Vor einigen Wochen hatte die Gelsenkirchenerin Bärbel Lauf die Aktion „BuerVoucher“ ins Leben gerufen. Vom Erfolg wurde sie selbst überrascht.
„Ich komme immer schnell ins Tun“, sagt Bärbel Lauf und lächelt hinter ihrer Maske. An diesem kalten, schönen Wintermorgen steht sie vor dem „Weißen Haus“ in Buer und hat das Ergebnis ihres Tuns in zwei vollgepackten Geschenktüten. Gutscheine befinden sich darin, fast 500, und die haben an den vergangenen Tagen für Freude und volle Mägen gesorgt. Und das alles, weil Bärbel Lauf eine gute Idee hatte – und die schnell in die Tat umgesetzt hat.
Ende November war die Sozialpädagogin durch Buer gelaufen, dabei waren ihr die vielen obdachlosen Menschen aufgefallen. „Oft geht man ja an ihnen vorbei, und in gewisser Weise sind sie unsichtbar“, erinnert sie sich. „Aber Menschen sollten nicht unsichtbar sein.“ Als ihr beim Spaziergang mit ihren Hunden durch den Westerholter Wald klar wurde, dass dort Obdachlose übernachten, stand für sie fest: Da muss man helfen.
Zahlreiche Gelsenkirchener Gastronomen und Händler machten mit
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„Alles begann mit einem Post auf Facebook“, berichtet sie. Sie schilderte ihre Eindrücke und präsentierte ihre Idee: Ein Gutscheinsystem, mit dem sowohl obdachlose Menschen als auch die von der Corona-Krise hart getroffene Gastronomie unterstützt werden könnten. „Sofort haben sich ganz viele Freunde gemeldet, die die Idee gut fanden und ihre Unterstützung angeboten haben“, sagt Bärbel Lauf.
Den Post hatte sie an einem Mittwoch geschrieben – „am Donnerstag haben wir die ersten Gutscheine gedruckt, am Freitag mit der Verteilung begonnen“, sagt sie. Die Gutscheine – Bärbel Lauf hatte sie „BuerVoucher“ getauft – im Wert von fünf oder zehn Euro konnte man bei Buerschen Gastronomen kaufen, aber auch ein paar Einzelhändler wie Supermärkte, Bäcker oder Tabakgeschäfte machten mit. Kunden gaben die gekauften Gutscheine beim „Weißen Haus“ in Buer ab, dort sorgte Sozialarbeiter Henryk Münzer dafür, dass die Gutscheine an obdachlose Menschen verteilt wurden. Die konnten die Gutscheine dann bei den entsprechenden Gastronomen oder Einzelhändlern einlösen.
So viele Gutscheine wurden verkauft
Fortsetzung ist schon angedacht
Die Aktion „BuerVoucher“ ist zwar am 9. Dezember beendet worden – wer Gutscheine gekauft und die noch nicht eingelöst hat, hat aber immer noch die Möglichkeit, diese beim Weißen Haus an der Hochstraße 80 abzugeben. Möglich ist das zu den Öffnungszeiten der Einrichtung (montags bis freitags 9 bis 14 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 Uhr), sie können aber dort auch in den Briefkasten geworfen werden.
Bärbel Lauf denkt nach dem Erfolg der Aktion schon über eine Fortsetzung nach. Vorstellen kann sie sich etwa einen „BuerVoucher-Tag“ mit einem Stand in der Buerschen City – wenn die Corona-Lage es zulässt.
„92 Obdachlose sind zurzeit bei uns im Weißen Haus gemeldet“, berichtet Henry Münzer. Dazu kommen noch 20 bis 30 Menschen, die zwar eine Wohnung haben, aber dort oft weder über Strom noch über eine funktionierende Heizung verfügen – „überdachte Platte“ bezeichnet Münzer diese Situation. Sie kommen regelmäßig in die Einrichtung an der Hochstraße, dort bekommen sie Mahlzeiten, haben die Möglichkeit zu duschen und können sich vor allem warm halten.
Was als Idee entstanden ist, entwickelte sich schnell zu einer Erfolgsgeschichte. „Fast 500 Gutscheine wurden verkauft“, sagt Bärbel Lauf begeistert. Einigen Gastronomen gingen sogar die vorgedruckten Gutscheinformulare aus, so dass sie improvisieren mussten: „Bei der Pizzeria Pietro an der Domplatte etwa sind sie am Ende dazu übergegangen, Gutscheine auf Karteikarten zu schreiben“, berichtet die Initiatorin der Aktion. Viele Käufer schrieben noch kurze Weihnachtsgrüße auf ihre Gutscheine.
„Sehr zufrieden“ sei sie mit der Resonanz auf ihre Idee, bilanziert Bärbel Lauf an diesem schönen, kalten Wintermorgen, Henryk Münzer nickt. Zu der kleinen Runde dazugestoßen ist auch noch Michael Hornberg von der Bäckerei Gatenbröcker, die sich ebenfalls beteiligt hat. An diesem Morgen hat er ganz viele Berliner mitgebracht, die er dem Weißen Haus spendet. „Wir wollten mit unserer Aktion sowohl den Obdachlosen helfen als auch die Buersche Gastronomie unterstützen“, fasst Bärbel Lauf zusammen. „Ich denke, das ist ganz gut gelungen.“
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