Gelsenkirchen. Für eine funktionierende Gesellschaft ist das Engagement von Ehrenamtlichen unentbehrlich. Darum lohnt sich der Einsatz für alle Beteiligten.
Man stelle sich eine Welt vor ohne das Engagement von Ehrenamtlichen – wie würde die wohl aussehen? Freiwillige Feuerwehr, die Kräfte des Technischen Hilfswerks, Sportvereine, Kunstschulen, Senioreneinrichtungen, in der Obdachlosenhilfe, bei der Unterstützung von Bedürftigen, in der Bildungsarbeit… Diese Liste, sie ließe sich weiter und weiter fortführen. Und sie macht deutlich, wie wichtig doch das Ehrenamt für eine funktionierende Gesellschaft ist.
Gelsenkirchen: Warum sich ehrenamtliches Engagement lohnt – und wichtig ist
„Rund ein Drittel der Deutschen engagiert sich ehrenamtlich“, weiß Beate Rafalski. Die Geschäftsführerin der Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen spricht an diesem Nachmittag an der Ahstraße über das, was ist und kommen wird. Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter, Sebastian Westphal, macht sie für diese Stadt deutlich, wie elementar das Ehrenamt eigentlich ist: Sie schätzt, dass es tausende aus Gelsenkirchen sind, die mitmachen. [Lesen Sie auch: Gelsenkirchener Helfer – die Kameradschaft zerfällt langsam]
Schlicht: Der Betrieb vieler Einrichtungen, Vereine und Institutionen in dieser Stadt wäre durch das freiwillige Engagement von Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern gar nicht möglich.
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„Bürgerschaftliches Engagement formt die Gesellschaft, es wirkt auf die Entwicklungen von Gesellschaften ein“, sagt Beate Rafalski. Vielfach seien Ehrenamtler auch Interessenvertreter. Ehrenamt dürfe, ergänzt Sebastian Westphal, auch durchaus aus Eigennutz sein. Vielfach entstehe dadurch auch eine Sinnhaftigkeit. Er sieht das Ehrenamt als guten und wichtigen Gegenpol zu den aktuell vorherrschenden Strukturen.
Am 5. Dezember 2006 gründete sich die Ehrenamtsagentur, als eingetragener Verein. Beteiligt waren dabei die großen Organisationen der Stadt wie etwa der Caritasverband, das Diakonische Werk, Gelsensport, Der Paritätische, der Jugendring Gelsenkirchen, die Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Gelsenkirchen/Bottrop, die Evangelische Kirchenkreise Gelsenkirchen und Wattenscheid und auch die Stadt Gelsenkirchen.
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Das Ziel: Menschen, die sich engagieren wollen und können, an gemeinnützige Organisationen zu vermitteln, aber auch für eine Qualifizierung und Beratung rund um das große Thema Ehrenamt zu sorgen und, so steht es auf der Homepage der Agentur, Projekte zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements zu fördern.
Ehrenamtsagentur sorgt auch für Qualifizierung und Beratung rund um das Ehrenamt
Es ist eine anspruchsvolle Arbeit, aber auch eine Arbeit, die, so scheint es, allen Beteiligten etwas gibt. Heute würde Beate Rafalski ihr Tun und das ihrer Mitstreiter mit einem Satz beschreiben: „Wir sind Spezialisten für ehrenamtliches Engagement.“ Sebastian Westphal fügt lachend hinzu: „Das Jobcenter fürs Ehrenamt.“ Ein Satz indes erstaunt: „Manchen ist gar nicht klar, dass sie ein Ehrenamt haben“, schildert Beate Rafalski. [Lesen Sie auch:viel Zuspruch für Einsatz von Ehrenamtlichen im Gelsenkirchener Impfzentrum]
Vielleicht, weil es für viele ganz selbstverständlich ist, vielleicht, weil sie es nicht anders kennen und einfach machen. Und wer sind die Vielen? Im Grunde sind alle dabei, das geht von jungen Menschen im Alter von 16, 17 Jahren bis hin zu den 80-Jährigen. Die beliebtesten Bereiche und Engagementfelder, die an der Ahstraße nachgefragt werden, liegen beispielsweise in den Senioreneinrichtungen. Auch die Unterstützung bei der Förderung der Lesekompetenz von Grundschülern sei nachgefragt, wissen Rafalski und Westphal.
Corona-Pandemie hat der Ehrenamtsagentur nie dagewesenen Zulauf gebracht
Die Corona-Pandemie hat der Ehrenamtsagentur einen nie da gewesenen Zulauf und Nachfrage gebracht. Über 200 Freiwillige hätten sich zu Beginn registriert. Die Menschen fanden sich allesamt in einer nie dagewesenen Situation wieder – „es gab eine unfassbare Bereitschaft in der Gesellschaft“, erinnert sich Westphal.
Kontakt zur Ehrenamtsagentur
Bei der Gelsenkirchener Ehrenamtsagentur (eingetragener Verein) arbeiten Beate Rafalski und Sebastian Westphal, beide Sozialarbeiter, als hauptamtliche Kräfte. Zwei Kollegen aus Arbeitsfördermaßnahmen unterstützen sie genauso wie drei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neue Vorsitzende des Vereins ist Iris Schappert.
Die Ehrenamtsagentur hat ihren Sitz in der Innenstadt an der Ahstraße 9, und ist erreichbar unter 0209 / 179 893 - 0 oder per E-Mail unter ehrenamtsagentur@gelsenkirchen.de. Weitere Informationen gibt es im Netz unter ehrenamt.gelsenkirchen.de
Und dann gibt es aber auch die andere Seite, in den Vereinen und dort beispielsweise in den Vorstandsposition. Es fehlt der Nachwuchs und das Bedürfnis sich längerfristig verantwortungsvoll zu engagieren, habe abgenommen, so Rafalski und Westphal. Vielleicht hat sich aber auch der Zeitgeist geändert, die Dinge, die die Menschen beschäftigen.
Eine Veränderung gab es in Zeiten der Pandemie auch in den Aufgabenfeldern der Ehrenamtsagentur – hin zu mehr Projektarbeit, wie Sebastian Westphal zu berichten weiß. Als ein Beispiel zählt er nicht nur die oben genannten Coronahilfen auf, sondern auch die Lernbuddies, eine Idee, die ebenfalls in der Corona-Zeit Gestalt angenommen hatte. Lesen Sie hier mehr über das Lernbuddy-Projekt.
Heldenpass und Lernbuddies: Projekte der Ehrenamtsagentur für Schüler
Dahinter steckt ein einfacher Gedanke: Abiturientinnen, Abiturienten und Studierende helfen Grundschülern und unterstützen sie beim Lernen – sind eben Lernbuddies. Über 65 von ihnen konnten über 170 Grundschulkindern durch diese besondere Form beim Lernen fördern. Mit dem Ende der Sommerferien wurde das Projekt erfolgreich beendet.
Ein Projekt, das weiterhin läuft, ist der Heldenpass: Nach einer pandemiebedingten Pause geht er im Schuljahr 2021/2022 nun in die dritte Runde. Beteiligt sind fünf Partnerschulen und eine Vielzahl an Einsatzstellen. Die Vorstellung hinter dem Heldenpass: Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 9 kommen mit Hilfe von kurzen Engagements mit dem Ehrenamt in Berührung. Sie haben ein Schuljahr Zeit, verschiedene Angebote auszuprobieren. Für jede Teilnahme erhalten sie einen Stempel auf die entsprechende Seite ihres Heldenpasses. Am Ende des Schuljahres gibt’s ein Zertifikat.