Gelsenkirchen. Haufen sogar in den Trauerkränzen: Der Ärger über Hundehalter, die sich auf Friedhöfen nicht an Regeln halten, ist groß. Was tut Gelsendienste?

Verständnis für Hunde kann man Mabel-Mara Platz und Maria Katzmarzik sicher nicht absprechen – die beiden Rotthausenerinnen zählen selbst zwei Fellnasen zu ihren treuen Begleitern. Aber wenn der Hund mal muss, liegt es schließlich an Frauchen oder Herrchen, den Kotbeutel zu zucken. Diese einfache Regel des Zusammenlebens scheint ausgerechnet auf Friedhöfen von einigen Hundehalterinnen und Hundehaltern missachtet zu werden. „Selbst auf den Grabfeldern und sogar in den Trauerkränzen liegt inzwischen Hundekot, das ist wirklich skandalös“, ärgert sich Platz.

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Erschüttert ist auch Nachbarin Maria Katzmarzik, die hier auf dem Rotthauser Friedhof erst im Juli 2020 ihren Mann beerdigen musste. Nun habe sie bereits mitansehen müssen, wie die Grabstelle von einem freilaufenden Hund plattgetrampelt wurde. Warum nur, fragt sie, führen die Leute ihre Hunde nicht wenigstens hier auf dem Friedhof an der Leine. „Und als ich mal jemanden darauf aufmerksam gemacht habe, wurde ich nur angefahren“, sagt die 65-Jährige.

Gelsenkirchener Friedhofssatzung schreibt Leinenpflicht vor

Auf den Gelsenkirchener Friedhöfen herrscht Leinenpflicht. Doch im Gegensatz zu dieser Frau scheinen dies einige Hundehalterinnen und Hundehalter nicht zu befolgen.
Auf den Gelsenkirchener Friedhöfen herrscht Leinenpflicht. Doch im Gegensatz zu dieser Frau scheinen dies einige Hundehalterinnen und Hundehalter nicht zu befolgen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Um auf die Missstände aufmerksam zu machen und in Erfahrung zu bringen, was gegen sie getan wird, hat sich Mabel-Mara Platz, die auch Vorsitzende der Grünen-Bezirksfraktion Süd ist, per Anfrage an Gelsendienste gerichtet. Auch dort betont man: Freilaufende Hunde und insbesondere Hundekot auf Grabflächen sind auch für die Friedhofsmitarbeiter, die nicht selten bei der Pflege der Gemeinschaftsgrabflächen auf die Hinterlassenschaften von Hunden stoßen, ein großes Ärgernis.

Deswegen schreibe die Friedhofssatzung auch vor, dass Hunde dort nur an einer kurzen Leine geführt werden, worauf auch auf Schildern an den Eingängen der Friedhöfe hinweisen. Außerdem müssten alle „durch die Tiere verursachten Verunreinigungen unverzüglich und schadlos beseitigt werden“, heißt es. Dafür befinden sich an den Eingängen Papierkörbe mit Hundekotbeutelspendern.

Gelsendienste: Kommunaler Ordnungsdienst kann nicht überall sein

Leider, betont man bei Gelsendienste, habe man aber nur beschränkte Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen, dass die Kotbeutel auch tatsächlich benutzt werden. „Und wenn sie verwendet werden, werden sie gerne auch mal in einen Busch geworfen“, schildert Platz ihre Beobachtungen. „Die Friedhofsmitarbeiter sprechen Hundehalter, die sich nicht an die Regeln halten, an und können sie bei uneinsichtigem Verhalten im Rahmen des Hausrechtes auch des Friedhofs verweisen“, sagt man bei Gelsendienste. Nach ihren Personalien fragen oder ein Ordnungsgeld androhen, könne das Personal jedoch nicht. Dafür müsste erst der Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) gerufen werden.

“Hundekot ist sofort zu beseitigen“: Auf dem Infoschild vor dem Friedhof in Gelsenkirchen-Rotthausen steht es deutlich. Könnten mehr plakative Bebilderungen helfen? „Nicht unbedingt mit dem Charakter der Friedhöfe vereinbar“, meint man bei Gelsendienste.
“Hundekot ist sofort zu beseitigen“: Auf dem Infoschild vor dem Friedhof in Gelsenkirchen-Rotthausen steht es deutlich. Könnten mehr plakative Bebilderungen helfen? „Nicht unbedingt mit dem Charakter der Friedhöfe vereinbar“, meint man bei Gelsendienste. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Zwar finden laut Gelsendienste auf den Friedhöfen unter anderem Präsenzstreifen durch den Quartierservice für Sauberkeit und Ordnung statt. Allerdings: „Eine flächendeckende Friedhofsbestreifung durch den KOD ist aus personellen Gründen nicht möglich.“

Andere Städte verbieten Hunde auf Friedhöfen – eine Option auch für Gelsenkirchen?

Um die Verschmutzung der Friedhöfe zu reduzieren, müssten sich diejenigen, die es stört, also häufiger bei der KOD-Leitstelle melden. Aber gäbe es nicht noch mehr Optionen? In vielen Städten, zum Beispiel in Duisburg oder Oberhausen, ist es grundsätzlich nicht erlaubt, Hunde auf Friedhöfen mitzuführen, mit Ausnahme von Blindehunden.

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Bei Gelsendienste lehnt man ein Verbot allerdings ab: „Hunde auf den Friedhöfen komplett zu verbieten, wäre keine Option, da die Tiere für viele oft auch ältere Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, ein wichtiger Sozialkontakt sind, Trost spenden und Einsamkeit lindern.“

Gelsendienste: Spielerische Schilder „mit Charakter der Friedhöfe nicht zu vereinbaren“

Noch mehr – und vor allem plakativere, mit Piktogrammen bedruckte Schilder: Wäre das zumindest eine Option? Aber Schilder gebe es bereits genug, meint man bei den Gelsendiensten. Und spielerische Bebilderungen seien „mit dem Charakter der Friedhöfe als Orten der Ruhe und Besinnung nicht unbedingt zu vereinbaren.“

Hinweise geben

Konkrete Hinweise zu verschmutzten Grabstellen können dem städtischen Ordnungsreferat mitgeteilt werden.

Die Leitstelle ist montags bis sonntags ganztägig (24 Stunden) unter der Rufnummer 0209/169-3000 oder per E-Mail unter leitstelle-sicherheitundordnung@gelsenkirchen.de erreichbar.

Platz findet: Helfen würden nun mehr regelmäßige und gezielte Kontrollen auf den Friedhöfen. „Damit die Leute wirklich wissen, dass sie erwischt werden können.“ Mit der stetig wachsenden personellen Stärke des KOD müsse dies doch möglich sein, glaubt sie. „Es kann nämlich nicht sein, dass die ältere Dame mit ihrem kleinen Waldi nicht mehr auf den Friedhof geht, weil sie befürchtet, in einen Haufen zu treten oder von großen Hunden angerempelt zu werden.“