis 13 Uhr geöffnet.
Betroffene erhalten dort eine umfangreiche Beratung inklusive einer Postanschrift für Ämter und Behörden, täglich von 9 bis 11 Uhr ein Frühstück (in Zusammenarbeit mit der Tafel), ab 12.30 Uhr täglich ein Mittagessen (bereitgestellt vom Marienhospital Buer), Kleidung, die Möglichkeit zu duschen und einen verschließbaren Platz für ihr Hab und Gut.
Die Mutter von zwei Söhnen (16 und 13) erwägt darüber hinaus, „Buer-Voucher“ auszuweiten: „Wenn sich auf der Plattform etwa soziale Institutionen und Spender treffen könnten, wäre das doch toll. Ich könnte mir vorstellen, dass die Leute dann gezielt Geld etwa für das besondere Spielzeug oder Fahrrad eines Kinderheim-Kindes geben könnten. Mal sehen, ob sich das realisieren lässt.“