Gelsenkirchen. Bärbel Lauf aus Buer initiiert eine Adventsaktion, die auf Bürger-Solidarität setzt. Deshalb greift der Verein „Warm durch die Nacht“ Idee auf.
Hier die Gastronomie, die im Corona-Teil-Lockdown verzweifelt ums Überleben kämpft. Und dort die Obdachlosen, die bei zunehmend eisigen Temperaturen kaum mehr eine Möglichkeit finden, sich aufzuwärmen: Die Initiative „Buer-Voucher“ hat beide Gruppen im Blick – und setzt dabei auf die Hilfe der Bürger.
„Wer einen Gastronomie-Gutschein kauft und ihn an die Wohnungslosenhilfe Weiße Haus spendet, hilft beiden Seiten“, erklärt Bärbel Lauf. Die Sozialpädagogin aus Buer hatte vor ein paar Tagen die Idee zu dieser Aktion, die auf Facebook bereits viel Unterstützung erfährt. Auch der Verein „Warm durch die Nacht“ hat sie aufgegriffen.
„Wenn ich morgens mit unseren Hunden im Stadtwald oder am Löwenpark spazieren gehe, kommen mir immer wieder Nicht-Sesshafte entgegen, die dort offenbar geschlafen haben. Und das im Winter“, berichtet die 48-jährige Resilienztrainerin . Beim Einkauf auf der Hochstraße, wo einige Gastronomen auf Kundschaft für den Außer-Haus-Verkauf ihrer Speisen warten, kam ihr dann die Idee, beide Gruppen zusammenzubringen und den „Buer-Voucher“ ins Leben zu rufen.
Weißes Haus bestätigt: Der Bedarf an Hilfe ist groß
Spontan hakte sie beim Weißen Haus an der Hochstraße in Buer nach, ob überhaupt Bedarf an solchen Gutscheinen bestehe. Der Sozialarbeiter der Einrichtung zur Betreuung von Nicht-Sesshaften war begeistert. Ebenso wie die Wirte, die die Sozialpädagogin ansprach. Für Gastronomen, die selbst keine Gutscheine parat hatten, fertigte Bärbel Lauf kurzerhand selbst welche an.
„Mittlerweile beteiligen sich 14 Gastronomen, Bäckereien, ein Tabakwaren- und ein Lebensmittel-Geschäft an ,Buer-Voucher’. Bei ihnen können Interessierte Gutscheine kaufen und sie in den „Domgold“-Briefkasten werfen, der sehr regelmäßig geleert wird“, berichtet die Mutter von zwei Söhnen.
Verein „Warm durch die Nacht“ sucht Imbissbetriebe, die sich an der Aktion beteiligen
„Fünf oder zehn Euro für einen Essensgutschein, mehr müssen es doch nicht sein, tun kaum jemandem weh. Für Lokale und Obdachlose sind sie aber eine echte Hilfe“, setzt Bärbel Lauf auf die Solidarität der Bueraner. Online ist die bereits mehr als deutlich: Auf Facebook erhielt ihre Aktion nicht nur die obligatorischen Likes, sondern auch die feste Zusage zahlreicher Nutzer, in den nächsten Tagen tatsächlich Gutscheine zu kaufen. Zunächst bis Mittwoch, 9. Dezember, haben (nicht nur) Bueraner Zeit, Gutscheine zu besorgen. „Am Donnerstag, 10. Dezember, will ich die Gutscheine ans Weiße Haus übergeben.“
Wenn es nach dem Verein „Gelsenkirchen packt an – Warm durch die Nacht“ geht, dann darf die Initiative ruhig in den Stadtsüden schwappen: „Die Aktion ,Buer-Voucher’ ist so toll, dass wir sie auch gerne in der Altstadt umsetzen würden. Wir können ja zur Zeit wegen der Coronakrise kein warmes Essen anbieten, weil die Leute dann mit ihrer warmen Suppe zu lange auf dem Bahnhofsvorplatz verweilen würden. Besonders jetzt, wo es kalt wird, ist eine warme Mahlzeit aber Gold wert!“, betont Vorsitzende Petra Bec.
Wie die Gutschein-Spenden ankommen
Wer nicht bei Facebook angemeldet ist, kann sich auf der eigens eingerichteten Internetseite über die Aktion „Buer-Voucher“ informieren (www.buer-voucher.de). An der Aktion beteiligen sich in Buer bislang Gelsenfruits, Rewe Schüler, Pizzeria Pietro, Pizzeria Piccola Maxima, Wolsdorff Tobacco, Das kleine Bistro, Marifet, Miss Saigon, Holzofen Pizza, Sultan Saray, Back Coffee, Gatenbröcker (nur die Filiale an der oberen Hochstraße), Pizza Pasta, Oisin Kelly Gallery.
Wer sich an der Gutschein-Aktion beteiligen möchte, zu der der Verein „Warm durch die Nacht“ in der Altstadt aufgerufen hat, kann sich per Mail an dessen Vorsitzende Petra Bec wenden (Petra.Bec@gepa-wddn.de).
Minimaler Aufwand – großer Nutzen
Deshalb suchen die Akteure Imbissbetriebe oder Gastronomen in der Altstadt rund um die Bahnhofstraße, die Interesse an einem gemeinsamen Gutscheinprojekt haben. „Wir erstellen Gutscheine, die die Betriebe an ihre Kunden verkaufen können, um sie an unseren Verein weiterzuleiten. Wir geben sie dann bedürftigen und obdachlosen Menschen“, erläutert sie. Die Gastronomen könnten so ihre coronabedingten Ausfälle etwas abfedern. Und Nicht-Sesshaften sei auch etwas geholfen.
„Für die Wirte und Betriebe bedeutet es nur einen Minimalaufwand. Für die Empfänger der Gutscheine ist es aber eine Riesensorge weniger“, hofft sie auf eine große Beteiligung.
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