Gelsenkirchen. Bei Schnelltest-Anbietern zeichnet sich ab 11. Oktober ein einheitlicher Preis ab. Ab dann werden die Tests kostenpflichtig - aber nicht für alle.
Wenn Corona-Schnelltests am Montag, 11. Oktober, kostenpflichtig werden, dann haben die Test-Anbieter freie Hand in ihrer Preisgestaltung. Eine Umfrage bei verschiedenen, nach Angaben der Stadt rund 90 Testzentren in Gelsenkirchen zeigt: Zahlreiche Anbieter wollen sich noch nicht so richtig festlegen. Wo man es jedoch tut, wird häufig ein Preis von 15 Euro genannt. So viel wird der Schnelltest beispielsweise an der Alten Apotheke (Bahnhofstraße 19), der ASG-Pflege (Bismarckstraße 66) oder der Hausärztepraxis Dr. Reinhardt im Horster Zentrum kosten.
Auch Markus Sommerfeld, Inhaber der Anker-Apotheke an der Arminstraße und Vorsitzender der Bezirksgruppe Gelsenkirchen des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, schätzt, dass er für die Tests ab den Herbstferien „mindestens 15 Euro“ berechnen wird. Der Einkauf des Testmaterials, die Soft- und Hardware für das Versenden der Ergebnisse, die gesonderten Räumlichkeiten und das extra eingestellte und geringfügig beschäftigte Personal für die Durchführung: Der „enorme Aufwand“ für die Test-Organisation schließe es aus, noch weniger für die Dienstleistung verlangen zu können.
Apotheker: „Solidargemeinschaft sollte nicht mehr Nachweis fürs Nagelstudio zahlen“
Wie lange Sommerfeld die Tests über den 11. Oktober hinaus überhaupt noch anbieten wird: Da will er sich aktuell nicht festlegen. „Ich fahre auf Sicht“, sagt der Apotheker. „Derzeit kommen größtenteils Impfgegner und ungebildete Menschen zum Testen, Leute mit komischen Vorstellungen von Corona. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Leute bald lieber zu Hause bleiben, statt das Geld für die Tests zu bezahlen.“ Dass er die Kosten ab nächster Woche nicht mehr vom Bund erstattet bekommt, findet Sommerfeld aber richtig: „Dass wir das als Solidargemeinschaft bezahlen, wenn jemand den Nachweis fürs Fingernagelstudio benötigt, kann natürlich nicht auf Dauer funktionieren.“
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Von Anfang 60 Tests seien es an manchen Tagen mittlerweile nur noch 20, die in Sommerfelds Apotheke an einem Tag gemacht werden. Den großen Profit habe er sich von dem Angebot ohnehin nicht erhofft, sagt er. „Es war aber ein deutlicher Image-Gewinn für die Apotheken.“ Ähnlich argumentiert Besnik Musabelli, der die Schnelltests vor allem deswegen angeboten hat, um seinen Pflegedienst „Divita“ bekannter zu machen.
Musabelli spricht ebenfalls von „voraussichtlich um die 15 Euro“, wenn man ihn nach den künftigen Kosten für einen Schnelltest fragt. Viel Spielraum gebe es nicht, damit es sich für ihn halbwegs lohnt, sagt er. Zum Vergleich: Aktuell bekommt Musabelli 11,50 Euro von der Kassenärztlichen Vereinigung erstattet – 3,50 Euro Sachkosten, 8 Euro für die Durchführung der Tests. Derzeit würden noch zwischen 70 und 100 Leute täglich zum Testen kommen. „Früher war es das Doppelte.“ Bis Ende Oktober will Musabelli sein Testzentrum erstmal offenlassen. „Danach sehen wir weiter.“
Kinder gelten in Herbstferien nicht mehr als „automatisch getestet“
Kostenlos bleiben die Tests ab dem 11. Oktober im Übrigen für Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, sowie Kinder bis 12 Jahren. Jugendliche unter 18 Jahren können voraussichtlich noch bis Ende des Jahres einen kostenlosen Test machen lassen, weil sie erst später ein Impfangebot erhalten haben. Dies bestätigte das NRW-Gesundheitsministerium auf Nachfrage. Allerdings gelten Schülerinnen und Schüler ab den Herbstferien nicht mehr als „automatisch getestet“, weil sie in dieser Zeit keine Tests in der Schulzeit erhalten. Währenddessen gilt für Ferien- und Freizeitangebote aber meist die 3G-Regel. Das heißt: Die Schnelltestzentren werden in den nächsten Wochen also sicherlich vermehrt von Kindern und Jugendlichen aufgesucht.
Annika Eismann, Geschäftsführerin der Falken in Gelsenkirchen, hätte sich eine familien- und trägerfreundlichere Regelung gewünscht. „Die Familien, die unsere Angebote wahrnehmen wollen, müssen ihre Kinder entweder getestet bringen oder bei uns beaufsichtigte Tests durchführen lassen.“ Dies verkompliziere Freizeitangebote in den Ferien für alle. „Warum hat man die Lollitestungen, die normalerweise in den Schulen stattfinden, nicht uns für die Ferienzeit zur Verfügung gestellt? Die Labore haben doch jetzt freie Kapazitäten.“ [Lesen Sie auch:Testpflicht in Jugendzentren: „Massiver Eingriff für Kinder“]