Gelsenkirchen-Erle. Beim Bezirksforum in der Gesamtschule in Gelsenkirchen-Erle kamen zahlreiche Antragsteller zusammen. Diese Vorschläge wurden gemacht.

Der Osten Gelsenkirchens packt an: Beim Bezirksforum am Freitagabend in der Aula der Erler Gesamtschule kommen ganze 26 Förderanträge engagierter Bürger zusammen – das sind sogar mehr, als im weitaus größeren Bezirk Mitte tags zuvor. Traditionell sind es hier vielfach ökologische sowie soziale Projekte, die einer „Geldspritze“ bedürfen. Und so war es auch diesmal.

Die Besucher lernten sogar dazu: Eine Vokabel wie „Sandarium“ zum Beispiel. Ein solches soll im Kleingarten Erle-Nord entstehen. Anja Eisenharth ist gekommen, um dafür 3.000 Euro zu beantragen. „Wir haben vor, einen vier bis zehn Meter großen Bereich auszuheben und 40 Zentimeter tief mit Sand aufzufüllen. Es muss ungewaschener Sand sein, damit die Wildbienen sich darin ihre Nester bauen können. Natürlich brauchen sie auch Nahrung. Deswegen legen wir gegenüber eine Blumenwiese an. Und eine Natursteinmauer als Lebensraum für andere Tiere.“ Wie sie auf die Idee gekommen ist? „Ich war in der Imkerschule und habe ein Heft mitgenommen. Darin war ein Sandarium beschrieben und ich dachte, das ist mal etwas Anderes als immer nur Insektenhotels.“ [Lesen Sie auch: „Fairteilt“: 65.000 Euro für Bürgerprojekte in Gelsenkirchen]

Junge Gelsenkirchener sollen ein Sonnenblumenfeld anlegen

Blühen soll es demnächst auch nahe der solidarischen Landwirtschaft auf dem Lindenhof in Resse. Landwirt Martin Schulze-Schleithoff arbeitet seit einiger Zeit mit der Katholischen Jugend-Sozialarbeit zusammen. Jugendliche, die mindestens einmal in ihrem kurzen Leben bereits gescheitert sind, lernen auf dem Hof, an einem Projekt zu arbeiten und dies auch zu Ende zu bringen. Im nächsten Jahr sollen sie ein Sonnenblumenfeld anlegen. Die Blumen sollen mittels einer Kasse des Vertrauens verkauft werden, der Erlös soll dann den Fortbestand sichern und auch neue Projekte ermöglichen. Dafür bittet er um 3.000 Euro.

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Auf ganz andere Weise bunt soll es an der Astrid-Lindgren-Schule werden: Deren OGS legt ein schuleigenes kontinuierliches Zirkusprojekt auf. Es soll die Teilnehmer stärken – auf mehr als einer Ebene. „Das kann auch in den Sportunterricht integriert werden“, erklärt Brigitte Orlowski und verrät: Eine erste Projektwoche startet schon in diesen Herbstferien. Ohne Mittel und Requisiten. Langfristig aber wünscht man sich vor allem eine Manege. Die Kosten: 5.000 Euro.

Zuschuss zum Schützenfest, neue Wippe für den Kinderspielplatz

Auch die ZWAR-Gruppe Erle bittet heute um Geld. 2.500 Euro für die Technik die es braucht, einen eigenen Podcast aufzulegen. „Mit Informationen und Beiträgen, die für Senioren interessant sind“, erklärt es Werner Salewsky. Eine kleine Gruppe, die hier gemeinsam aktiv sein will, hat sich bereits gefunden. Im nächsten Jahr soll das „PottGElaber“ dann erstmals publiziert werden.

Viele Bürgerinnen und Bürger waren am Freitag in die Gesamtschule Erle gekommen,
Viele Bürgerinnen und Bürger waren am Freitag in die Gesamtschule Erle gekommen, © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Gebraucht wir aber noch viel mehr: Die Gesamtschule Berger Feld wünscht sich Freizeitgeräte für den Schulhof, die Bürgerschützen aus Erle-Middelich bitten um einen Zuschuss zum Schützenfest, der Kleingartenverein Buer-Erle hofft auf eine Förderung für eine neue Wippe für den Kinderspielplatz, Erle 08 wünscht sich Geld zur Renovierung des Gästekabine, die AWO möchte ein Quartiersfest feiern und der Verein „Amusicals“ würde sich über einen Zuschuss für Kostüme freuen. Die Krux aber ist: Bald ist das Budget von 30.000 für den recht kleinen Bezirk überzogen – am Ende um mehr als das doppelte.

Antragsteller einigen sich auf einen Kompromiss

Jetzt sind die Bürger am Zuge, sind gebeten, selbst einen Kompromiss zu finden. Die Vorlage dafür bietet Björn Tondorf, Präsident der Erler Funken. Mit dem Blick auf das Budget hatte er seinen Antrag noch in der Sammelphase zurück genommen, bittet die Gäste allerdings um eines: „Wir haben beim Rosenmontagsumzug einen Wagen stehen. Wenn ihr da alle eine Wurst und ein Bier kauft, haben wir vielleicht das selbe Geld in der Kasse.“ So viel Solidarität findet Nachahmer. Ganze elf Antragsteller melden sich, reduzieren ihre Wünsche, damit alle zum Zuge kommen, oder machen andere Angebote. So wie Martin Schulze-Schleithoff, der sich an die Vertreter der Gesamtschule Berger Feld richtet und anbietet: „Wenn ihr nächstes Jahr ein Schulfest habt, bekommt ihr von mir Sonnenblumen von dem neuen Feld und verkauft sie dort zugunsten eures Projektes.“

Bezirksforen: So geht es weiter

Alle Anträge werden nun noch einmal auf ihre Realisierbarkeit geprüft, dann geht alles als Beschlussvorlage in die öffentliche Sitzung der Bezirksvertretung Ost am Mittwoch, 10. November, um 15.30 Uhr in der Gesamtschule Erle. Abschließend entscheidet der Stadtrat in seiner Dezember-Sitzung.

Weiter geht der Reigen der Bezirksforen am Montag, 25. Oktober, im Süden in der Gesamtschule Ückendorf, Bochumer Straße 190. Am Dienstag, 26. Oktober, geht es im Bezirk Nord weiter im Stadtteilzentrum Hassel, Eppmannsweg 32. Den Abschluss bildet das Bezirksforum West im Schloss Horst, Turfstraße 21. Los geht es immer um 18 Uhr.

Mit Wünschen in Höhe von rund 50.000 Euro geht die Veranstaltung in die Pause, in der traditionell die Mitarbeiter der Verwaltung, angeführt von Stadtkämmerer Luidger Wolterhoff, beraten und einen Kompromiss erarbeiten. Was schwierig scheint, ist rasch erledigt: Alle schulischen Anträge werden über den Haushalt finanziert, ebenso wie ein beantragter Geschwindigkeitsmesser. Alle anderen bekommen 80 Prozent der beantragten Summe – und gehen zufrieden nach Hause.