Gelsenkirchen Bulmke-hüllen. Baustelle von Emschergenossenschaft und Gelsenkanal ist eine Station des Emscherumbaus in Gelsenkirchen. CDU informiert sich über den Sachstand.

Sie sind weit gekommen, und das merkt man am Geruch. Der für Jahrzehnte typische Mief ist an vielen Stellen auf diesen fünf Kilometern nicht mehr da. Als offener Abwasservorfluter stellt dieses Teilstück des Sellmannsbachs von der Hohenstaufenallee/Wanner Straße in Bulmke-Hüllen durch Bismarck und Schalke-Nord bis zur Emscher an der Kurt-Schumacher-Straße eine der letzten Stationen des Emscher-Umbaus auf Gelsenkirchener Stadtgebiet dar. CDU-Ratsmitglieder aus dem Betriebsausschuss Gelsenkanal und im Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz blickten vor Ort tiefer in das Kanalsystem und die Zusammenhänge.

In bis zu zehn Metern Tiefe in der typischen Gelsenkirchener Mergelschicht ist die Baustelle ein Teil des „Riesenpuzzles“, das hier unterhalb der Florastraße von der AGG Gelsenkanal zusammengesetzt wird. Der städtische Eigenbetrieb übernimmt drei der Bauabschnitte, drei die Emschergenossenschaft. Das Pumpwerk an der Bulmker Straße wird mit dem Anschluss überflüssig, allerdings ist die Bausubstanz noch so gut, dass bisher ein Abriss nicht zwingend ins Auge gefasst wurde. Die Technik allerdings braucht’s an dieser Stelle im Süden der Stadt nicht mehr.

Noch mehr Oberflächenwasser für den Bach in Gelsenkirchen

Im vorletzten Bauabschnitt werden die Kanalrohre in Bulmke-Hüllen am Sellmannsbach verlegt.
Im vorletzten Bauabschnitt werden die Kanalrohre in Bulmke-Hüllen am Sellmannsbach verlegt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das Abwasser wir künftig, wie schon auf den nördlichen Abschnitten, in separaten Rohren geführt, der Sellmannsbach selbst soll wieder frei und klar fließen. „Wir werden ihn wohl mit weiteren Zuflüssen von Oberflächen-, also Regenwasser, vielleicht noch ein bisschen pimpen“, beschreibt Andreas Fischer, zuständig für die Bauausführung bei der AGG. Den Sellmannsbach vor seiner Zeit als Vorfluter kennt ohnehin wohl kaum noch jemand, ist er sicher.

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Zu großen Teilen hat die neue Zeit für den Sellmannsbach schon begonnen. Die Straßen weiter hinauf nach Bismarck und Schalke-Nord sind nach der unterirdischen Bau-Arbeit wieder hergestellt, einige zusätzliche Flächen sind angekauft worden, um dem Gewässer in die Breite zu helfen, und die Natur zurückkehren zu lassen, wo Beton-Halbschalen dem Abwasser Tempo gemacht haben.

Ausgesuchte Bäume im Klima-Wandel und blaues Klassenzimmer am Tossehof

Noch nach Beginn des Emscher-Umbaus zwischen dem Großraum Dortmund und der Mündung in Dinslaken haben sie unterwegs sogar das Renaturierungsprogramm und die ökologische Begleitplanung geändert. Denn inzwischen ist es sinnvoll, andere Bäume zu pflanzen. Sie müssen tiefer wurzeln, um die anstehenden, längeren Trockenperioden zu überstehen.

Technisches Denkmal

Die Zukunft des unscheinbaren Backstein-Bauwerks südlich der Bulmker Straße ist ungewiss. Das Pumpwerk hat jedenfalls technisch ausgedient, „aber die Bausubstanz ist noch völlig in Ordnung“, riss Alfred Dix, Gewässerbeauftragter bei Gelsenkanal, beim Ortstermin mit den CDU-Mandatsträgern an. Ein Abriss sei nicht zwingend notwendig.

Anders als der künftig frei fließende Sellmannsbach wird das Regenrückhaltebecken weiter südlich, das die Abschlags-Wassermengen bei Starkregen fassen soll, allerdings eingezäunt. Es handelt sich um ein technisches Bauwerk, das entsprechend gesichert und unterhalten wird, nicht um ein natürliches Freigewässer, auch wenn es nicht mit einer Beton-Bodenwanne modelliert wird.

Nach dem naturnahen Rückbau sollen Neugierige am Sellmannsbach an einigen Stellen mit Aufenthaltsqualität die sich nach und nach entwickelnde Natur aus der Nähe beobachten können. Die Stationen führen ans Wasser heran oder über Trittsteine über den Bachlauf, am Ufer sollen Tafeln Informationen zum Sellmannsbach bieten. Im Bereich des Tossehofs soll ein „blaues Klassenzimmer“ Unterricht direkt am und rund um das Thema Bach ermöglichen. Der Bach wird hier durch eine besondere Gestaltung und Naturbaustoffe zu einem Freiluftklassenzimmer für Schulklassen und Kitas.

Gelsenkanal will den Termin schaffen

Andreas Fischer ist beim Ortstermin überzeugt, dass der Sellmannsbach noch im laufenden Jahr wieder komplett sauber fließen kann, einige wenige Einleiter im Bereich Plutostraße/Tossehof müssen noch angeschlossen werden. Ob dann die Emschergenossenschaft auch schon den „großen Schieber“ an der Mündung des Schwarzbachs in die Emscher am Nordsternpark umlegen wird, dazu wiegen Planer und Techniker auf Gelsenkirchener Seit noch den Kopf. „Zumindest sportlich gedacht“, heißt es dazu.