Gelsenkirchen. Mit Millionen aus dem „Modellvorhaben Problemimmobilien“ hat Gelsenkirchen bislang 25 Häuser gekauft. Die meisten wurden oder werden abgerissen.

Problemhäuser hat die Stadt seit Jahren im Fokus. Bereits 2017 standen im Schnitt 150 Immobilien unter kommunaler Beobachtung – weil dort Mensachen unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, weil Lärm und Müll Probleme machen, weil gegen Meldeauflagen verstoßen wird, weil Brandschutz- und Baumängel offenkundig sind, weil die Häuser verwahrlost wirken. Im Extremfall heißt es dann: Haus zu, Bewohner raus. Der nächste Schritt: Die Stadt versucht, in den Besitz von Schrotthäusern zu kommen – um sie vom Markt zu nehmen. In 25 Fällen ist das bislang mit Fördermitteln geschehen.

Gelsenkirchen hat bis 2019 insgesamt 11,4 Millionen Euro Fördermittel akquiriert

2017 hat das Land NRW mit dem Bund das „Modellvorhaben Problemimmobilien“ ins Leben gerufen. Gelsenkirchen gehört – neben Essen, Dortmund, Duisburg oder auch Herne – zu den elf Städten im Land, die am Projekt beteiligt sind und fünf Jahre lang dabei unterstützt werden, Problemhäuser zu beseitigen. Qua Definition muss eine Problemimmobilie „eine problematische Bewirtschaftung aufweisen“ und sich „durch einseitige Entwicklungen der Bewohnerstruktur baulich und sozial problematisch auf ein Fördergebiet der Städtebauförderung“ auswirken.

Für den Rat der Stadt zieht die Verwaltung nun Bilanz: 25 Häuser wurden demnach erworben, acht werden aktuell abgerissen oder sind bereits niedergelegt worden, für weitere sechs Gebäude ist der Abbruch geplant. Für die anderen Häuser gilt: Sie werden erhalten, an einen Investor verkauft oder von Stadtgesellschaften saniert. 2017, 2018 und 2019 hat die Stadt insgesamt 11,4 Millionen Euro Fördermittel akquiriert. Die Kosten für Kauf, abgeschlossene oder laufende Baumaßnahmen gibt die Verwaltung mit aktuell 6,8 Millionen Euro an.

SEG und GGW wickeln Erwerb, Abriss und Nachnutzung der Häuser ab

Der Ankauf und die spätere Entwicklung der Grundstücke, die über das oben genannte Förderprogramm abgewickelt werden, wird durch die Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen (SEG) und die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GGW) umgesetzt. Die Gesellschaften greifen auf dem freien Markt zu. Oder auch bei Zwangsversteigerungen.

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Es sei in den vergangenen Jahren deutlich schwerer geworden, den Zuschlag zu bekommen, stellen SEG-Geschäftsführerin Helga Sander und GGW-Chef Harald Förster fest. Der Immobilienmarkt ist auch in Gelsenkirchen in Bewegung. Die Preise steigen deutlich, bei Versteigerungen hat die Stadt kaum noch eine Chance – auch weil Investoren wissen, dass sich selbst mit schlechter Bausubstanz viel Geld verdienen lässt. Oder Kaufverhandlungen sind äußerst zäh und zeitaufwendig. Wie Förster für die GGW erleben musste, als er mit einer über die Welt verstreuten Erbengemeinschaft über einen Kauf in Ückendorf verhandelte.

Einige Gebäude sollen in einen ausbaufähigen Standard gebracht werden

Nach dem Erwerb erfolgt „der Abriss und eine einfache Herrichtung des Grundstücks oder die sogenannte Herstellung der Modernisierungsfähigkeit“, so die Verwaltung. Sprich: Ist die Grundsubstanz noch entsprechend, werden „die Gebäude in einen ausbaufähigen Standard gebracht“. Allerdings ist der „spätere Ausbau nicht Teil dieses Förderprogramms“.

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Wo Schrottimmobilien standen, klaffen nun Baulücken, teils wurden die Flächen provisorisch aufbereitet. Wie in Schalke-Nord an der Kurt-Schumacher-Straße 110, 113 und 115, wo kleine Grünflächen entstehen sollen. Leer bleibt vorerst auch beispielsweise das Eckgrundstück an der Bismarckstraße 300/Jägerstraße 1. Der Abriss 2019 blieb nachhaltig in Erinnerung. Weil Einsturzgefahr bestand, musste die Durchgangsstraße für Wochen gesperrt werden. Eine Nachnutzung wurde noch nicht festgelegt

Die Perspektive für das Modellvorhaben ist begrenzt. Der Bund hat 2020 entschieden, das Projekt auslaufen zu lassen. Immerhin: Die bewilligten Mittel dürfen noch bis zum Jahr 2023 verwendet werden.

An der Kurt-Schumacher-Straße hat die GGW die Häuser auf einem Eckgrundstück niedergelegt. Die Nachnutzung der Freifläche ist noch offen.
An der Kurt-Schumacher-Straße hat die GGW die Häuser auf einem Eckgrundstück niedergelegt. Die Nachnutzung der Freifläche ist noch offen. © Jörn Stender

Diese Häuser wurden in Gelsenkirchen vom Markt genommen:

Schalke-Nord: Kurt-Schumacher-Straße 110; Kurt-Schumacher-Straße 113/115; Kurt-Schumacher-Straße 146 (Abbruch geplant für Erweiterung der Grundschule); Caubstraße 14: Abbruch ist erfolgt, Nutzung als Freifläche; Hülsmannstraße 15 und 17: Abbruch geplant für Grundschulerweiterung).

Bismarck: Bismarckstraße 300 und Jägerstraße 1; Robergstraße 10 (Abbruch läuft); Auf der Hardt 144: Abbruch geplant, Nachnutzung durch Gewerbebetrieb; Ahlmannshof 31: Abbruch und gewerbliche Nachnutzung geplant; Ahlmannshof 26: Zwischennutzung und danach Abbruch und gewerbliche Nachnutzung geplant; Christinenstraße 20: Nutzung noch offen; Christinenstraße 23: Abbruch geplant; Ferdinandstraße 14: Abbruch läuft; Robergstraße 12: Abbruch läuft; Bismarckstraße 282: Strategie offen.

Rotthausen: Lothringer Straße 54/Saarbrücker Straße 5a, Erhalt und Weiterverkauf an Investor geplant; Saarbrücker Straße 5: Strategie offen; Saarbrücker Straße 2/Schonnebecker Straße 85, Erhalt und Weiterverkauf geplant.

Ückendorf: Bochumer Straße 99 und Bergmannstraße 2: Zusammenlegung und Ausbau durch die SEG mit Städtebaufördermitteln geplant; Bochumer Straße 76: Abbruch läuft; Breilstraße 27 und 29, Instandsetzung geplant.