Gelsenkirchen. Mehr als 36 Erstklässler in Gelsenkirchen sind noch nicht in der Grundschule angekommen, mancher muss lange Wege in Kauf nehmen. Warum das so ist

Wenn ein Sechsjähriger morgens allein aus Bulmke oder Erle zur Kurt-Schumacher-Straße gelangen muss, weil er nur dort einen Grundschulplatz bekommen hat, ist das ein Problem. Ein Problem, das in diesem Schuljahr öfters vorkommt.

Thorsten Seiß, Leiter der Gemeinschaftsgrundschule an der Kurt-Schumacher-Straße, hat unter anderem damit in diesen Tagen zu kämpfen. Alle Grundschulen in der Stadt sind voll belegt und Erstklässler, die nachträglich zu- oder umgezogen sind oder die zu spät angemeldet wurden, landen derzeit in Schalke-Nord. Dort gibt es noch Kapazitäten dank der Erweiterung an der Caubstraße, wohin die Dritt- und Viertklässler der Schule jetzt gewechselt sind.

Mehr Kinder wegen Pandemie-Einschränkungen zu spät angemeldet

Die Infotage mit den Kitas haben nicht stattfinden können, die Anmeldefristen konnten nicht so kommuniziert werden wie sonst, Kennenlerntage gab es nicht: Es gibt viele Gründe, warum Kinder diesmal nicht rechtzeitig angemeldet wurden“, erklärt Seiß. Es kommen auch immer noch Eltern ohne die nötigen Unterlagen für die Anmeldung oder ohne aktuellen negativen Coronatest zu seiner Schule, um Kinder anzumelden. „Aber ohne Test kann ich die Eltern nicht in die Schule lassen“, so Seiß.

Und dann gibt es Kinder, die trotz Ankündigung vom Schulamt bis heute nicht in ihrer Grundschule gelandet sind, nicht einmal zur Anmeldung – an der Kurt-Schumacher-Straße sind es 36! „Da überprüfen wir die Adressen, ob die Kinder überhaupt noch an der Meldeadresse wohnen. Es gibt immer wieder Familien die umziehen, ohne sich abzumelden. Es gibt aber auch andere Fälle. Schulamt, Kommunaler Ordnungsdienst und der Sozialdienst Schule helfen dabei, das zu klären“ erklärt Bildungsreferatseiter Klaus Rostek das Vorgehen.

Suche nach Lösungen läuft

Für das Problem der weiten Anreise für Sechstklässler, das für Eltern mit geringem Einkommen kaum lösbar ist, werde bereits nach Lösungen gesucht, versichert Fridtjof Unger von der unteren Schulaufsicht. Generell gilt: Die Kinder haben Anspruch auf ein Schokoticket für die An- und Abreise, die Eltern eigentlich nicht. Weil zum Schulstart allein mit Bus und Bahn zur weit entfernten Grundschule zu fahren überfordert jedoch manchen Sechsjährigen.

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Bus-Transporte in entfernte Stadtteile gibt es bereits

„Wir finden für solche Fälle Lösungen“, versprechen Rostek und Unger. Kinder aus Internationalen Förderklassen, die nicht alle im Süden unterrichtet werden können, werden bei Bedarf bereits zur weiter entfernten Schulen gebracht. Zudem suchen Schulträger und -aufsicht bereits nach Möglichkeiten, um Schülerströme im Sinne des Mottos „kurze Beine, kurze Wege“ künftig zumindest ein wenig steuern zu können. In NRW gilt allerdings die freie Schulwahl, weshalb die Eingriffsmöglichkeiten begrenzt sind. Entlastung könnte die neue Grundschule an der Ebersteinstraße in Schalke/Grenze Bismarck bieten, die 2022 in Betrieb geht.